Wunstorf (as/ds). Heute Nachmittag haben die Verwaltungsräte beider Institute zeitgleich in Hannover und Wunstorf getagt und die Vereinbarungen der Verhandlungskommissionen abgesegnet. Sie empfehlen die Fusion zum Stichtag 1. Januar 2025. Das letzte Wort haben allerdings die politischen Gremien der Städte Wunstorf und Hannover und der Region. Der Wunstorfer Rat soll noch im September entscheiden. Am 17. September berät der Finanzausschuss in öffentlicher Sitzung.
Zum neuen Jahr wäre die Region Hannover dann alleiniger Träger der neuen vereinigten Sparkasse, Wunstorf ist in den Gremien nicht mehr vertreten und gibt seinen bisherigen Einfluss auf. Auch der Name Stadtsparkasse Wunstorf verschwindet damit, das vergrößerte Institut heißt auch in Wunstorf künftig „Sparkasse Hannover“. Für Kunden ändert sich zunächst jedoch noch nicht viel – die sogenannte technische Fusion soll erst Ende Mai 2025 stattfinden.
Die Sparkasse Hannover wird daher künftig an der bisherigen Hauptstelle der Stadtsparkasse – neben der Stadtkirche und gegenüber des Rathauses – eine Filiale betreiben. Das Gebäude soll zum Beratungscenter umgenutzt und für 15 Millionen Euro grundsaniert werden. Die bisherige Zweigstelle der Sparkasse Hannover neben der Fleischerei Ludowig wird nach der Sanierung aufgegeben.
Auch in den Ortsteilen wird sich etwas ändern: Der Weiterbetrieb der Geschäftsstellen in Steinhude und Luthe ist nur bis Ende 2027 garantiert, das gilt auch für die aktuellen Standorte der Geldautomaten – 10 Automaten gibt es derzeit an 6 Stellen in der Stadt. Kolenfeld kann sich dabei Hoffnungen machen, schon im nächsten Jahr wieder einen Geldautomaten im Ort zu haben.
Das Konzept der Übernahme wird in diesen Tagen und Wochen in den Fraktionen beraten. Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) hat die Verhandlungsergebnisse nach der Sitzung des Verwaltungsrats am späten Freitagnachmittag vor Journalisten vorgestellt.
Im Verwaltungsrat gab es eine deutliche Mehrheit, berichtet Piellusch. Für den Bürgermeister ist die Sache ganz einfach: Für die Stadt und ihre Sparkasse gebe es „nur einen Partner“. Wer mit „klarem Blick und klarem Verstand durch die Gegend“ renne, könne nur zu dem Ergebnis kommen, dass allein eine Vereinbarung mit der großen hannoverschen Sparkasse eine zukunftsfeste Lösung biete. Alle anderen Ideen seien nicht realistisch.
„Unterm Strich ist der Vertrag sehr gut.“
Carsten Piellusch
Das erste Ziel für alle Verhandlungen über die Zukunft der Stadtsparkasse sei die Erhaltung des örtlichen Angebots auf gutem Niveau gewesen. Alle Fachleute, die konsultiert worden seien, haben nach Pielluschs Angaben dazu geraten, Fusionsgespräche zu beginnen. Er sei „sehr zufrieden“ mit dem Ergebnis der Verhandlungsrunden. Die Fusion mit Hannover ermögliche eine effektive Interimslösung für die aktuellen Probleme, aber auch eine zukunftsweise Dauerlösung – mit der Zustimmung der Aufsicht.
Piellusch hofft, dass die Entscheidung des aktuellen Vorstands gegen einen Automaten in Kolenfeld korrigiert wird. Für die Kolenfelder sei „es irgendwie merkwürdig“, zum roten Würfel am Burger-King-Restaurant fahren zu müssen.
Das Beratungscenter im neu gestalteten Gebäude am Markt werde für die Kunden mehr Beratungsqualität und -kompetenz und mehr Personal bieten – die Fusion verbesserten Service bringen. Der Bauantrag für das Beratungscenter soll bis zum Ende des 1. Quartals 2025 gestellt werden, erwartet Piellusch. Das Projekt müsse „mit mehr Power und Tempo“ betrieben werden.
