Wunstorf (red). Die Werbegemeinschaft Wunstorf hat eine Dokumentation der Auepost aus dem vergangenen Dezember zum Leerstand in der Innenstadt zum Anlass genommen, eine Pressemitteilung herauszugeben.
In der im Januar veröffentlichten Fotodokumentation wurde gezeigt, wie sich der Leerstand in der Wunstorfer Fußgängerzone und den angrenzenden Straßen zum Jahresende und dem gemeinhin umsatzstärksten Monat des Jahres darstellte. Dabei hatte sich auch herausgestellt, dass die Zahl der dauerhaft oder vorübergehend verwaisten Geschäfte von den Wunstorfern offenbar stark unterschätzt wird.
Die Werbegemeinschaft Wunstorf bestätigt nun, dass auch aus ihrer Sicht die Anzahl der leerstehenden Ladenflächen im Zentrum zugenommen hat, und fordert die Politik auf, zu handeln: Man dürfe sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit ausruhen. Es sei Aufgabe der Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, in der sich Unternehmen entfalten könnten.
Umsatzzahlen würden sinken, das Einkaufsverhalten sich wandeln – trotzdem könne man nicht alles auf den Internethandel schieben, lokaler Einzelhandel bleibe wichtig. Dafür sei die Erreichbarkeit der Wunstorfer Innenstadt mit dem Auto weiterhin essentiell – und diese Annahme werde gutachterlich gestützt, schreiben die Händler. Die Stadt sei über den öffentlichen Nahverkehr nicht ausreichend angebunden.
Ohne Kunden aus dem Umland sei in den Geschäften aber nicht der Umsatz zu erzielen, der zum Fortbestehen des Einzelhandelsangebotes in Wunstorf nötig sei. Wer das Auto aus der Wunstorfer Innenstadt verbannen wolle, nehme in Kauf, dass der Einzelhandel nicht mehr rentabel arbeiten könne.
Die Auepost dokumentiert an dieser Stelle das Schreiben im Wortlaut:
Wer es wahrnehmen will, wird es wahrnehmen: Der Leerstand von Ladenflächen in der Wunstorfer Innenstadt hat zugenommen. Für uns Wunstorfer ist das ein ungewohnter Anblick. Noch vor wenigen Jahren war so gut wie jede Laden-, Arztpraxis- oder Bürofläche vermietet. Das hat sich verändert (siehe auch Artikel in der Auepost v. 27.1.2025). Zugeklebte Schaufenster und versperrte Ladentüren kannte man aus anderen kleineren Städten im Umland. Die Wunstorfer Innenstadt hingegen galt bisher als sehr lebendig und war bekannt für seine einladende Innenstadt und seinen vielfältigen Handel. Entsprechend hoch war die Nachfrage nach Ladenflächen. Dies entsprach auch der Wahrnehmung von außerhalb. Vor zwei Jahren stellte Herr Gustaffson von der Bulwiengesa sein aktuelles Gutachten zum Wunstorfer Innenstadthandel vor. Auf die Frage, ob er Beispiele für eine Innenstadt nennen könne, an der sich das schon damals erkennbar schwächer werdende Wunstorf orientieren könne, gab er die Antwort: Wenn er in anderen Städten danach gefragt werde, gebe er immer „Wunstorf“ als gutes Beispiel. Darüber kann man sich freuen und vielleicht sogar ein klein wenig stolz sein. Ist es doch das Ergebnis einer guten und engagierten Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten. Es wäre jedoch ein Trugschluss, zu glauben, dass es immer so weitergehen wird. Es reicht nicht, sich auf den Erfolgen der Vergangenheit auszuruhen. Der Umstand, dass Wunstorf derzeit noch vergleichsweise gut dasteht, bedeutet vor den Hintergrund einer alarmierenden Entwicklung lediglich, dass die Fallhöhe größer ist.
Es ist unbestreitbar, dass es für den stationären Handel in den Innenstädten schwieriger geworden ist. Sinkende Umsatzzahlen im Einzelhandel sind ein deutschlandweites Problem. Corona hat das Einkaufsverhalten vieler Kunden verändert und den Online-Handel gestärkt. Die Bedeutung des Onlinehandels sollte jedoch nicht überbewertet werden. Die persönliche, kompetente Beratung und den Mehrwert des Einkaufserlebnisses in einer schönen Innenstadt kann das Internet nicht bieten. Weiterhin gibt es ein großes Bedürfnis der Kunden für den unmittelbaren und persönlichen Einkauf.
