Am Vorplatz der Stadtkirche, hinter der Steinmauer, neben Briefkästen und Telefonzelle steht sie nun: die deutschlandweit erste öffentliche Solar-Sitzbank ihrer Art zum Aufladen des Smartphones. Die Bank bietet bis zu vier Personen Platz, besteht aus Acrylglas und Stahlblech und trägt auf den Frontseiten den Schriftzug „Chillen. Chatten. Chargen!“ (dt.: „Lümmeln. Labern. Laden!“). Eine Rückenlehne gibt es nicht, dafür lässt sie sich von allen Seiten in Beschlag nehmen. An der einen schmalen Seite befinden sich zwei USB-Anschlüsse, in die man sein Handyladekabel einstöpseln kann, auf der anderen ist ein Induktionsfeld integriert, über das entsprechende Handys kabellos durch reines Auflegen geladen werden können.
Unter der Sitzfläche befinden sich die Sonnenkollektoren, die die Energie für den Betrieb der Bank gewinnen. Da die Sitzfläche bei Sonneneinstrahlung sehr heiß werden würde, sind Kühlaggregate zusätzlich eingebaut. In den Seitenteilen der Bank befinden sich die Elektronik und mehrere Akkus in Starterbatteriegröße. Sie speichern die Energie, die mit den Solarzellen auf der Sitzoberfläche erzeugt werden. Außerdem enthält die Bank einen WLAN-Hotspot, so dass das Freifunk-Netz, das es seit einigen Tagen ebenfalls auf dem Marktplatz gibt, zusätzlich verstärkt wird. Wer über die Bank ins WLAN möchte, braucht in seinem Smartphone einfach nur das Netz „hannover.freifunk.net“ auswählen, ein Passwort muss nicht eingegeben werden.
Das Fernsehen war nicht zugegen, aber Radioreporter von NDR 1 Niedersachsen und Radio Hannover interviewten Bürgermeister und Projektbeteiligte für ihr Programm, denn diese smarte Premiere hatte durchaus überregionale Bedeutung. Die Eingangsfrage von Rundfunkreporter Oliver Vollmering, was Wunstorf hat, was Hannover nicht habe, beantwortete sich damit schon von selbst: Deutschlands erste „Smartbench“. Bereits 2015 hatte die RWE AG in Essen eine Sitzbank mit angebautem Solarmodul namens „Soofa“ vor ihrem Firmensitz aufgestellt – jedoch zunächst nur zu Testzwecken. Eine induktive Lademöglickeit und WLAN-Hotspot bot diese Bank im Gegensatz zur Smartbench noch nicht.
Bürgermeister Eberhardt für die Stadt, Udo Sahling für die Klimaschutzagentur Hannover und Franka Simon für die Avacon AG weihten die Smartbank gemeinsam ein.
„Wir fangen in Wunstorf an, wie immer“Franka Simon, Avacon AG
Die zur Zielgruppe passenden jungen Leute mimten Auszubildende der Stadt. Von zwei Mitarbeitern des städtischen Bauhofs, die die smarte Bank zuvor aufgebaut hatten, wurde Wunstorfs neuestes Stadtmöbel anschließend noch endgültig an seinem Platz fest verankert.
Die ersten echten Nutzer ließen jedoch nicht lange auf sich warten: Kaum dass der Einweihungstrubel verflogen war, näherte sich ein Pärchen, um sich sogleich ins Freifunknetz einzuklinken.
„Und das ist kostenlos?“Frage der ersten Nutzer
Auch ein vorbeigehender Vater meinte zu seiner jungen Tochter, dass diese hier nun künftig ihr Smartphone aufladen könne.
Fragen nach der Widerstandsfähigkeit der Bank beantworteten die Initiatoren zuversichtlich: Man hofft, dass die Menschen die Bank „als die ihre“ annehmen würden und nicht mutwillig beschädigten. Die Sitzfläche sei zudem durch eine Schutzschicht besonders gegen Vandalismus geschützt, und auch die Anschlüsse zum Einstecken von USB-Kabeln sind gesichert.
Als Standort für die Smartbank waren auch andere Plätze im Gespräch, zum Beispiel der Alte Markt. Da vor dem Rathaus jedoch mehr Publikumsverkehr sei, entschied sich die Bauverwaltung für den jetzigen Standort. Auch sei die Sonnenausbeute hier gut. Viel Sonnenlicht, viele Leute, auch wegen der regelmäßigen Markttage, und das repräsentative Umfeld gaben dann den Ausschlag für den jetzigen Platz. Die Solarladebank fügt sich nun in das seit kurzem am Marktplatz bestehende Freifunknetz ein, dem kostenlosen WLAN, für das sich die Mehrheitsgruppe im Stadtrat eingesetzt hatte.
Die SPD hatte dabei gefordert, für die Umsetzung die Initiative „Freifunk Steinhude“ einzubinden, was nun auch durch die Verwaltung geschah. Neben der kostenlosen Internetnutzung für Wunstorfer sollen sich dadurch auch positive Effekte auf Gewerbe und Tourismus ergeben. Somit funkt die Smartbench nun nicht autonom, sondern verstärkt das seit einigen Tagen auch in Wunstorf verfügbare Freifunk-Netz. Die Sozialdemokraten hoffen, dass noch viele weitere Hotspots in Wunstorf entstehen werden.
„Wenn genügend Haushalte und Geschäftsleute mitmachen, können wir viele Orte in der Stadt mit freiem, unkompliziertem WLAN für alle versorgen.“Torben Klant
Vorerst wird jedoch nur Wunstorfs Innenstadt rund um das Rathaus zum Smartphone-Mekka: Kostenfreies WLAN und die Möglichkeit, die Geräte auch jederzeit zu laden, das gibt es in dieser Form momentan exklusiv in Wunstorf. Andere Kommunen in der Region sollen jedoch folgen, die Klimaschutzagentur hat angekündigt, weitere Städte mit Smartbenches auszustatten, abhängig von den Erfahrungen, die in Wunstorf nun mit der Bank gemacht werden.
Aktualisierung, 29.3: Absatz über Deutschlands erste Solarladebank in Essen ergänzt.
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