Wunstorfer Auepost
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Jetzt Autobahnneubau durch die Barne!

27.05.2023 • Horst Koschinsky • Aufrufe: 6407

Klartext für Wunstorf: Wenn die Region die Verkehrswende so schnell schafft, wie sie die Fahrradparktürme am ZOB in Betrieb genommen hat, dann ist Wunstorf so richtig am Arsch, wenn wir hier damit anfangen. Aber in der Zwischenzeit kann man ja ruhig schon mal die Fahrzeuge aus der Barne werfen, meint Horst Koschinsky.

27.05.2023
Horst Koschinsky
Aufrufe: 6407

Das kann doch nicht euer Ernst sein. Das Hallenbad hat noch nicht mal eine Bushaltestelle, aber ihr wollt sicherheitshalber schon mal das Barneviertel in eine autofreie Verkehrsexperimentierzone verwandeln? Ausgerechnet ein Viertel, das vor 60 Jahren schon einmal als Verkehrsexperiment gestartet war? Den Witz hab ich noch nicht ganz verstanden. Verkehrswende mit der Brechstange. Wenn die Barne-Bewohner beim Stichwort Parkplätze genauso drauf sind wie die Innenstadthändler … na dann viel Vergnügen.

Wäre es zu viel verlangt, dass ihr erstmal nur dafür sorgt, dass die Basics funktionieren in der Stadt? Mal so ganz ohne Prestige-Projekte? Dass man beim Freitagswochenmarkt einen Parkplatz findet. Dass man beim Warten auf den Bus nicht im Regen steht. Dass man auch als Radfahrer Überlebens-Chancen auf der Hindenburgstraße hat. So Kleinigkeiten halt. Nein, es muss immer die ganz große Verkehrspolitik sein. Unterhalb von Leuchtturmhöhe läuft nichts. So als ob Wunstorf damit noch nie krachend gescheitert wäre. Ein Wunder, dass damals in Wunstorf kein Transrapid vom Bahnhof zum Hallenbad gebaut wurde.

„Warum nicht gleich die Barnestraße ganz abbauen und aus dem Barneplatz einen großen Parkplatz machen?“ Das war vor Jahren meine irre Idee. Jetzt habt ihr es tatsächlich vor. Find ich gut, dass ihr meine Vorschläge aufgreift. Sich zum Horst machen, könnte man auch sagen.

Das Hallenbad ist so gut erreichbar wie eine Pommesbude im Himalaya. Selbst Regiobus fährt da nicht hin, weil es zu abgelegen ist. Aber ihr baut das a) trotzdem zum Riesen-Freizeitbad aus und stellt b) noch mehr Mammutprojekte wie Sportplätze und Veranstaltungshallen in ein dichtbesiedeltes Gebiet. Am Ende stellt ihr dann überrascht fest, dass die einzige Straße dorthin zu klein ist. Herzlichen Glückwunsch.

Das Hallenbad ist so gut erreichbar wie eine Pommesbude im Himalaya

Um die Verkehrsprobleme der nächsten 50 Jahre in der Barne zu lösen, werdet ihr schon etwas größer denken müssen, als nur den Anwohnern die Parkplätze zu verbieten. Eine Autobahn durchs Barnewäldchen mit Anschlüssen an Kolenfeld und B442. Das wäre das Mindeste. Auf der dazu passenden Autobahnraststätte kann man dann wieder parken. Aber weil das nicht zum Zeitgeist passt und die Nordumgehung eh schon so anstrengend wird, schaut man halt mal, was man noch so anstellen kann.

Natürlich könntet ihr einfach ein Elterntaxiverbot durchsetzen. Dann kämen auch wieder die Schulbusse durch. Aber man kann stattdessen auch ein ganzes Viertel umbauen. Logisch. Angefangen mit einer Straße, in der außerhalb von Schulbeginn und Schulschluss so viel los ist wie in der Wunstorfer Fußgängerzone nach 18 Uhr. Das ist wie einen einzelnen Baum mitten in den Wald pflanzen, um dann hinterher sagen zu können, dass man das Klima gerettet hat.