Zur fachlichen Beurteilung der Situation liegen vier Gutachten für die Innenstadtentwicklung vor. Das Ergebnis ist eindeutig. Das größte Hindernis für die Besucher der Innenstadt ist die Erreichbarkeit. Wunstorf ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht befriedigend angebunden. Besonders für Kunden aus Städten des Umlandes ist weiterhin das Auto das Verkehrsmittel erster Wahl. Die Kunden aus dem Umland sind für den Innenstadthandel von zentraler Bedeutung. Ohne diese Kunden ist für die Händler kein ausreichender Umsatz zu erzielen.
Wer das Auto aus der Innenstadt verbannen möchte, nimmt dafür in Kauf, dass der Einzelhandel nicht mehr rentabel arbeiten kann. Wenn die Händler keine Gewinne machen, eröffnen sie keine Läden. Wenn die Vermieter keine Mieten erzielen, investieren sie nicht in den Erhalt der Gebäude. Wenn es keinen attraktiven Handel in der Stadt gibt, wird es weniger Besucher geben. Das sind überschaubare Zusammenhänge. Es wäre zu wünschen, dass diese auch in der Politik erkannt werden. Es ist die Aufgabe der Politik, Rahmenbedingen zu schaffen, in denen sich ein lebendiges und vitales Unternehmertum entfalten kann. Es ist höchste Zeit, zu handeln, wenn uns die Wunstorfer Innenstadt in ihrer Schönheit erhalten bleiben soll.
Ja, das ist so wie mit vielem was wargenommen werden müsste und wo die Politik etwas tun sollte. Fahrradweg, Schulen, Schwimmbad, Kinderbetreuung, E-Mobilität….Ich finds gut das der Leerstand hier thematisiert wird.
Wie viele Tage ist es her, dass ich hier beschrieb, wie es ist, nach einem Vollzeitarbeitstag „mal schnell“ in unsere schöne Innenstadt fahren zu wollen? Dummerweise mit dem Auto? Von der Autobahnabfahrt Luthe kommend?
Hier liegt doch das Problem. Es müssen ALLE Menschen in die Innenstadt zügig kommen können und nicht nur ideologisch korrekt grün gedacht. Wir radeln nun mal nicht alle fröhlich pfeifend mit ner Sonnenblume vorne im Körbchen durch die Gegend. Dann wär Deutschland pleite….
Ich gehe am WE auch mal zu Fuß in die Innenstadt, da hab ich Zeit bzw. nehme mir die Zeit, aber unter der Woche eben nicht. Und da muß sich die Politik anpassen und reagieren.
Ein sehr interessanter Artikel, der viele Entwicklungen anspricht, die sich schleichend vollzogen haben. Es ist erstaunlich, wie oft offensichtliche Zusammenhänge lange ignoriert werden – und doch: Wer es wahrnehmen will, wird es wahrnehmen.
Die Diskussion um Ursachen und Lösungen ist sicher wertvoll, aber erfahrungsgemäß sind es oft nicht mangelnde Erkenntnisse, sondern die Bereitschaft, die Konsequenzen aus diesen Erkenntnissen zu ziehen. Veränderungen geschehen nicht zufällig – sie folgen bestimmten Mustern, und man könnte fast meinen, sie sind gewollt.
Was mich immer wieder fasziniert, ist die Vehemenz, mit der an manchen Argumenten festgehalten wird – oft unabhängig von ihrer Plausibilität. Die Leidenschaft, mit der Menschen ihre Überzeugungen verteidigen, verdient Respekt, auch wenn sie gelegentlich einem Glaubenskrieg gleicht. Vielleicht ist es an der Zeit, sich aus diesen unergiebigen Auseinandersetzungen zurückzuziehen und stattdessen die Realität einfach für sich sprechen zu lassen.
Ich wünsche allen, die weiterhin mit offenem Blick unterwegs sind, viel Kraft und Gelassenheit.
Tja, dank der Grünen die das Verbrenner Auto verteufeln
Warum wird der Leerstand der Läden eigentlich stets nur mit mangelndem Parkplatzangebot in Zusammenhang gebracht?
Warum redet niemand über die unterschiedlichen Öffnungszeiten, die dafür sorgten, dass ich mich für einen Einkauf zweimal auf den Weg hätte machen müssen.
Und letztlich … Warum spricht niemand über ein eingeschränktes Warenangebot, welches mich dazu bewog im Internet zu bestellen, weil sich eben manche Händler durch mangelnde Flexibilität und wenig Engagement auszeichnen.
