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Statt Online-Marktplatz: Innenstadt-Marke soll gestärkt werden

10.11.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1686

180-Grad-Wende beim Thema Online-Kaufhaus: Im Fokus soll in Wunstorf künftig ganz der stationäre Handel stehen, die gemeinschaftliche digitale Transformation findet nicht statt. Neue Online-Themenpakete sollen stattdessen dabei helfen, die Innenstadt als Marke zu stärken. Man beginnt mit einer digitalen „Wunstorfer Weihnacht“.

10.11.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1686
Citymanagerin Tanja Berg, „dreizehn+vier“-Geschäftsführer Stefan Schmädeke, Deniz „Fräulein Fröhlich“ Gierl, Anja Coldewey (Coldewerk) und Bürgermeister Carsten Piellusch stärken die Wunstorfer Innenstadt auf digitalem Weg | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds/as). Als Baustein der Innenstadtbelebung war er gedacht gewesen, aber scheiterte am mangelnden Interesse der Innenstadthändler: ein Online-Marktplatz für Wunstorf, der den Geschäften die Möglichkeit gegeben hätte, mit ihrem Sortiment lokal wie überregional im Netz sichtbarer zu werden und natürlich auch Waren anbieten zu können. Die Gründe für den Fehlschlag brachte Carsten Piellusch (SPD) bei einem Pressetermin zum Plan B heute im Rathaus klar zur Sprache. Einerseits sei die Ausgangslage zu unterschiedlich gewesen: Während manche Händler in Wunstorf gar keine oder kaum Internetaktivitäten entfalten, sei manch anderer bereits umfassend online vertreten – „von hundert Prozent bis null ist alles da“, formulierte es der Bürgermeister.

Eine Aufholjagd zwischen den einzelnen Beteiligten habe man vermeiden wollen, außerdem habe der Blick in andere Kommunen gezeigt, dass derartige Projekte dort rückläufig seien. Es werde nun nach einem „Wunstorfer Weg“ gesucht. Anfang des Jahres hatte man noch anders geplant, ein echter Online-Marktplatz war angestrebt worden.

Standortsicherung

Doch bereits im Sommer hatte sich abgezeichnet, dass von den meisten stationären Händlern explizit gar kein Online-Vertrieb gewünscht wird. Stefan Schmädeke von der Agentur dreizehn+vier, die mit der Ausarbeitung betraut worden war, fasste es mit einem Satz zusammen: Keiner der Händler habe Interesse daran, einen Online-Shop aufzubauen, der z. B. 70 Prozent des Geschäfts ausmachen würde. Kommunen mit entsprechenden Portalen hätten zudem nicht viel Erfolg damit, denn „die Käufer suchen nach dem Produkt, nicht nach dem Händler“.

„die Käufer suchen nach dem Produkt, nicht nach dem Händler“

Stefan Schmädeke

Deshalb sei nun keine Online-Verkaufsstation das Ziel, sondern die Stärkung des stationären Handels. Die Händler, die in Wunstorf ansässig seien, hätten sich für den Standort entschieden, weil man hier gut stationär verkaufen könne, so Schmädeke weiter. Das Altstadtflair, der Beratungsansatz, der persönliche Kontakt – das alles sei die Stärke der Wunstorfer Innenstadt und den Händlern entsprechend wichtig. Die Marke der Innenstadt müsse deshalb weiter ausgebaut werden. Onlineaktivitäten werden als Marketingmaßnahme betrachtet, aber gekauft werden soll vor Ort im Laden – nicht über das Internet.

Stationäre Händler wollen kein „online“

Diesem Gedanken schließt sich nun auch das Citymanagement an und biegt die geplante Online-Unterstützung in Richtung reinen Marketings um. Die ambitionierten Pläne zur Schaffung eines echten Wunstorfer Internet-Kaufhauses wurden damit ad acta gelegt – stattdessen will man sich in Sachen Online-Sichtbarkeit auf Marketingaktivitäten konzentrieren: Die kürzlich neu geschaffene Innenstadt-Marke „Wunstorfer Innenstadt“, in den sozialen Medien auch einfach unter „Wunstorfer“ zu finden, soll dazu in den Mittelpunkt rücken und zum verbindenden Element werden, mit dem sich die Marketing-Reichweite für den stationären Handel im Internet steigern lässt.

Die Originalmarke …
… wird im Rahmen der Weihnachtsaktion modifiziert verwendet

Eine Art digitale Innenstadt-Litfaßsäule soll es nun also werden, die das Angebot des stationären Handels präsentiert, auch ein Andockpunkt für die eigenen Online-Aktivitäten der Händler soll es sein. Instagram und Facebook sind als Kanäle vorgesehen, auch die Homepage der Stadt wird einbezogen.

