
Wunstorf (as). Das Thema Innenstadt-Renovierung ist in aller Munde. Gerüchte und Spekulationen schießen ins Kraut, seit klar ist, dass die Sanierung der Innenstadt näherrückt. Es gibt umfangreiche Drucksachen aus dem Rathaus dazu, öffentliche und vertrauliche Termine und inzwischen auch diverse Informationen der Stadtverwaltung in den sozialen Medien. Auf ihrer Internetseite hat die Stadt eine Liste von Fragen und Antworten zusammengestellt, die ständig aktualisiert werden soll.
Das Rathaus hat sich zu einer Art Doppelstrategie entschieden: Einerseits wird das Ergebnis eines ambitionierten Ideenwettbewerbs bis Ende November unter Verschluss gehalten, und die Teilnehmer der Sitzung des Preisgerichts sind zu unbedingtem Stillschweigen verpflichtet worden. Auch dem Rat der Stadt werden die Beratungsergebnisse noch vorenthalten. Andererseits äußert sich Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) in einem großen Zeitungsinterview detailliert zum Thema. Einerseits wird ein Bericht zum Zustand der innerstädtischen Kanalisation unter Verschluss gehalten. Andererseits werden die zum Teil gravierenden Schäden im Leitungssystem neuerdings als Hauptargument für die Umgestaltung der Innenstadt ins Feld geführt.
Während die Verwaltung angesichts wachsender Kritik zum Teil einsilbig reagiert, setzt sie andererseits zunehmend auf moderne Kommunikationswege wie Internet und Messengerdienste. Trotzdem bleiben viele Fragen offen. Deshalb setzt eine lose Gruppe von Geschäftsinhabern und anderen Interessierten ihre Unterschriftenaktion fort. Fast 4.000 Menschen haben sich bisher beteiligt und sprechen sich für moderate Reparaturen in der Fußgängerzone aus. Kompletten Umbau und tiefgreifende Veränderung des Charakters der Innenstadt lehnen sie ab.
Die Protestaktion läuft weiter, spielt aber auf den Tagesordnungen der städtischen Gremien bisher keine Rolle. Und: Es sind Entscheidungen gefallen. Das hoch qualifizierte Preisgericht hat vor fast drei Wochen in einer mehrstündigen Klausur in der Stadtkirche den oder die Siegerentwürfe aus dem Ideenwettbewerb gekürt. Der Wettbewerb gehört zum Programm der Umgestaltung der Innenstadt. Offizielle Erklärungen zum Ergebnis gibt es nicht.
Alle Teilnehmer der Klausur mussten beim Eintritt in die Kirche eine mehrseitige Verpflichtung zur Geheimhaltung unterschreiben. Am Eingang habe es ein Gedränge gegeben, kritisieren manche und beklagen, dass es keine Möglichkeit gab, die Erklärung gründlich zu lesen. Ein erfahrener Kommunalpolitiker nennt das Verfahren hinter vorgehaltener Hand „nicht normal“ und spricht von massiver Einschüchterung. Ein anderer sagt, derartige Geheimniskrämerei kenne er nicht einmal aus Banken-Gremien. Und dort gehe es um Existenzen von Menschen und Firmen und um Millionenbeträge. Auch von Mitgliedern der Werbegemeinschaft und des Heimatvereins ist zu hören, sie seien regelrecht unter Druck gesetzt worden.
Trotz der Schweigepflicht dringen häppchenweise Informationen aus den Beratungen der Preisrichter und der geladenen Gäste nach außen. Dazu gehört die Nachricht, die Umgestaltung der Fußgängerzone werde mit intensiver Öffentlichkeitsarbeit und speziellen Aktionen vorbereitet und begleitet. Auch Bürgermeister Piellusch kündigt in einem Interview mit der Tageszeitung „Mitmachbaustellen“ und Baustellenpartys an.
Was darunter zu verstehen ist, erklärt Alexander Wollny, der Leiter der Bauverwaltung, im Gespräch mit der Auepost: Die Stadtverwaltung wolle versuchen, „quasi aus der Not eine Tugend zu machen“, wenn die Neugestaltung der Innenstadt umfangreiche Baustellen zur Folge haben werde. Auch bei bestem Management werde es bei Anliegern und Nutzern zu „Betroffenheit“ kommen. Um das zu mildern, soll es diverse Aktionen geben. Wollny nennt einen „Tag der offenen Baustelle“, bei dem es auch Sandhaufen und Mini-Bagger als Spielgelegenheit für Kinder geben soll.

Der Bauverwaltung sei es wichtig, die Betroffenen „proaktiv“ heranzuholen und Einblicke in die Bauarbeiten zu geben: „Mal gucken, welche Kabel und Kanäle da überhaupt liegen.“ Die Verwaltung werde sich bemühen, in der Bauphase „Kompensation“ sicherzustellen. Dazu werde auch die intensive Absprache mit den Geschäftsleuten aus der Innenstadt gehören, verspricht Wollny: An einem runden Tisch werde mit allen Betroffenen rechtzeitig jedes Vorhaben besprochen. Das alles sei aber noch „ganz, ganz weit entfernte Zukunftsmusik“.
