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Hauptärgernis bei der Ortsfeuerwehr Wunstorf: Eine quietschend enge Feuerwache und knappe Ausbildungsmöglichkeiten

09.01.2024 • Daniel Schneider • Aufrufe: 5805

Wird die Wunstorfer Kernstadt-Feuerwache nur noch von Farbe zusammengehalten? Werden Feuerwehrleute hoch gelobt, aber bei der Arbeit im Regen stehen gelassen? Natürlich nicht, aber die Regenrinnen an der Feuerwache sind undicht und die Mängelliste lang. Bürgermeister Piellusch bekam sie während der Jahreshauptversammlung unter die Nase gerieben – und auch mit der Landesfeuerwehrpolitik ist man nicht auf einer Linie.

09.01.2024
Daniel Schneider
Aufrufe: 5805
Wunstorfs Ortsbrandmeister Sven Möllmann (stehend) verdeutlicht Brandabschnittsleiter Lars Schwieger (links) den Wunstorfer Standpunkt | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Sind die bekannten Rolltore an der Feuerwache Wunstorf bald nicht mehr blau, sondern glänzen in blankem Metall? Auf diesen Anblick bereitete Ortsbrandmeister Sven Möllmann schon einmal die Zuhörer auf der Jahreshauptversammlung der Ortsfeuerwehr Wunstorf vor.

Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD), der seinen Urlaub unterbrochen hatte, um am Freitagabend in der Aula der Otto-Hahn-Schule dabei zu sein, als die Wunstorfer Wehr auf das vergangene Jahr zurückblickte, würdigte die versammelten Feuerwehrleute für ihre „hervorragende ehrenamtliche Arbeit“. 2023 sei kein normales Jahr gewesen, die Feuerwehr „jeden Tag in Action“ gewesen. Aber Piellusch wurde nicht nur mit Beifall für seine anerkennenden Worte bedacht. Er hatte als Verwaltungsoberhaupt auch gleich die Mängelliste präsentiert bekommen, die die Feuerwehr in der Kernstadt auf den Tisch bzw. die Leinwand gelegt hatte.

Mängelliste wird abgearbeitet

Diese war recht anschaulich dargestellt, denn es war die Mängelliste vom Vorjahr, die man einfach noch einmal zeigte. Lediglich die schon behobenen Mängel waren durchgestrichen. Dadurch wurde sichtbar: es waren im Verhältnis nicht viele gestrichene Punkte. Neue LED-Beleuchtung kam an die Feuerwache in der Barnestraße 1, die Zentrale wurde modernisiert, die Flure gestrichen und Behelfsräumlichkeiten für die Jugendfeuerwehr errichtet. Das war es mit den Positivpunkten.

Die weiterhin bestehende Wunschliste ist länger: Gegen die abgehakten Punkte stehen die defekten, schleifenden Rolltore, die beim Öffnen und Schließen zunehmend Farbe verlieren, zu kleine Unterrichtsräume, nicht ausreichende Umkleiden, ein zu kleiner Werkstattbereich, Druckluftprobleme, eine kritische Parkplatzsituation, undichte Regenrinnen und ein überdenkenswertes Notstromversorgungskonzept. Zu guter Letzt liegen ausgerechnet an der Feuerwache nach wie vor die Blitzableiter offen. Internetanschluss für die Jugendfeuerwehrcontainer soll immerhin bereits im Februar kommen.

Feuerwache Wunstorf
Feuerwache Wunstorf (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Ehrlichen Applaus gab es dann aber doch für die Aussage, dass der Stadtrat stets alle für die Feuerwehr benötigten Gelder bereitgestellt habe. Vor allem beim Fahrzeugbestand tut sich momentan wieder etwas: Zwei Kommandowagen sind bestellt. Vier Feuerwachen würden derzeit in der Stadt neu errichtet, und in Bezug auf den Kernstadt-Standort, der 1966 gebaut wurde, wisse man: „Die Feuerwache ist nicht neu, das ist klar“, so Piellusch.

Zentrale Lage ist ein Einsatzvorteil

Der Bürgermeister deutete angesichts der Mängelpunkte selbstkritisch an, dass es hier noch Luft nach oben gebe: „Wir müssen sehen, dass wir noch ein bisschen besser werden“, sagte Piellusch vor den versammelten Kameradinnen und Kameraden. Perspektivisch sei ein Neubau geplant. Doch der wird innerhalb der Feuerwehr durchaus auch skeptisch gesehen, weil damit die Standortfrage verknüpft ist. Denn eine neue Feuerwache würde wohl an einem anderen Standort errichtet, und der bisherige Standort wird geschätzt – Möllmann hatte es zu Beginn des Tätigkeitsberichtes am Abend direkt erwähnt: Die schnelle Bereitstellungszeit der Feuerwehr in der Kernstadt sei nur deshalb möglich, weil die Feuerwache zentral liege. Bei einer Lage zum Beispiel am Stadtrand würde es in der Zukunft wohl länger dauern, bis die ersten Fahrzeuge nach einer Alarmierung ausrücken können. Der Grund ist, dass Feuerwehrleute für einen Einsatz prinzipiell immer zuerst zur Wache fahren – die Einsatzkleidung der Ehrenamtlichen hängt nicht zuhause an der Garderobe.

