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Wenn dein Ausweis im Sand wiederauftaucht: Tagesstätten-Teilnehmer bringen vollen Einsatz in der Rembrandtstraße

13.03.2025 • Daniel Schneider • 4 Min.Kommentare: 0

Bringt es etwas, auf einem eigentlich sauber wirkenden Wunstorfer Spielplatz gründlich Müll zu sammeln? Oh ja. Tagesstätten-Teilnehmer von Ex und Job waren im Einsatz – und die Ausbeute der Reinigungsaktion kann sich sehen lassen, brachte manch unerwarteten Fund. In der kommenden Woche startet auch die stadtweite Müllsammelaktion.

13.03.2025
Daniel Schneider
4 Min.
Nach einer Stunde waren die Mülltüten gut gefüllt | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). In der kommenden Woche beginnt die Aktion „Wunstorf swingt den Besen“ – die stadtweit organisierte Müllsammelaktion für alle Bürger. So lange wollten die Teilnehmer der Tagesstätte von Ex & Job in Wunstorf nicht warten: Schon am gestrigen Mittwoch waren sie in der Stadt unterwegs, um etwas für die Gemeinschaft zu tun – im doppelten Sinne.

Von der Grünflächenverwaltung der Stadt hatte man sich vorab Infos geholt, wo man tätig werden könnte. Schließlich ausgesucht für die Aktion wurde dann der Spielplatz in der Rembrandtstraße. Der liegt direkt neben der Straße, aber für die Vorbeigehenden trotzdem etwas versteckt mitten im Wohngebiet – ist aber ziemlich weitläufig. Dort nahmen sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ex-und-Job-Tagestreffs Mülltüten und Müllgreifer in die Hand und befreiten das Areal von den typischen Zivilisationshinterlassenschaften. Gründlich und engagiert ging man zu Werke.

Schatzsuche

Dabei sehen die Wunstorfer Spielplätze eigentlich immer recht ordentlich aus, akute Vermüllung ist seltenst zu bemerken. Auch in der Rembrandtstraße wirkte der Spielplatz bislang nicht verunreinigt. Doch das täuschte durchaus: Als die Müllsammelnden nach einer Stunde fertig waren, das Gelände mit den zahlreichen Spielgeräten, großer Rasenfläche und viel Gehölz am Rande zu durchkämmen, war allerhand kleinteiliger Unrat zusammengekommen.

Kuriosester Fund: Ein Schülerausweis eines Schülers der Otto-Hahn-Schule. Kann sich der Schüler den Ausweis jetzt bei Ex und Job wieder abholen? Nein, denn der Ausweis war ohnehin schon lange Zeit abgelaufen. Er wurde mit dem übrigen Müll entsorgt.

Die Menschen nicht sich selbst überlassen

Aber das, was auf den ersten Blick nur wie ein Dienst an der Allgemeinheit wirkte, war auch Dienst an sich selbst: Die Teilnehmer sind im Rahmen ihrer Eingliederungshilfe im Einsatz, bringen Struktur in ihr Leben und stärken soziale Bindungen. Die Tagesstätten wie die von Ex und Job bieten Menschen mit seelischer Erkrankung, insbesondere mit einer Suchterkrankung, eine Tagesgestaltung sowie sinnvolle Beschäftigungs- und Förderangebote. Soziale Isolation soll damit überwunden und die persönlichen Fähigkeiten gestärkt werden, damit Perspektiven entstehen.

Man ist gemeinsam immer wieder zu solchen Aktionen unterwegs, unternimmt zusammen viel, um rauszukommen und Normalität in den Alltag zu bringen, erklärt Sozialarbeiter Florian Schmidt von Ex und Job. Die konkreten Ziele seien dabei ganz unterschiedlich und werden entweder vom Team oder auch von den Teilnehmern selbst vorgeschlagen, so Schmidt. Man zeigt den Teilnehmern mit den Ausflügen und Exkursionen auch, was alles möglich ist in der Gesellschaft.

Sozialarbeiter Florian Schmidt ist mit den Teilnehmern im Einsatz und packt selbst mit an | Foto: Daniel Schneider

Häufigster Wunsch der Teilnehmer selbst: Der Besuch von Hannover 96 im Stadion. Dann fährt man gemeinsam auch mal zum Fußball – und übt dabei gleich die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Denn auch das kann zu den Hürden gehören, die manche Menschen mit einer lange bestehenden Suchtproblematik haben können.