Auch ein Ladenleerstand sollte von mehreren Seiten betrachtet werden.
Wir haben eine der besten ÖPNV-Taktungen in Niedersachsen, aber dennoch muss immer wieder die Parkplatzsituation für andere Probleme erhalten.
Wenn ein Fachgeschäft meint, mittags schließen zu können, kann ich mir auch eine Alternative suchen.
Wenn ein anderer Ladenbetreiber meint, eine EC-Zahlung sei erst ab 15 € möglich, ist das auch kein serviceorientiertes Agieren.
Allein in der Langen Straße gibt es mindestens 4 verschiedene Zeiten, zu denen die Geschäfte am Abend schließen. Hier eine Einigung herbeizuführen, wäre eine Aufgabe der Werbegemeinschaft.
Es gibt Geschäfte, die mit viel Herzblut betrieben werden und die nach eigenen Angaben auch wirtschaftlich gut dastehen. Es gibt auch Betreiber, die hinsichtlich Service etc. ein völlig aus der Zeit gefallenes Verständnis haben. „Vorsicht, Kunde droht mit Auftrag.“ Letzteres helfen keine zusätzlichen Parkplätze.
Wer hat eigentlich darum gebeten, Wunstorf unfreundlicher für Kraftfahrzeuge zu gestalten?
Was dahin gehend seit Jahren passiert, wirkt in der Tat ziemlich bürgerfeindlich.
Auch ich kann diesen Schrei nach Parkplätzen nicht mehr hören!
Nicht ein fehlender Parkplatz schreckt mich ab, sondern die Öffnungszeiten, gar Werktage an welchen Geschaäfte nicht geöffnet sind, fehlender Service, Platz für Kinderwagen, Zugang zu Toiletten… EC Zahlung, gute Auswahl… Attraktive Attraktionen wie in Neustadt.
Mehr Schatten, Spielzeug für Kinder, Gastronomie…
Ich fahre gerne weiter weg, dahin wo ich ein anderes Angebot als in Wunstorf bekomme und gar für das Parken mehr (!) zahle!
Einzig Ärzte und der DM locken mich in die Innenstadt – traurig, aber wahr… Und das liegt nicht am fehlenden Parkplatz!
Bald können wir die Bürger steige hochklappen. Die Fußgängerzone ist wie Lehrgefegt keine Leute mehr da.
Das Problem der Öffnungszeiten gibt es überall. Daran werden leider weder die Händler, noch die Werbegemeinschaft etwas ändern können. Stichwort Personalmangel.
(In der relativ kleinen Firma in der ich arbeite (hauptsächlich Handwerk), gibt es momentan 7 offene Stellen.)
Außerdem: Steigende Kosten bei sinkendem Umsatz. Da muss gespart werden.
Fazit: (Leider) ein realitätsfremder Verbesserungsvorschlag.
Natürlich können Händler etwas daran ändern. Sie müssen ihre eigene Türbeschilderung anpassen und die Tür entsprechend der richtigen Uhrzeiten auf- und wieder zuschließen. Zumindest der Versuch einer Annäherung durch die Werbegemeinschaft wäre gut.
Beispiel: Geschäft A öffnet um 9:30 und schließt um 18:00 Uhr, Geschäft B hat von 10:00 Uhr – 18:30 Uhr geöffnet. Beide haben 8,5 Std. geöffnet.
Der Verweis auf Personalmangel ist bei diesem Thema zu bequem.
Wunstorf befindet sich seit ein paar Jahren deutlich im Abschwung, auch verglichen mit den anderen Städten in der Region Hannover. Nur in Wunstorf stagniert der Mietspiegel, übrigens auch für Wohnungen. Der zunehmende Leerstand der Geschäfte und das lückenhafte Angebot in der Innenstadt schreckt Besucher (gn*) zunehmend ab, ebenso wie die hohen Parkgebühren – was hier besonders kritisch ist, da der Bahnhof fernab in der Innenstadt liegt – und sobald die Nordumgehung fertig ist, werden wohl noch weniger PKW-Pendler mal in Wunstorf zum Shoppen anhalten. Die autofeindliche Stadt wird hier propagiert ohne wirkliche Alternativen im Nahverkehr anzubieten. Der Stadtrat/Bürgermeister hat hier offenbar anderswo die Prioritäten gesetzt. Das kann man dem auch nicht unbedingt vorwerfen – eher den Bürgern, die hier 2021 ihre Wahlentscheidung für die vorhersehbare Politik der seither regierenden Prteien getroffen haben.