Und Einsätze gibt es reichlich, im vergangenen Jahr war nur die Wunstorfer Ortswehr im Schnitt fast täglich einmal im Einsatz, darunter zu Großeinsätzen wie bei Personensuchen oder zur Katastrophenabwendung. 150-mal leistete man (technische) Hilfe, 83-mal brannte es und 37-mal rückte man zu Fehlalarmen aus.

„Zuweisungen sind eine Katastrophe“

Während man für Wunstorf gegen Katastrophen kämpft, sieht man sich bei der eigenen Ausbildung katastrophal unterversorgt. Einen deutlichen Standpunkt zur Verfügbarkeit von Ausbildungslehrgängen für Wunstorfer Feuerwehrleute durfte sich deshalb auch Brandabschnittsleiter Lars Schwieger anhören, der das Grußwort für die Regionsfeuerwehr übernommen hatte. Seine und Möllmanns Meinung lagen dabei erkennbar weit auseinander. Hintergrund ist die Zuweisung von Lehrgängen für die Ehrenamtlichen: Sich höher qualifizieren und damit wichtige Aufgaben während der Einsätze übernehmen kann man innerhalb der Feuerwehr nur, wenn man spezifische Lehrgänge belegt. Das Angebot entspricht jedoch nicht der Nachfrage, die Wunstorf zugeteilten Plätze in den Lehrgängen sind knapp bemessen. Auch dieser Zustand wird seit langem beklagt. Die Abschaffung landesweiter Angebote in der Feuerwehrausbildung wurde ebenfalls kritisiert.

Während Schwieger relativierte und die Lehrgangsversorgung als funktionierend bezeichnete, brachte Wunstorfs Ortsbrandmeister seinen Unmut deutlich zum Ausdruck, darüber, dass junge Leute, die sich mit Begeisterung in der Feuerwehr ausprobieren wollten, auf diese Weise ausgebremst würden. Möllmann zur Sicht der Wunstorfer Feuerwehrführung: „Wenn man das so in der Wirtschaft machen würde, wären alle Firmen insolvent.“

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Kommentare


  • Gudrun sagt:

    Sporthallen und Schulen marode.
    Investitionsstau auch bei der Feuerwehr.

    Herr Piellusch hat eine kaputt gesparte Infrastruktur in der Stadt geerbt.
    Schwierig aufzuholen, was 20 Jahre versäumt wurde.

    • Georg Braunroth C D U Butteramt sagt:

      Wenn die Infrastruktur kaputtgespart wurde, müsste ja genug Geld da sein um die Wunstorf er Kernstadt-Feuerwache NEU zu erstellen. Auf der Vion-Industriebrache wäre der perfekte Standort mit schnellem Zugang zur Nordumgehung

  • Basti g. sagt:

    Könnte man nicht vor 2-3 Tore eine Halle vorsetzen und z.b. die sprinter vor die lkw stellen

  • Anwohner Barnestraße sagt:

    Vielleicht sollte der Bürgermeister sich von seinem Prestige Objekt von einer (seiner) Fahrradstadt, der autofreien Autobahn Barnestraße verabschieden und das Geld in die Feuerwehr investieren!
    Was ist wichtiger? Eine Autobahn Barnestraße oder eine funktionierende Feuerwehr bzw Feuerwache?

    • Basti g. sagt:

      Ja genau ! Barneplatz ,bürgerpark , die bänke , jugendcontainer , parkuhren ,fahrradtower usw. Und die freiwillige Feuerwehr muss sich mit sowas rumärgern das geht garnicht

    • Ilse K. sagt:

      Prestigeprojekte, die dem Klimawandel zugeordnet sind, sind derzeit die Einzigen, mit denen man glänzen will & darf.
      Wenn man dann andere Notwendigkeiten vernachlässigt (z.B. Kanäle nicht reinigt), die Folgen daraus dann auftreten (bei Starkregen Straßen unter Wasser), dann erklärt man diese zu Folgen des Klimawandels, um damit noch mehr Gelder in die Prestigeprojekte umzulenken.

      Ist doch raffiniert, oder etwa nicht?

      • Gudrun sagt:

        Da wird ja wieder alles durcheinandergewürfelt.
        Unterhaltungsverbände, die Gewässer nicht pflegen.
        Mit den Prestigeprojekten ist vielleicht die Region Hannover gemeint? Bike-Tower oder so?

        Prestigeprojekte der UHV kenne ich jedenfalls nicht.
        Aber Stimmungsmache ist toll – konnte Tony Marshall früher auch gut.

      • Basti g. sagt:

        Bin gespannt was jetzt noch alles vor der Feuerwehr gemacht wird

        • Elke sagt:

          Halt alles was der Rat mit dem Haushalt beschlossen hat.
          So ist das in der Demokratie. Da entscheiden Mehrheiten und nicht was eine Gruppe möchte oder der Basti fordert.

  • Basti g. sagt:

    Elke genau so soll es doch sein ! Nur das die Feuerwehr halt sehr wichtig ist !!!

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