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„Keine Wunstorf-Bremse einführen“: Grüne scheitern mit Geschäftsordnungsänderung im Stadtrat

13.11.2023 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1080

Die Grünen sind mit dem Vorhaben gescheitert, kleinen Gruppen im Wunstorfer Stadtrat mehr Rechte zu verschaffen. Die Vertagung von Tagesordnungspunkten sollte für sie einfacher werden.

13.11.2023
Daniel Schneider
Aufrufe: 1080
Im Wunstorfer Stadtrat | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Die Grünen-Fraktion im Stadtrat ist während der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch damit gescheitert, die Geschäftsordnung des Rates ergänzen zu lassen. Vorgesehen war, dass im Rat künftig ganz formal ohne größere Hürden die Zurückstellung einer Beschlussvorlage hätte beantragt werden können.

Hintergrund ist, dass die Verwaltung in der Vergangenheit für die Kurzfristigkeit von zur Verfügung gestellten Vorlagen kritisiert worden war. Aus den Reihen der Grünen und der CDU war zu hören gewesen, dass die Kommunikation nicht ideal gewesen sei. Vor allem die Grünen hatten dabei vorgebracht, nicht ausreichend Zeit erhalten zu haben, um sich mit Vorlagen entsprechend intensiv beschäftigen zu können. Dies war vor allem bei der Abstimmung über den Barneturnhallenneubau zu Tage getreten. Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) hatte teilweise Verständnis für die Kritik geäußert, böswillige Absichten jedoch zurückgewiesen.

Mit der Änderung der Geschäftsordnung wollten die Grünen nun erreichen, dass im Rat die Vertagung von Tagesordnungspunkten einfach beantragt werden kann, ohne dabei auf das Wohlwollen stärkerer Fraktionen angewiesen zu sein. Dies hätte einen einfachen Mechanismus geboten, mehr Zeit für die Beschäftigung mit Themen zu erhalten, wenn keine eilbedürftigen Abstimmungen vorgelegen hätten.

Pavel: Umgang im Rat ist fair

Martin Pavel (CDU) erläuterte für die Mehrheitsgruppe, warum man den Antrag nicht unterstütze. Die Idee sei grundsätzlich gut, aber es bestehe kein Regelungsbedarf. Für eine formale Regelung sähe man keine Notwendigkeit, da Absprachen auch so funktionierten: Wenn eine Fraktion noch Beratungsbedarf habe, dann sei ihnen dieser von den anderen auch zugestanden worden, sagte Pavel und nannte entsprechende Beispiele aus jüngerer Zeit. Die von den Grünen geplante Änderung berge stattdessen die Gefahr von Verzögerungen von Verwaltungsverfahren – die Bürger erwarteten jedoch das Gegenteil, schnelles Verwaltungshandeln sei das Ziel: „Wenn der Bundeskanzler von Deutschland-Tempo spricht, sollten wir in Wunstorf nicht die Wunstorf-Bremse einführen.“

FDP-Ratsherr Klaus-Jürgen Maurer schloss sich der grünen Meinung an und widersprach: „Kleine Fraktionen haben es nicht so ganz einfach.“ Für den Antrag stimmten schließlich nur Maurer und die Grünen bei insgesamt 7 Stimmen – AfD, CDU und SPD stimmten geschlossen für Nein. „Leider abgelehnt“, stellte Ratsvorsitzender Rolf Herrmann (SPD) fest.

von Daniel Schneider
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Kommentare


  • Andreas R. Niepel sagt:

    Dieser Vorgang ist ein gutes Beispiel, um die Unterschiede zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik kenntlich zu machen.
    Das Ansinnen der Grünen wäre bspw. bei der Änderung des sog. Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) sinnvoll gewesen: es ging es um die bedingungslose Haftung in Höhe von 750 Mrd €; über den ca. 1.000-seitigen, ausschließlich englischsprachigen, Gesetzentwurf sollte über Nacht entschieden werden.
    Auf Bundesebene war damals von den Grünen leider kein Einspruch zu hören.

    Nun sind wir auf kommunaler Ebene.
    Die Verwaltung hat nun schon mehrmals Vorhaben und zugehörige Beschlussvorlagen spät zur Beratung gegeben, so dass Kritik angebracht ist und Hr. Maurer Recht hat, der darauf hinweist, dass eine fristgerechte Bearbeitung durch eine Partei mit wenigen Mitgliedern schwierig ist. Das Problem hat die AfD auch.

    Aber während es damals beim ESM auf Bundesebene keine Rücksicht auf Beratungsbedarf gab, ist das auf kommunaler Ebene in Wf anders: wenn ein Martin Pavel zusagt, dass Beratungszeit fraktionsübergreifend zugestanden wird, dann ist das auch Konsens in Wunstorf.
    In Nienburg, NRÜ oder Barsinghausen kann so etwas ganz anders aussehen.
    Aber wir sind hier in Wunstorf; der Antrag der Grünen konnte hier getrost abgelehnt werden.
    Kommunalpolitik in Wunstorf.
    (@Leser: Beteiligen Sie sich u.a. in Einwohnerfragestunden an der Kommunalpolitik!)

  • centrodelmargine sagt:

    O weh!
    Die Mehrheit im Rat will Olaf Scholz‘ Deutschlandtempo für Wunstorf. Gegenantrag „leider abgelehnt“! Das kann was werden. Ich bin gespannt.

    Übrigens:
    Deutschlandtempo für die letzten Meter am Barneplatz? Leider …

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