Luthe (ds). Für die Dauerkarteninhaber, die schon früh an diesem Tag ins Luther Naturerlebnisbad kommen, ist am heutigen Dienstag irgendwas anders – eine Schule ist schon vor ihnen da und verwandelt das Freibad in eine Art riesigen Wasserspaßschulhof. Mit Anwesenheitspflicht – als normale Schulveranstaltung. Aber sie waren vorgewarnt: ein Aushang wies auf den Besuch hin.
Die Liegewiese ist dicht bevölkert von jungen Leuten, die um diese Uhrzeit sonst im Unterricht sitzen. Im Nichtschwimmerbereich wird ausgelassen geplantscht, auf der Wasserrutschbahn werden neue Rekorde aufgestellt und der Sprungfelsen ist fest in der Hand der Jungs der Schule, die dort mit wagemutigen Stunts die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Aus Lautsprechern kommt bombastische Musik.
Denn für die Wunstorfer Otto-Hahn-Schüler war gefühlt heute schon Ferienstart: Die gesamte Schule ist auf Schulausflug, unter dem regelmäßigen Motto „Otto Hahn on Tour“. Doch es ging eben nicht ins Naturkundemuseum – sondern ins Naturerlebnisbad. Leicht gestaffelt organisiert ist der Besuch, entsprechend den Jahrgängen.
Zum mittlerweile dritten Mal in Folge lässt man an der Wunstorfer Haupt- und Realschule auf diese Weise das Schuljahr ausklingen. Die Idee dazu geht auf Schulleiterin Helga Radtke-Kreinest zurück, die nach der Coronapandemie etwas Ausgleich für die Schülerinnen und Schüler schaffen wollte – und als Lutherin weiß sie natürlich, welcher Schatz sich dort dafür geradezu anbietet.
Für Schule und Naturerlebnisbad ist es eine Win-win-Situation, erzählt Freibadgenossenschafts-Vorstand Reinhard Gräpel – und sagt gleich dazu, dass er das Wort Win-win-Situation gar nicht so mag. Die Schule tue etwas fürs Schwimmen und die Schulgemeinschaft sowie unterstütze damit gleichzeitig das Bad – und das Naturerlebnisbad erschließt sich auch mögliche neue Fans. In den Vorjahren seien Schüler, die das Bad vorher noch nicht kannten, so begeistert gewesen, dass sie sich nach dem Schulausflug eine Jahreskarte besorgt hätten, berichtet Gräpel. Auch für Schwimmkurse wirbt man – und hofft darauf, vielleicht sogar den ein oder anderen zu gewinnen, der den Rettungsschwimmer machen möchte und in Zukunft selbst als Badeaufsicht am Beckenrand steht. Ab 18 Jahren kann man dies tun.
Aber auch die überzeugten Nichtschwimmer haben an diesem Tag Spaß im Bad, die große Wiese ist ausgelastet, es wird Ball gespielt und gechillt. Die Kooperation ist in dieser Form exklusiv – keine andere Schule in der Stadt nutzt einmal im Jahr geschlossen das Luther Naturbad. Die übrigen Badegäste sind deswegen nicht ausgeschlossen und mischen sich einfach unter die Schüler – und sind froh, dass richtig was los ist im Bad. Denn jeder eingenommene Euro hilft, das Naturerlebnisbad langfristig zu sichern.
Für die Schulleiterin ist es auch ein wenig Spießrutenlauf, überall ruft es ihr von Schülerseite „Frau Radtke, Frau Radtke …“ entgegen. Die Abiturienten und Schulabgänger in der Stadt sind schon feierlich verabschiedet, aber die Zeugnisse für die weiteren Jahrgänge stehen noch aus, so auch an der „OHS“. Und wenn die Schulleiterin sogar im Schwimmbad greifbar ist, dann ist der Weg, mal kurz nachzufragen, ob man irgendwie nach den Sommerferien mit der Freundin in derselben Klasse bleiben kann, kurz. Doch Radtke-Kreinest muss eisern bleiben und lässt sich keine Infos entlocken. Ebenso freundlich-bestimmt lehnt sie ab, als sie nachdrücklich aufgefordert wird, doch auch mal ins Wasser zu springen. Denn sie kann nicht bleiben, sondern muss wieder zurück an den Schreibtisch, nachdem sie allen einen tollen Tag und schon mal schöne Ferien gewünscht hat.
Während die Französischlehrerin an der Rutschbahn nach dem Rechten sieht, nimmt gegenüber einer der Schüler kurzerhand den Sportlehrer am Beckenrand mit der Super Soaker ins Visier – der sich nicht über die Abkühlung beschwert. Auch wenn es schon die dritte Ausgabe des Naturerlebnisbadschulbesuchs war, so traumhaft wie am heutigen Tag war es wettertechnisch noch nie. Die Otto-Hahn-Schüler dürften für den bereits am Vormittag gestarteten Schwimmbadbesuch aktuell von der halben Stadt beneidet werden – am Hölty etwa wurde zum Mittag hitzefrei gegeben.
Für das Schuljahr 2025/2026 steht für die Schulleiterin bereits fest: „Das Naturerlebnisbad wird in die Jahresplanung wieder aufgenommen.“
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