Der Sinn sei, Betätigung im Alltag zu vermitteln und Beschäftigung zu ermöglichen, sagt Schmidt, der schon seit 2009 im Unternehmen ist und seit 2020 im Bereich der neu geschaffenen Tagesstätte arbeitet: „Unsere Teilnehmenden erleben durch diese Aktion Selbstwirksamkeit und gesellschaftliche Teilhabe.“ Der Beitrag zu einem sauberen Stadtbild für die Nachbarschaft in den Wohnquartieren ist dabei nur ein Nebeneffekt.

Dazu kommt die beratende Begleitung. Mitarbeiter wie er sind während der Eingliederungshilfe Anlaufstelle und Anleiter für alle Fragen, Alltagssorgen und Probleme. Das zeigte sich auch gleich im Anschluss der jetzigen Müllsammelaktion: Nach getaner Arbeit ging man gemeinsam ins nahe Restaurant zum Mittagessen – ebenfalls gleich ein Baustein für das Zurechtfinden im ganz normalen Alltag.

Was macht Ex und Job?

Ex und Job gliedert sich in den Verein Ex & Job Soziale Dienstleistungen mit der gemeinnützigen Tochter Ex + Job Arbeit und Freizeit GmbH. Seit Anfang der 1980er Jahre ist man in Wunstorf aktiv, heute gibt es in Wunstorf und der Region mehrere Standorte und Geschäftsbereiche. Medizinisch-berufliche Rehabilitation ist ein großer Bereich, daneben gibt es z. B. auch ambulantes betreutes Wohnen, Tagesstätte, Baubetrieb oder Hauswirtschafts- und Dienstleistungsservice. Sogar Serviceangebote wie eine Fahrradwerkstatt, Textilwerkstatt und ein Pferdedeckenservice existieren. Am bekanntesten in Wunstorf dürften die beiden Einzelhandelsgeschäfte sein: Das Icks-Plus-Sozialkaufhaus in der Nähe der Bahnhofsüdseite, wo sich auch die Wunstorfer Tagesstätte befindet – und der Bastelladen in der Wunstorfer Fußgängerzone. In Schaumburg ist Ex und Job mit Wohnheimen in Stadthagen-Obernwöhren und Wölpinghausen-Bergkirchen vertreten sowie mit Tagesstätten in Stadthagen und Bückeburg. Insgesamt rund 500 Menschen werden mit dem Ziel, sie am gesellschaftlichen und beruflichen Leben teilhaben zu lassen, betreut.

Besenswingen

Die Aktionen wie das gestrige Müllsammeln sind damit eine ganz exklusive Veranstaltung für die Teilnehmer bei Ex und Job. Der Rest der Stadt sollte sich noch ein paar Tage gedulden, um ebenfalls mitanpacken und Umweltbewusstsein zeigen zu können: Zwischen dem 17. und 22. März wird dann offiziell gemeinschaftlich im Stadtbild aufgeräumt. Interessierte, die bereits vorher mit der Müllsammlung starten möchten, werden gebeten, sich zwecks Ausgabe der Müllsäcke mit Ina Glodschei vom Fachbereich Bauverwaltung unter Telefon (05031) 101-205 oder per E-Mail in Verbindung zu setzen.

Schon jetzt tiefengereinigt: Der Spielplatz in der Rembrandtstraße | Foto: Daniel Schneider

Um einen Anreiz für die Teilnahme zu schaffen, wird eine Tombola mit attraktiven Preisen stattfinden. Pro ausgegebenen Müllsack wird ein Los ausgeteilt. Um an der Tombola teilnehmen zu können, müssen die ausgefüllten Lose bis zum 31.03.2025 bei der Stadt Wunstorf abgegeben werden, wo auch die Ziehung der Gewinner erfolgt.

Keine Einzelaktion

Auch die Ex-und-Job-Teilnehmer werden weiter im Sinne einer sauberen Stadt unterwegs sein, es geht weiter mit den Spielplatzreinigungen. Als Nächstes wird man sich in Absprache mit der Stadt um den Spielplatz in der Senator-Kraft-Straße kümmern.

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