Bürgermeister Piellusch betont, dass man einen händler- und teilnehmerbezogenen Ansatz verfolge, keinen organisationsbasierten. Die Teilnahme ist damit offen für alle Interessenten. Dennoch soll der Schwerpunkt zunächst auf den Händlern liegen, z. B. Dienstleister stehen (noch) nicht im Fokus.

Online-Adventskalender zum Auftakt

Über die Themenauswahl will man sich dem Projekt nähern und die Marke mit Leben füllen, künftig soll es über das Jahr verteilt zu bestimmten Anlässen wie z. B. Konfirmation Aktionen geben. Aber zunächst steht Weihnachten an: Mit einem Adventskalender beginnt das Onlinemarketing für Wunstorf. Ähnliche Aktivitäten hatte es in den vergangenen Jahren bereits in Wunstorfer Facebook-Gruppen gegeben: Auch dort hatte man in einer Art Adventskalender abwechselnd örtliche Angebote und besondere Weihnachtsaktionen beworben. Abweichend von üblichen Adventskalendern wird der des Citymanagements 30 Türchen haben und bereits am 21. November starten. Der Hashtag #wunstorferweihnacht soll zum verbindenden Element werden. Ob Rabattaktionen, Gewinnspiele oder etwas ganz anderes – den teilnehmenden Händlern bleibt selbst überlassen, welche Inhalte sie verwenden. Die Stadt bietet nur den graphischen und technischen Rahmen sowie Hilfestellung.

Mit diesem Flyer wirbt die Stadt unter den Händlern für die Teilnahme | Foto: Daniel Schneider

Die Gefahr, die gerade erst neu geschaffene Marke „Wunstorfer Innenstadt“ durch Kombination mit anderen Schlagworten zu verwässern, sieht man nicht, die ganzjährig funktionierende Marke werde bewusst je nach Aktion um weitere Begriffe ergänzt, die neben die eigentliche Marke träten. Die flexible Verwendung ermögliche besondere Aktionen wie z. B. jetzt zur Weihnachtszeit, erklärte Citymanagerin Tanja Berg.

Wunstorfer Glücksgefühl

Ganz sicher schon dabei sind Deniz Gierl, Inhaberin von „Fräulein Fröhlich“ in der Südstraße, und Anja Coldewey, Inhaberin von „Coldewerk“ in der Nordstraße. Coldewey berichtete von ihren positiven Erwartungen: Man müsse den Leuten eine Alternative bieten, ihnen zeigen, dass man in der realen Welt etwas erleben kann, was das Online-Einkaufen übersteigt, sagte die Innenstadthändlerin. Diese Begeisterung möchte man teilen. Ein Wunstorfer Glücksgefühl solle sich entwickeln, das neugierig macht auf die Innenstadt, ergänzte Schmädeke. Damit das gelingt, sind nun die einzelnen Händler am Zuge, denn das Projekt lebe vom Mitmachen, sagte Carsten Piellusch. Es sei ein Angebot und eine Chance, sich zu beteiligen. Es sei etwas Neues, so etwas gebe es noch nicht in der Region, so der Verwaltungschef.

Wichtige Themen sollen im Januar gemeinsam besprochen werden. Das Citymanagement geht aktuell auf die Händlerschaft zu, um für die Beteiligung am neuen Online-Projekt zu werben. Die Zahl der möglichen Teilnehmer ist nicht klein: Ca. 120 Einzelhandelsbetriebe seien im Kernbereich der Innenstadt bekannt, sagte Wirtschaftsförderer Uwe Schwamm. Mindestens 30 werden zur Befüllung des Adventskalenders benötigt – sollten es mehr sein, würden Firmen für einzelne Felder z. B. zusammengefasst, so Berg.

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Kommentare


  • G. Taro sagt:

    Eine Weisheit der Dakota-„American Natives“ lautet: „Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab!“

    Der Versuch, mit einem Online-Kaufhaus unserer Innenstadt zu beleben, hat gefloppt. Kein Interesse bei den Geschäftsleuten der „schönsten Innenstadt der Region“. Nun soll es also eine „digitale Innenstadt-Litfaßsäule“ richten. Frei nach dem Motto: „Wenn man ein totes Pferd schon nicht reiten kann, dann kann es doch wenigstens eine Kutsche ziehen.“

    Aber unser Bürgermeister hat es auch nicht leicht. Wenn sich in der von ihm zu verantwortenden Administration keine Expertise finden lässt, greift man eben zu einem externen Berater (zahlt ja das Land Niedersachsen). Und wenn dieser dann den Fehlschlag mit dem Online-Marktplatz (an dessen Implementierungsversuch er beteiligt war) mit der Selbsterkenntnis „… die Käufer suchen nach dem Produkt, nicht nach dem Händler“ kommentiert, dann stimmt uns das für den nun anvisierten „Plan B“ doch zuversichtlich: Man ändert die Kriterien, die besagen, dass das Pferd tot ist.

