Fahrraddiebstahl ist vermutlich so alt wie das Fahrrad selbst – doch wen es trifft, der verliert nicht nur ein Fortbewegungsmittel oder Sportgerät, sondern oft auch ein liebgewonnenes, individuell ausgestattetes Gefährt. Diese Erfahrung müssen auch Fahrradbesitzer in Wunstorf immer wieder machen.
Wunstorf gehört wie viele andere Städte zu den Orten, an denen die Gefahr statistisch besonders groß ist, dass das Fahrrad verschwindet: am häufigsten werden Fahrraddiebstähle in Mittelstädten ab 20.000 Einwohnern verübt. Geklaut werden dabei Fahrräder jeden Alters, jeden Typs und jeder Marke. Vom Sportrad bis zum E-Bike, vom alten Damenrad bis zum neuen Kinderfahrrad. Professionelle Diebe haben es jedoch vor allem auf die hochwertigen Markenräder abgesehen. Diebstahlschwerpunkt in Wunstorf ist die Kernstadt – und hier wiederum eindeutig der Bereich rund um den Bahnhof: Am Wunstorfer Bahnhof verschwinden die meisten Fahrräder. Aber auch aus anderen Fahrradständern, Hinterhöfen, Gärten oder gar Fahrradkellern werden Räder gestohlen.
Bei den Fahrraddiebstählen ist es nicht anders als bei den Wohnungseinbrüchen: Wenn es zu lange dauert, geben die Diebe auf und wenden sich lieber dem nächsten Objekt zu. Das Problem bei Fahrrädern ist allerdings, dass das Knacken vieler Schlösser nicht länger dauert als ein paar Sekunden. Den Dieben wird es dabei mal einfacher, mal schwerer gemacht. Teilweise wurden unverschlossen abgestellte Räder gestohlen, aber auch mit starken Schlössern an feste Gegenstände angekettete Fahrräder waren vor Diebstahl nicht sicher.
Doch viele Fahrradfahrer sichern ihr Rad meist noch zu sorglos. Hochwertige Bügelschlösser sind das Nonplusultra, um es den Dieben möglichst schwer zu machen, doch viel zu oft sind Fahrräder mit dünnen Kabelschlössern „gesichert“. Dabei sind diese Schlösser nicht mehr als ein leichter Wegschiebeschutz – sogar Gelegenheitsdiebe öffnen solche Kabel mit einem kleinen, unauffälligen Seitenschneider in Sekundenschnelle.
Kabelschlösser könne man allesamt vergessen, nur starre Schlösser stellen einen einigermaßen wirksamen Diebstahlschutz dar, ist von der Wunstorfer Polizei zu hören. Auch werden Fahrräder oft nicht an einen festen Gegenstand angeschlossen, sondern nur in sich selbst gesichert, indem z. B. das Schloss um Fahrradrahmen und Reifen geschlungen wird. Ein so abgeschlossenes Rad lässt sich dann einfach wegtragen – und wird später in Ruhe aufgebrochen.
Bei Sporträdern mit Schnellspannern wiederum machen tatsächlich viele Fahrradfahrer den Fehler, nur das Vorderrad mit dem Fahrradständer zu verbinden, wie von der Wunstorfer Polizei zu erfahren war: Ein Handgriff reicht dann – und das Vorderrad ist gelöst, bleibt angeschlossen am Fahrradständer zurück, und das restliche Rad ist verschwunden.
Ermittlungserfolge seitens der Polizei gibt es eher selten, vor allem die Fahrräder, die von professionellen Dieben gestohlen werden, bleiben meist für immer verschwunden. Eine Fahrradcodierung, wie sie auch von der Wunstorfer Polizei angeboten wird, hilft in der Regel nur gegen Gelegenheitsdiebe. Denn auch die Einzelteile von Fahrrädern sind begehrt, Fahrräder werden mitunter gezielt wegen ihrer hochwertigen Anbauteile gestohlen. Ein codierter Rahmen entfaltet bei professionellen Dieben daher kein großes Abschreckungspotential. Viel Hoffnung dürfen sich die Besitzer deswegen auch nach einer Anzeige bei der Polizei nicht machen – die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen lag in den vergangenen Jahren bundesweit stets unter 10 Prozent.
Der Wunstorfer Polizei gelang in jüngerer Zeit nur ein größerer Schlag gegen Fahrraddiebe: Eine Diebesbande hatte im großen Stil Fahrräder geklaut – und vor dem Abtransport der Räder diese zunächst einmal zwischengelagert – das provisorische Versteck war eine abgelegene Stelle auf dem Feld am Rande der Barne. Ein aufmerksamer Spaziergänger entdeckte die Fahrräder, informierte die Polizei – und die Beamten legten sich auf die Lauer. Als die Diebe die Fahrräder abholen wollten, schnappte die Falle zu.
In den Wunstorfer Facebook-Gruppen z. B. taucht regelmäßig die Bitte auf, nach einem geklauten Fahrrad Ausschau zu halten – meist vergeblich. Andersherum werden bisweilen herrenlose Fahrräder irgendwo gefunden, die dann über diesem Wege wieder zum Besitzer finden. Diese Diskrepanz bei Verlust und Finden hat mit den unterschiedlichen Tätertypen zu tun: Wenn man Glück im Unglück hat, dann war es nur ein Gelegenheitsdieb, der ein nichtverschlossenes oder nur schlecht gesichertes Fahrrad einfach als schnelle Fortbewegungsart genutzt und es dann später achtlos irgendwo abgestellt hat. So erklärt sich, dass manchmal irgendwo an Grundstücken Fahrräder auftauchen, die die Anwohner dort noch nie gesehen haben – manchmal sogar an den Zäunen angeschlossen.
Der größere Teil der gestohlenen Fahrräder geht jedoch auf das Konto von professionell agierenden Banden. Diese Tätergruppe ist mit entsprechendem Werkzeug unterwegs und stiehlt gezielt Fahrräder. Nicht selten werden so gestohlene Fahrräder dann lastwagenweise weggeschafft, um sie ins Ausland zu transportieren. Oder sie werden von Zwischenhändlern ausgeschlachtet, die einzelnen Bauteile zu neuen Fahrrädern zusammengesetzt – und als Gebrauchträder weiterverkauft. Hochwertige Teile landen oft einfach auch bei Internetauktionen. Diese letztere Form des Fahrraddiebstahls ist in der Regel straff organisiert, und die Täter gehen kaum ein Risiko ein. Die Chancen, ein einmal von diesen Tätern gestohlenes Rad wiederzubekommen, sind äußerst gering.
Doch es gibt auch kuriose Fälle von Fahrraddiebstählen in Wunstorf: So stand ein entwendetes Fahrrad, das unverschlossen auf einem Grundstück gestanden hatte, in der darauffolgenden Nacht wieder an Ort und Stelle – der Täter hatte offenbar ein schlechtes Gewissen bekommen und das „geborgte“ Fahrrad zurückgebracht. Die Regel ist das jedoch leider nicht bei Wunstorfer Fahrraddiebstählen. Daher bleibt weiter nur, Fahrräder so gut es geht zu sichern – und möglichst nicht am Bahnhof zu parken.
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