Das ist wie einen einzelnen Baum mitten in den Wald pflanzen, um dann hinterher sagen zu können, dass man das Klima gerettet hat.

Die Wunstorfer Lösung für alle Verkehrsprobleme: Erst mal Parkplätze verhindern, und dann sehen wir weiter. Hat in der Innenstadt super funktioniert. Wird in der Barne genauso super funktionieren. Wie wäre es, erstmal zu zeigen, dass man ein Projekt abschließen kann, bevor man zehn neue plant? Klappt das inzwischen mit der Verkehrslenkung in Steinhude an den Wochenenden? Wann nochmal sollten die Fahrradparktürme am ZOB in Betrieb gehen?

Ich sehe schon ein Barneviertel ganz ohne Parkplätze – aber sorry, die Leih-Lastenräder konnten leider noch nicht geliefert werden. Auf die Art schafft man so viel Vertrauen und Begeisterung für neue Projekte wie der Typ, der mir diese Woche schon dreimal neues Internet an der Haustür andrehen wollte. Wende in Verkehrswende bedeutet dann nur noch, dass sich die Menschen abwenden.

Dass man in Wunstorf immer den zweiten Schritt vor dem ersten tut, dafür kann die Verkehrswende ja aber nichts. Deshalb drei Vorschläge, wie das Projekt ganz sicher doch noch zu einem Erfolg wird:

  1. Die Barne-Einwohner verzichten freiwillig auf Parkplätze im Viertel und dürfen stattdessen an allen Tagen mit a plus Mittwoch gratis im Rathausinnenhof parken. Kann man gleichzeitig noch als Innenstadtbelebungsprojekt fördern lassen.
  2. Die Badeinselbesucher parken künftig mit in der Barne und werden mit der Pferdekutsche (wahlweise Lastenrädern, wer weiß schon, wie viel CO2-Ausstoß so Pferde verursachen …) im halbstündigen Shuttle-Service nach Steinhude gebracht. Natürlich nur so lange, bis die Meer-Bahn wieder aufgebaut ist und auch am Barneplatz hält. Unter der Woche dürfen die Anwohnerautos dafür auf der Badeinsel stehen.
  3. Wir fangen mit dem Projekt autofreie Stadt nicht in der Barne an, sondern rund ums Rathaus. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, schafft echte Akzeptanz in der Bevölkerung. Aus dem Bauamtsparkplatz wird eine Obstwiese. Städtische Beschäftigte und Mandatsträger bekommen Rabattgutscheine für Fahrradzubehör.

Ich bin mir sicher, irgendwas davon wird genauso wahr werden. Dann wird man in ein paar Jahren in der Barne glückliche Menschen sehen, die auf Miet-Lastenrädern ihren Wochenendeinkauf für die sechsköpfige Familie fröhlich durchs Viertel radeln und danach in die Pferdekutsche steigen, um den Sammelparkplatz für ihr E-Auto in Steinhude zu erreichen. Die Zukunft wird großartig in Wunstorf. Da bin ich mir auch ganz sicher.

Mit verkehrsgewendeten Grüßen
Horst Koschinsky

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Kommentare


  • S. M. sagt:

    Besser kann man es garnicht auf den Punkt bringen, die Stadt erschafft grundsätzlich nur Trümmer und dann geht es auf ein Neues los, die Brechstange angelegt als wenn es kein Morgen gäbe, die nicht vorhanden Fehler korrigieren und ups natürlich nicht zu verschlimmern Ich würde nur zu gerne den Planer mal persönlich kennenlernen und die Hand schütteln..