Beim Umbau entsprechend einer Nutzung für die künftigen Anforderungen der Sparkasse-Hannover-Filiale soll auch ein neuer Mehrzweckraum entstehen. Es wird kein neuer Ratssaal werden, wie es als Idee in den vergangenen Jahren oft in der Politik herumgeisterte, aber wohl ein größerer Raum auf einer Fläche von hundert Quadratmetern, der dann auch für städtische Sitzungen genutzt werden könnte. Der Saal soll einen eigenen, vom Eingang zur Stadtsparkasse unabhängigen Zugang erhalten. Aktuell müssen Sitzungen entweder im engen alten Ratssaal im Rathaus oder in Aulas von städtischen Schulen stattfinden.
Für die Wunstorfer Sparkasse geht eine Geschichte zu Ende, die am 20. August 1855 mit der königlichen Genehmigung zum Geschäftsbetrieb begann. Für den nun bevorstehenden Anfang vom Ende muss weit zurückgeblickt werden: Seit 1988 legen Europäische Union, Bundesregierung und Bankenaufsicht unter dem Stichwort Basel 1 und folgende immer schärfere Regeln für Eigenkapitalbildung und Kreditvergabe fest. Anfang des Jahres treten weitere Verschärfungen in Kraft, die von allen Geldinstituten hohe Kompetenz und Effektivität verlangen. Auch das Geldwäschegesetz ist seit 2017 sukzessive verschärft worden.
Alle kleinen Sparkassen sieht Piellusch vor sehr schwierigen Zeiten: „Die werden alle unter enormen Druck kommen.“ Die gesetzlichen Vorgaben seien bald nur noch von den Großen der Branche zu bewältigen. Darin seien sich die Experten einig, und das auch die Meinung des Sparkassen- und Bankenfachmanns Patrick Tegeder, der die Verhandlung der beiden Kommissionen begleitet hat.
„Die werden alle unter enormen Druck kommen.“
Carsten Piellusch
Vor allem der Spielraum für Investitionen werde sehr klein werden. Ein Projekt wie der Neubau für 15 Millionen Euro sei von einem Institut wie dem Wunstorfer kaum zu finanzieren. Für kleine Sparkassen gibt es nach Pielluschs Darstellung keinen Rabatt bei der Einhaltung der immer komplizierteren Vorschriften.
Dann ist da noch das Personalproblem: Nach dem Aderlass im Mitarbeiterstamm im Jahr 2023, der nicht ausgeglichen worden sei, stehe in den nächsten Jahren weiterer Schwund bevor, weil überdurchschnittlich viele Angestellte die Altersgrenze erreichen. Zu den Problemen mit fehlendem Personal trete auch noch die zunehmende Digitalisierung hinzu, die nicht ohne weiteres bewältigt werden könne.
Die bestehende Belegschaft soll bis auf ganz wenige Ausnahmen weiterhin in Wunstorf arbeiten: „Niemand muss pendeln“, so Piellusch. Betriebsbedingte Kündigungen werden ausgeschlossen. Das Wunstorfer Personal nach der Fusion zudem von einer besseren Vergütung profitieren, die die Sparkasse Hannover biete. Piellusch: „Auf Deutsch: Es gibt mehr Knete!“
Nur noch Kopfschütteln.
Managementfehler im Vorstand der Stadtsparkasse, u.a. offensichtlich desaströses Personalmanagement mit sich abwendenden Mitarbeitern, und ein nicht handelnder Verwaltungsrat mit einem scheinbar überforderten Vorsitzenden haben unsere Stadtsparkasse in diese wohl alternativlose Situation gebracht. Schlimm, wie sich die Wunstorfer Kommunalpolitik entwickelt hat.
Und die Mitarbeiter erfahren es nur aus der Zeitung. Weder Vorstand noch Verwaltungsrat haben es nötig die Mitarbeiter vorab zu informieren.
Ich habe so meine Schwierigkeiten, eine richtige Fusion zu erkennen. Lasse mich aber gern belehren.
