Wunstorfer Auepost
[Anzeige]

Asbest-Sorge an den Barne-Schulen: Sind die Hallenabbrucharbeiten gefährlich?

14.06.2023 • Daniel Schneider • Aufrufe: 3056

Während sich Schüler auf den angrenzenden Pausenhöfen aufhalten, sind Arbeiter in Schutzanzügen mit dem Abriss einer asbesthaltigen Turnhalle beschäftigt. Wie kann das sein, dass derartige Schutzkleidung neben spielenden Kindern nötig wird, lautete die Frage.

14.06.2023
Daniel Schneider
Aufrufe: 3056
Turnhallenabriss mitten im Barneschulzentrum | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Der Neubau einer großen Turnhalle im Barne-Schulzentrum war beschlossene Sache – und bereits seit dem Frühjahr laufen die Abbrucharbeiten an der alten Halle. Das in den 1960er Jahren errichtete Gebäude enthält jedoch auch asbesthaltige Bestandteile. Entsprechend aufwändig muss diesbezüglich der Rückbau vorgenommen werden, denn bei Beschädigung von asbesthaltigen Baustoffen droht prinzipiell die Freisetzung der gefährlichen Asbestfasern und damit eine Kontaminierung von Mensch und Umwelt.

Entsprechend besorgt war man nun in der Elternschaft, als beobachtet wurde, wie Arbeiter in Schutzanzügen an der Halle hantierten – während nebenan in der Otto-Hahn-Schule, der Albert-Schweitzer-Grundschule und der Paul-Moor-Schule der normale Schulalltag weiterlief – mit Pausen auf den jeweils teils unmittelbar angrenzenden Schulhöfen. Das berichtete Stadtelternratvertreterin Jessica Rabsch am Mittwochabend im Schulausschuss und gab die Fragestellung, ob eine Gefährdung für Schüler und Lehrer bestehe, an die Verwaltung weiter.

Es wird behutsam vorgegangen

Erste Stadträtin Wiebke Nickel konnte eine Gefährdung verneinen: Die Arbeiten würden von einem Fachbetrieb ausgeführt, der sich mit Asbesthandhabung auskenne. Der vorhandene Asbestzement sei bruchfrei ausgebaut worden, zur Vermeidung von Freisetzung von Fasern in die Umwelt würde das Material befeuchtet.

„Da muss man sich keine Sorgen machen“

Erste Stadträtin Wiebke Nickel

Bei ebenfalls notwendigen Schleifarbeiten sei mit einer Abdichtung und Absaugung gearbeitet worden. Schließlich käme der Asbest in sogenannte Big Bags – diese sind speziell zum sicheren Abtransport von asbesthaltigem Bauschutt vorgesehen. Schutzanzüge schützen die Mitarbeiter vor direktem Kontakt bei der Handhabung des Materials. „Da muss man sich keine Sorgen machen“, so die Erste Stadträtin.

Anfallender Bauschutt | Foto: Daniel Schneider
Die Umkleiden sind bereits abgetragen, die Halle selbst steht noch | Foto: Daniel Schneider

Sabine Tönsing, Schulleiterin der Albert-Schweitzer-Schule, bestätigte diese Einschätzung aus eigener Beobachtung: Die Arbeiten würden sehr vorsichtig, sehr langsam und sorgfältig vorgenommen. Erst jetzt, nach dem Entfernen des Asbestes, würde deutlich mehr an der Halle abgerissen werden.

Wer im Freien an asbesthaltigem Schutt nur vorbeigeht, wird deswegen normalerweise nicht gleich mit Asbestfasern kontaminiert. Unmittelbar gefährlich wird es vor allem für Arbeiter selbst, wenn asbesthaltiges Material frisch beschädigt wurde und dabei Asbeststaub entstanden ist: Dieser darf keinesfalls eingeatmet werden, er kann hohe Mengen von Asbestfasern enthalten. Bei Asbestsanierungen wird auch deshalb Schutzkleidung getragen, um Staub und brüchiges Material nicht zu verschleppen.

In den vergangenen Monaten war äußerlich anscheinend wenig passiert auf dem Gelände – ein im April in die Hallenmauer gerissenes Loch schien lange Zeit der einzig sichtbare Fortschritt zu sein. In Wirklichkeit war die behutsame Entkernung der Halle vorangetrieben worden. Auch Asbest war dabei bereits sicher entsorgt worden, dafür vorgesehene Big Bags hatten auf dem Gelände gestanden. In den zurückliegenden Tagen nun wurde von außen deutlich sichtbarer an der Halle gearbeitet.