  • MiNe sagt:

    Der Ansatz den Wunstorfer Händlern eine Palttform zu geben um den stationären Handel zu stärken ist eine tolle Sache. Doch muss das Konzept stimmen und ich hoffe, dass sich das Angebot der einzelnen Händler ergänzt.

    Wenn ich auf den Webshop des weltweit größten Onlinehändlers gehe suche ich nach einem Produkt und schaue es mir an. Gefällt es mir nicht oder entspricht nicht meinen Erwartungen kann ich mit ein paar getippten Worten oder einem kuzen Klich in den Vorschlägen eine alternative finden.

    Um in die Wunstorfer Innenstaft zu besuchen, brauche ich heute einen Impuls. Früher ging ich mit meinen Eltern zum Bummeln in die Stadt und dort konnte ich in den Geschäften stöbern um vielleicht etwas zu finden, was ich „haben wollte“. Später, mit eigenen Kindern, ging man gezielt in Wunstorf oder Hannover einkaufen, da sich die Jahreszeit änderte und die Kinder neue Kleidung benötigten. Heute informiert man sich Online auf verschiedene Plattformen (YouTube, Instagram, Facebook, TikTok) und hat unter dem Video einen Affiliate-Link und bestellt den Artikel. Da ist der Einkauf mit einem Klick, bequem von Sofa aus möglich und schnell erledigt.

    Was ist heute ein Impuls um die Stadt zu gehen? Ein Impuls ist schönes Wetter, ein Besuch in der Gastronomie (Eisdiele, Café,…) mit anschließendem Bummel durch die Fußgängerzone. Oder ein Laden der nicht einfach austauschbar ist, der mir einen Mehrwert bietet und in dem ich nicht meinen Pflichteinkauf erledigen muss (z.B. Lebensmittel). Deshalb ist es aus meiner Sicht unerlässlich genau diesen Mehrwert zu erkennen und anschließend auf den digitalen #wunstorfer Kanälen zu kommunizieren.

    Vielleicht sollte sich hier nicht auf den stationären Handel und die Innenstadt konzentriert werden. Vielleicht sollte man einen ganz großen Ansatz wählen. #wunstorfer für alle – Geschäfte, Vereine, Gastronomie,… mit einer Qualitätssicherung in der Art und Form der Beiträge.

    Innenstädte werden es schwer haben und werden, wie es immer war, einem steten Wandel unterliegen. Doch muss die dem Wandel unterliegenden Stärke immer wieder herausgestellt werden und dafür muss die Stadt, der Einzelhandel und wir Bürger die Stärken unserer Gemeinde und Gemeinschaft kennen.

    Auf ein gutes gelingen.

  • Basti g. sagt:

    Bietet kostenlose Parkplätze dann kommen evtl. Auch wieder mehr Kunden

    • Wunni sagt:

      Ich stelle fest, dass die Stadtverwaltung seit Jahren die Stadt für den Autoverkehr gezielt unattraktiver macht, da nimmt man so manchen Kollateralschaden gern in kauf. Kostenlose Parkplätze sind dann eher kontraproduktiv. Bestimmt fahren bei jedem Wetter bald alle Fahrrad oder sind per pedes unterwegs oder genießen die ausgedünnten Busverbindungen.

  • LS sagt:

    Einfach etwas die Öffnungszeiten anpassen, wäre vielleicht auch keine schlechte Idee…z.B. zwei „lange“ Tage in der Woche. Wenn ich bis 17.00 Uhr arbeiten muss, schaffe ich es zeitlich kaum, so in der Innenstaft aktiv zu werden, dass sich für mich ein Besuch lohnt. Vielleicht sollte man mal über eine Zielgruppenerweiterung nachdenken.

  • Teefugium sagt:

    Leider scheint mal wieder die ältere Genearation ausgleschlossen zu sein. Das stellte gestern meine Mutter fest Ü80. Für mich als Händler nich so wirklich schön, hätte man anders machen können.

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