Alleinig die Stadtsparkasse Wunstorf verliert ihre wirtschaftliche und rechtliche Selbständigkeit.Auch in den Kassengremien ist Wunstorf total nicht vertreten.
Wunstorf verliert, wenn auch nur minimal, finanzielle Bewegungsfreiheit und einen Teil Eigenständigkeit. Zwei Kröten, die auch geschluckt werden müssen, werden im Artikel auch schon genannt: Verlust 2er Zweigstellen (Luthe, Steinhude) sowie der Verlust von Geldautomatenstandorten zu Ende 2027. Also eine deutliche Servicereduzierung für die Bürger als konkrete Kunden wie auch allgemein. Entspricht aber wohl den zeitgeistigen Gepflogenheiten.
Stellt sich die Frage, wieviele Kröten zu Lasten der Bürger in dieser Angelegenheit noch gestemmt werden müssen.
Mehr in Kürze wird ja versprochen.
Der Artikel hat sich nun zwischenzeitlich textlich verändert, ausgeweitet. Hervorgehoben werden zusätzlich die schwerpunktmässigen Gründe für die Übernahme ( Flut an gesetzlichen Vorgaben, naturgemäss verbunden mit Ausweitung der Bürokratie, zunehmende Digitalisierung, Personalprobleme, Neubau/Umbau/Gebäudesanierung mit 15 Mill., Service, …).
Eine rosige Zukunft ist ansonsten angekündigt und beschworen.
Hauptsache die anderen Banken bleiben in Wunstorf erhalten. Nicht das es heißt sie verschwinden auch.
„Wunstorf ist in den Gremien nicht mehr vertreten und gibt seinen bisherigen Einfluss auf.“ Ergo handelt es sich um eine lupenreine Übernahme und nicht um eine Fusion wie beispielsweise bei derjenigen der Volksbanken Nienburg und Schaumburg. Bei solch einem Vorgang, der wohl in der Tat alternativlos gewesen sein dürfte, zuvor von „Verhandlungen auf Augenhöhe“ zwischen den beteiligten Gremien aus Wunstorf und der Region Hannover zu sprechen, kann nur noch mit ungläubigem Kopfschütteln quittiert werden.
Danke an das Redaktionsteam der Auepost für die gewohnt sachliche und seriöse Berichterstattung über den Niedergang eines Juwels unserer Stadt
Gleichwohl kann man diesen schmerzlichen Verlust auch anders sehen, als der Bürgermeister und die zu Rate gezogenen Experten. Um ebenso salopp auf Herrn Piellusch‘s Hinweis „es gibt mehr Knete“ zu bemerken: „Die Karre wurde an die Wand gefahren“. Die Verantwortlichen sind nicht unbedingt in Wunstorf zu suchen
KP.K
Es ist schon sehr wunderlich was bisher mit der Stadtsparkasse gemacht wird. Warum reagiert der Aufsichtsrat nicht schon früher, als die Führungskräfte und Mitarbeiter kündigten. Die Wirtschaftlichkeit der Kasse stand nicht zur Diskussion. Bei einer guten Mitarbeiter Führung wäre sowas nicht passiert. Super das der noch Aufsichtsrat schon davon spricht – es gibt mehr Knete – für wen, für den neuen Aufsichtsratsvorsitzenden? Es ist wider einmal der kleine Bürger der die Zeche zahlt.
Ungeachtet der Betrachtung wirtschaftlicher Sachlagen, Seilschaften, Entlassungen, Kündigungen oder sonstwas bleibt der Gedanke haftend, wo eigentlich noch Kundennähe und qualifizierter Service bei Bankzweigstellen übrigbleibt. Vielleicht soll demnächst ja alles per online-banking laufen einschließlich Kundenservice.
Wie ärmlich, besonders für Randgebiete Wunstorfs.
Schade, dass das so entschieden wurde. Man hätte es zur nächsten Kommunalwahl, bei der über den Bürgermeister und die Zusammensetzung des Stadtrats entschieden wird, zum Thema machen sollen !