    Mir wurde mal beigebracht, mach es richtig und dann meckert auch keiner, aber so langsam fehlen einem die Worte und an Basics gibt es eine soooo endlose Liste, aber was zählt es schon was der Bürger will

    Es ist schon wirklich traurig, Danke für nichts…

    • Alfred sagt:

      Sie kennen den Planer gar nicht?
      Haben Sie noch nie an einer der zahlreichen öffentlichen Sitzungen teilgenommen?
      Nun, darauf warten, dass die Stadt sie in Ihrem Wohnzimmer besucht und um Ihre Meinung fragt, müssen Sie wohl noch lange. Wie wär’s denn mal, sich konstruktiv einzubringen, z.B. bei der bevorstehenden Bürgerbeteiligung. Nicht nur hier Stimmung machen!

      • S. M. sagt:

        Ach Herr Alfred, Ironie heißt hier das Zauberwort…

        Ich weiß sehr wohl, was aus meiner persönlichen Meinung entstand, wieviel konstruktives im öffentlichen und nicht nicht öffentlichen Teil passiert.

        Ob nun die kleine Stadt oder das Land, Gelder werden meiner Meinung nach sinnlos rausgefeuert und was der kleine Bürger will interessiert sowieso keinen. Hab da schon zu viel erlebt und gerne können wir das bei einem Kaffee aus diskutieren, aber bitte nicht hier. Danke

  • Annerose Becker sagt:

    Prima ,Herr Koschinsky,Ihr Beitrag ist Klasse,ich wohne auch in der Barne ,das Projekt Barnemarkt ist schon eine grosse Nr.,drei Häuser von der Umwelt abgeschlossen und daß seit November,ob unseren Ratsherren sowas gefallen würde ,wenn sie ihrTransportmittel nicht mehr benutzen könnten

  • Birgit N. sagt:

    „3. Wir fangen mit dem Projekt autofreie Stadt nicht in der Barne an, sondern rund ums Rathaus. Wer mit gutem Beispiel vorangeht, schafft echte Akzeptanz in der Bevölkerung. Aus dem Bauamtsparkplatz wird eine Obstwiese. Städtische Beschäftigte und Mandatsträger bekommen Rabattgutscheine für Fahrradzubehör.“

    Danke, Horst, das trifft den neuralgischen Punkt vieler. Ein super Vorschlag auch für Diejenigen, die nur entscheiden, statt zuzuhören und mitzudenken.

    • Elke sagt:

      Mandatsträger haben einen Anspruch auf den Parkplatz in der Stiftsstraße?

      Das muss ganz neu sein. Das galt gestern noch nicht.

  • Frau Thiele sagt:

    Guten Morgen, ich wohne seit 20 Jahren hier und ich muss sagen, es hat sich hier nichts verändert… Evtl nimmt sich die Stadt Wunstorf diesen Beitrag einmal zu Herzen.. Grüße aus Großenheidorn

    • Elke sagt:

      Wie ist das zu verstehen?
      Es wird beklagt, dass sich seit 20 Jahren nichts ändert?
      Andererseits beklagen sich ja einige anderen, gerade, weil sich etwas ändern soll.

      Bei dem breiten Meinungsbild ist es nicht leicht, allen Interessen zu entsprechen.

  • Detlev Ulrich Aders sagt:

    Genialer Kommentar von Horst. Es handelt sich tatsächlich um ein Prestigeprojekt. Auf Biegen und Brechen soll dem Bürger die Nutzung seines KFZ „vermiest“ werden. Mal überlegen. Autos parken nicht mehr am Straßenrand: Keine Verkehrsberuhigung. Fazit: „Raser“ sind unterwegs. Am Ende kommt die „Lösung“ der Stadtverwaltung: Pflanzkübel. Also sollten dort weiterhin KFZ parken, weil der Effekt doch derselbe ist, oder ? Meine Meinung: Lasst die Menschen selbst entscheiden, welche Art der Fortbewegung sie bevorzugen. Parken am Straßenrand zu verbieten und aufs Fahrrad zur Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel zu zwingen, ist der falsche Weg.

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