Wesentlich konkreter ist eine Konsequenz, die die CDU-Fraktionsvorsitzende Christiane Schweer gezogen hat: Sie hat ihre Teilnahme an den Beratungen des Preisgerichts kurz vor Beginn abgesagt. Schweer hatte sich im Namen der Fraktion mehrfach im Rathaus dafür eingesetzt, das Gremium der sogenannten Sachpreisrichter anders zu besetzen – vergeblich. Verwaltungsspitze und SPD-Ratsfraktion haben an der Besetzung festgehalten. So haben Bürgermeister Piellusch, Ortsbürgermeister Thomas Silbermann und Kirsten Riedel, die Bauausschussvorsitzende, beraten und abgestimmt. Sie gehören der SPD an. Zur Sachpreisjury gehörten ferner Stadtbaurat Wollny und Bernd Heidorn, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft.
Heidorns Mitwirkung war zunächst nicht vorgesehen. Nach Informationen der Auepost-Redaktion hat er in der Sitzung des Preisgerichts kein Votum abgegeben. Im Namen der Werbegemeinschaft erklärte er zum Abschluss der Beratungen, keiner der Entwürfe bewahre den Charakter der Fußgängerzone. Nach Angaben von Teilnehmern erklärte Heidorn auch, seine Stellungnahme sei mit dem Heimatverein und der Marktgilde abgesprochen. Verwunderung unter den Fachpreisrichtern hat offenbar Heidorns zusätzlicher Hinweis ausgelöst, fast 4.000 Unterzeichner hätten sich in einer Unterschriftenaktion für behutsame Reparaturen der Fußgängerzone und gegen radikale Umgestaltung ausgesprochen.
Wenn die Umgestalltung so wird wie die letzten Baumaßnahmen dann gute Nacht für Wunstorf und seine Geschäftsinhaber. Die Stadt wird dann lange brauchen sich davon zu erholen bzw, Gar nicht erholen. Welcher Inhaber hält eine Monatelange Bauphase durch?
Lasst es lieber so, in 20 Jahren sind die Innenstädte eh wie ausgestorben dann kann alles in Wohnberreiche ausgebaut werden.
Steck das Geld in die Schulen und Kinderbetreuung, das ist unsere Zukunft und hier wir zu wenif getan!
Wenn die Innenstadt umgebaut oder verändert werden soll, dann fragt die Einwohner, die diese später nutzen sollen und w o l l e n . Wer den Barneplatz umgebaut und versaut hat, sollte daraus lernen. Eine Stadt, die Strafen für Schottergärten verhängen will, aber eine Quadratkilometergroßen Schotterplatz baut , sollte mal über eigene Fehler und Fehleinschätzungen nachdenken. Was ist heute eine Innenstadt ??? oder ein gefragter Bereich ,wo sich die Bürger treffen wollen. Damals hatte man ….zig Einzelhändler, heute sind davon einige Super- und Super-Supermärkte geblieben, und die liegen immer da ,wo sie auch große Eigenparkplätze anlegen können. Aber sehr viel wird heute per Telefon oder Handy bestellt und mit Lieferdiensten geliefert. Eine Innenstadt von heute und von morgen ist im Wandel. Ais erstes den alten Markt zum Zentrum machen, die Parkplätze können auf die alte Badeanstalt verlegt werden. Dann ringsum Bäume und Bänke als Treff– und in der Mitte einen Platz für verschiedene Märkte ,auch den Wochenmarkt, und andere Veranstaltungen. Rundherum werden sich dann Gaststätten und Imbisse usw. ansiedeln, soweit nich sowieso schon vorhanden.
Wieder mal eine Chance vertan?!?
Im Stadtanzeiger war die Rede von einem Umbau mit Bürgerbeteiligung, einem Arbeitskreis, mehr Transparenz…
Stattdessen scheint die Verwaltung der Stadt Wunstorf einmal mehr weitgehend autark Entscheidungen zu treffen –
mit entsprechenden Konsequenzen.
Wie kann es angehen, dass die zuständige und immerhin gewählte Politik es nicht vermag, die Interessen der Bürgerinnen und Bürger auch gegenüber dieser Verwaltung zu vertreten?
Und warum scheint auf beiden Seiten nicht gesehen zu werden, was mangelnde Transparenz und konsequentes Entscheiden im eigenen Interesse anrichten?
Wenn schon jetzt von beschwichtigenden Baustellenparties gesprochen wird, gibt es doch noch Hoffnung?
Denn das bedeutet immerhin ein gewisses Unrechtsbewusstsein denen gegenüber,für die das alles doch am Ende sein soll: die eigenen Mitbürger.
Und die so?
Bekommen einmal mehr das Gefühl von „denen da oben“ und Ohnmacht.
Ergebnis aktuell:
Widerstand, offenbar versucht weggeschwiegen.
Ergebnis insgesamt: Unmut statt Aufbruchstimmung, Gegeneinander statt WIR – Gefühl, Antipathien statt Synergien.
Welch eine Verschwendung konstruktiven Miteinanders!
Kampf und Krampf der Institutionen – statt FÜR eine Stadt, in der sich alle wohlfühlen, weil sie im gemeinsamen Tun identitätsstiftende Selbstwirksamkeit erleben.
Britta Bruns, Steinhude