Big Pacs Asbesttransport
Big Bags wie diese werden für den sicheren Abtransport von asbesthaltigem Material verwendet. Bei der Handhabung ist Schutzkleidung vorgeschrieben. (Archiv)
Unter anderem wegen seiner ausgezeichneten Hitzebeständigkeit wurde Asbest im letzten Jahrhundert als Bestandteil in vielen Baumaterialien verwendet. Obwohl die Gefährlichkeit des Stoffes schon lange bekannt ist (von Erkrankungen wusste man schon um 1900, als krebserregend gilt Asbest seit 1970), wurde Asbest in Deutschland erst 1993 komplett verboten, in der EU ist Verwendung und Herstellung seit 2005 nicht mehr erlaubt. Die besondere Gefährlichkeit entsteht durch kleinste Fasern, die sich auch aus verarbeitetem Asbest lösen und als Staub in die Luft gelangen. Wenn diese Fasern eine bestimmte Form und Größe haben, setzen sie sich in der Lunge fest und lösen schwere Lungenerkrankungen und Tumore aus. Statistisch gesehen sind dabei Intensität und Dauer des Asbeststaubkontakts relevant: Wer kontinuierlich viele Asbestfasern einatmet, hat das höchste Risiko, wer vorübergehend wenige einatmet, das geringste Risiko, später einmal zu erkranken.
[Anzeige]
[Anzeigen]
Auepost wird unterstützt von:

Kommentare


  • Andreas R. Niepel sagt:

    Bei Abbrucharbeiten, bei denen Asbest vorkommt, ist die TRGS (=Technische Regel Gefahrstoffe) 519 die Grundlage. U.a. werden sachkundige Personen gemäß Gefahrstoffverordnung und fachkundiges Personal verlangt.

    Die TRGS 910 beschreibt für Asbest eine Akzeptanzkonzentration von 10.000 Fasern/m3, die einem Akzeptanzrisiko von 4 : 10.000 entspricht und die bei Unterschreitung mit einem niedrigen, hinnehmbaren Krebsrisiko assoziiert ist.
    Diese Konzentration kann meiner Meinung nach auch in geringer Entfernung eingehalten werden, aber nicht bei direktem Kontakt – daher die Schutzanzüge und Atemschutz für die Arbeiter, aber keine Gefahr für die Umgebung.

    Die Baumaßnahme ist beim Staatlichen Gewerbeaufsichtsamt (GAA) Hannover angezeigt mit folgenden Angaben:
    – Lage der Arbeitsstätte,
    – Asbestprodukte und -mengen,
    – durchzuführende Tätigkeiten und angewendete Verfahren,
    – Anzahl der beteiligten Beschäftigten,
    – Beginn und Dauer der Tätigkeiten,
    – Maßnahmen zur Begrenzung der Asbestexposition und weitere Schutzmaßnahmen,
    – Maßnahmen und Ort der Abfallbehandlung.

    Die Abruchmaßnahme wird vom GAA wg. der bekannten Asbestproblematik in Wunstorf („Asbesthalde“) mit Argusaugen verfolgt.

    Ich habe daher ein gutes Gefühl, dass die Kinder nicht in Gefahr sind.

  • centrodelmargine sagt:

    Ich finde gut, dass sich die Auepost mit dieser Akribie um die Asbestgefahren beim Abriss der Sporthalle in der Barne – und wie damit umgegangen wird – kümmert.
    In der früheren Asbest-Metropole Wunstorf-Luthe ist diese Aufmerksamkeit angebracht. Die Geschichte nicht zu heilen. Aber er weiß und wer spricht von den vielen Asbest-Opfern hier in der Gemeinde? Die Auepost hat in der Vergangenheit einiges über das Fulgurit-Werk in Luthe berichtet. Eine Recherche über die Asbest-verursachten Erkrankungen und Todesfälle habe ich bisher nicht gelesen. Falls es überhaupt wissenschaftlich verwertbare Daten dazu gibt. Andere Erkenntnisse vielleicht doch.

  • centrodelmargine sagt:

    Ich korrigiere mich:
    Dirk Schneider hat vor fünf Jahren einen gut recherchierten Artikel „Asbest – Wunstorfs gefährliches Erbe“ veröffentlicht. Unter dem Hyperlink „gefährliche Asbestfasern“ in obigem Artikel (Zeile 7) ist er zu finden. Berührend sind die Leserkommentare damals, in denen offenbar die Namen von Opfern des Asbest genannt werden!
    Einfach nochmal nachlesen!

  • Manschli sagt:

    Dummes Zeug, Asbesr Fasern sind nur dann schädlich, werden Sie ohne Wasser gesägt, bzw. Asbeststaub!!! Ich kann diese Lügen über Asbest nicht mehr ertragen, alles nur Jammerlappen

  • Schreibe einen Kommentar

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Kontakt zur Redaktion

    Tel. +49 (0)5031 9779946
    info@auepost.de

    [Anzeigen]

    Artikelarchiv

    Auepost auf …