Wunstorf (ds). Aus stadtklimatischer Sicht könnte der Jahnplatz problemlos bebaut werden – so in etwa kann man ein Ergebnis des Gutachtens auf einen Nenner bringen, das am Mittwochabend erstmals im Wunstorfer Ortsrat öffentlich wurde. Das Gutachten hatte untersucht, ob Geschossbebauung sich negativ auf die umliegenden Bereiche auswirken würde, und hatte dazu die entsprechenden Bauten für ein Klimamodell simuliert. Denn der Bereich an der Alten Südaue gilt als wichtiger Teil der „grünen Lunge“ der Innenstadt und wird neuerdings als besonders wichtig betrachtet angesichts des Klimawandels – dass die Altstadt in den Sommermonaten nicht überhitzt, wird auch dem Grüngürtel an den Auen zugeschrieben.
Das Gutachten kommt nun aber zu dem Schluss, dass eine vorgesehene Bebauung keine nennenswerten Effekte auf die Umgebung haben würde. Mit den Häusern entstünden keine größeren Auswirkungen auf die umliegenden Bereiche, und auch die etwa zum Alten Markt wandernden Luftströme würden weiterhin strömen. Angenommen wurde dabei die Bebauung jeweils auf nördlicher Seite entlang des alten Freibadgeländes und des noch bestehenden Sportplatzes zwischen Polizei und Feuerwehr, der aktuell auch noch als Spiel-, Freizeit- und Grünfläche genutzt wird.
Auch für die Nachbarschaft ergäbe sich keine erhöhte Wärmebelastung, ist dem Gutachten als Fazit zu entnehmen: Die neue Bebauung behindere aufgrund Lage und Höhe die Durchlüftung im Zentralbereich der Grünfläche nicht, die Fernwirkung der Gebäudeaufheizung sei auf nur wenige Meter beschränkt und insgesamt seien keine klimatisch negativen Auswirkungen der geplanten Neubebauung auf die umliegende Bestandsbebauung feststellbar.
Unabhängig vom Ergebnis des Gutachtens sind vor allem die direkten Anwohner sprichwörtlich auf den Zinnen: Dass die Ergebnisse der großen Bürgerbeteiligung von vor 7 Jahren nun einfach verworfen und der Grünbereich in fast voller Länge entlang der Amtsstraße bebaut werden könnte, sorgt für mehr als nur Kopfschütteln. Es fehle das Gegengutachten, das Vergleiche zu den alten Plänen aus dem Beteiligungsverfahren erlauben würde, merkte einer der Zuhörer an, die den Tagesordnungspunkt auf der Ortsratssitzung am Mittwochabend in der Otto-Hahn-Schule verfolgt hatten. Es wird gemutmaßt, dass sich hier auf Kosten der Allgemeinheit eine goldene Nase verdient werden soll. Die Kritik war bereits im vergangenen Jahr wieder aufgeflammt, als auf einmal Bewegung in das Thema gekommen war. „Hier gibt es ja sonst nichts“, hatten Familien geäußert, die um ihre Naherholungsmöglichkeiten in der Stadt fürchten.
„ein bisschen unerwartet, das Ergebnis“
Kirsten Riedel (SPD)
Kirsten Riedel (SPD) zeigt sich überrascht von dem Ergebnis des Gutachtens und meinte, dass man den Inhalt auch für künftige Bauplanungen gut in Erwägung ziehen könne. Das Thema werde in der Fraktion nun weiter diskutiert werden. Vergleichbar äußerte sich auch Ulrike Hansing für die CDU, die das Gutachten als nützlich für die weiteren Beratungen einordnete.
Wer dort baut, der braucht sich bei späteren Hochwassern nicht melden, um Schadenersatz zu fordern, da diese Gelände bekannterweise Risikogebiet bezüglich Hochwasser ist.
Keine Ahnung, wer sich das alles ausdenkt.
Der Landschaftsplan der Stadt Wunstorf ordnete den Jahnplatz, den ehemaligen B-Platz,das Freibadgelände usw. als Kategorie IV Bereich = keine Bebauung – ein. Zudem gab es in den letzten Jahren viele Versprechen hochrangiger Wunstorfer,dass eine Bebauung des Bereichs nicht erfolgen werde! Wer in Wunstorf Klimaschutz zukunftsorientiert, überzeugend und glaubwürdig umsetzen will, muss es an dieser Stelle Wunstorfs unter Beweis stellen! Ausgleichsflächen in der Region oder ein paar Bäumchen pflanzen, werden nicht helfen! Wobei, Fördermittel gab es auch einmal!
Es fällt im Gutachten auf, das der Abriss der ehemaligen Umkleiden nicht ausgiebig gewürdigt ist. Wenn das Gebäude weg ist, verändern sich die Strömungsverhältnisse wesentlich. Weiterhin fällt auf, das nicht auf die Frischluftschneise für die Innenstadt eingegangen wird. Ich finde kein Wort darüber ob wir eine solche Schneise brauchen oder nicht. Dagegen fällt auf, dass das Feuerwehrgebäude im „Wege“ ist. War da nicht die Forderung der Feuerwehr ein neues Gebäude zu bekommen?
Dann doch bitte nicht mehr an dieser Stelle, stattdessen Rückbau des Gebäudes und Rückholen der Natur in die Stadt. Die südliche Bebauung steht genau in der Kaltluftquelle und wirkt somit wesentlich auf den Bereich der Aue mit den Lebensräumen vieler Arten.
Bei einer Renaturierung der Südaue mit Mäandern bekommen wir eine Stärkung der Kaltluftproduktion.
Die Wunstorfer haben ihr Freibad verloren, wollen wir auch eine wichtige Erholungsfläche verlieren?
Bolzplatz, Park, Boule, Kletterwände, Spielplatz und mehr Natur wären aus meiner Sicht auf dem Jahnplatz und Freibadgelände besser. Wir sollten den Klimawandel und die weiter steigenden Temperaturen in den Nächten bedenken.
Vielleicht hilft ja das tatsächlich belastbare Gutachten, dass es sich beim Gelände des Jahnplatzes um ausgewiesenes Risikogebiet außerhalb von Überschwemmungsgebieten nach §78b WHG handelt?
Das kann man sich spontan beim Niedersäschsischen Ministerium für Umwelt, Energie & Klimaschutz Referat 14 abholen, damit später keiner behaupten kann, er hätte davon ja nichts gewusst.
Oder einfach selbst nachgeschaut:
https://www.umweltkarten-niedersachsen.de/Umweltkarten/?topic=Hochwasserschutz&lang=de&bgLayer=Orthophotos&zoom=13.271405238445945&E=528838.58&N=5808194.80&catalogNodes=&layers=Risikogebiete_ausserhalb_von_Ueberschwemmungsgebieten_78b_WHG_HWS
Ob das jetzt primär finanziellen Interessen diverser „Entscheider“ nicht in den Kram passen wird?
Wer weiss?