Wunstorf (red). Die Gerüchteküche in Wunstorf lief am Donnerstagabend bereits auf Hochtouren: In der Küsterstraße solle ein Mensch ermordet worden sein. Die Kriminalpolizei habe den Tatort abgesperrt.
Wie so oft: Die Informationen waren etwas voreilig und etwas übertrieben, ermordet wurde am gestrigen Abend in Wunstorf niemand. Aber korrekt ist, dass offenbar ein Verbrechen stattgefunden hat, bei dem mehrere Menschen auch hätten getötet werden können.
Die Tat spielte sich in der Mitte der Küsterstraße ab, schräg gegenüber von „Marcels Fahrradgarage“ und neben der Kneipe „Auestübchen“, auf der Rückseite des Lieferdienstes „Pizza Taxi“ in der Südstraße. Nicht weit entfernt beginnt die Fußgängerzone der Wunstorfer Innenstadt.
Dort befindet sich die Einfahrt zu einem Hinterhof, die durch ein Garagentor führt. Mit dem dort meist geparkten roten Kleinwagen liefert der Pizzadienst in der Südstraße normalerweise aus – am gestrigen Abend rettete das Auto einem Menschen wohl auch das Leben.
Gegen 20.50 Uhr spielten sich hier verstörende Szenen ab. Vor den Augen von Zeugen aus der Nachbarschaft versuchte ein 54 Jahre alter Mann, mit seinem Auto einen anderen Mann zu erfassen. Der 54-Jährige war mit seinem dunklen BMW zur Hofeinfahrt gefahren, steuerte durch das Garagentor hindurch und versuchte, einen 40-Jährigen zu treffen, der sich gerade dort aufhielt.
Der 40-Jährige wäre dabei fast zwischen dem BMW und dem Pizza-Liefertaxi zerquetscht worden, das in der Hofeinfahrt stand. Nur durch einen Sprung gelang es dem Angegriffenen, sich zunächst in Sicherheit zu bringen und wahrscheinlich damit sein Leben zu retten.
Aber der BMW-Fahrer ließ noch nicht von seinem Vorhaben ab. Er setzte den Wagen zurück und gab anschließend erneut Gas, um den 40-Jährigen zu treffen. Aber auch dieser Versuch scheiterte, weil der Kleinwagen des Pizzadienstes die Einfahrt blockierte.
Inzwischen hatten zahlreiche Anwohner das Geschehen bemerkt, schauten durch Fenster und gingen auf die Straße – während der BMW-Fahrer wieder aus der Garage zurücksetzte und zum Wendekreis der Küsterstraße steuerte, um erneut Anlauf zu nehmen. Mit hoher Geschwindigkeit fuhr er sodann erneut in Richtung der Garageneinfahrt. Dort hatten der 40-Jährige und ein weiterer Mann, ein 37 Jahre alter Zeuge, geistesgegenwärtig Mülltonnen auf die Straße geschoben, um den BMW zu stoppen.
Der BMW schoss auf die beiden Männer zu, verfehlte sie aber und prallte stattdessen gegen die rechte Wand der Garageneinfahrt. In letzter Sekunde hatten sich die beiden wieder mit einem Sprung zur Seite gerettet. Auch der 37 Jahre alte Zeuge war damit in Gefahr geraten, von dem BMW erfasst zu werden.
Die beiden Männer auf der Straße erlitten keine Verletzungen – nur der Täter selbst verletzte sich infolge des Aufpralls mit seinem Fahrzeug leicht. Die Kollision mit der Mauer war so heftig, dass die Airbags des Fahrzeugs auslösten. Die Front des BMW war völlig eingedrückt. Der Mann stieg jedoch noch aus dem Fahrzeug aus, lief die Küsterstraße entlang und wurde kurz darauf von der eintreffenden Polizei, bei der inzwischen mehrere Notrufe eingegangen waren, dort festgenommen.
Verkehrsunfalldienst Hannover und Kriminaldauerdienst Hannover übernahmen anschließlich die Spurensicherung. Der Verdächtige blieb vorläufig festgenommen und wird noch heute einem Haftrichter vorgeführt, der über eine dauerhafte Untersuchungshaft entscheidet. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft war dem 54-Jährigen bereits eine Blutprobe entnommen worden.
Infolge des Aufpralls waren weitere Schäden entstanden: Das in der Einfahrt geparkte „Pizzataxi“ wurde auf ein weiteres davor geparktes Auto geschoben. Dieses prallte wiederum gegen eine Hauswand. Beide Fahrzeuge wurden stark beschädigt, an der Hauswand entstand ein Riss in der Ziegelmauer.
Die Kriminalpolizei ermittelt weiter, die Staatsanwaltschaft stuft die Tat rechtlich als versuchte Tötung ein. Derzeit besteht die Annahme, dass der Tat ein bereits länger andauernder Streit zwischen dem BMW-Fahrer und dem 40-Jährigen vorausging.
Für die Tötung eines Menschen, im deutschen Recht Totschlag genannt, sieht das Gesetz eine Mindeststrafe von 5 Jahren bis zu lebenslanger Freiheitsstrafe vor. Wenn die Tat nicht vollendet wurde, wird von einem Versuch gesprochen. Dieser kann milder bestraft werden, aber normalerweise nicht unter 2 Jahren Gefängnis. Besteht beim Beschuldigten z. B. Fluchtgefahr oder ein anderer Untersuchungshaftgrund, bleibt der Beschuldigte bis zum Prozess eingesperrt.
Update: Wie die Polizei Hannover am späten Freitagnachmittag mitteilte, wurde Untersuchungshaft für den beschuldigten 54-Jährigen angeordnet. Die zuständige Haftrichterin erließ einen Untersuchungshaftbefehl. Der Mann kommt damit zunächst nicht wieder in Freiheit.
Brandstiftung, Messerangriffe, Fremde,die „nach Kindern suchen“ und jetzt auch noch versuchte Tötung dieser Art. wUNStorf; WTF?!
Bald sind wir als wunstorfer im Fernsehen bei der ganzen gewalt
Dass Streitigkeiten bisweilen robust ausgetragen werden, dürfte hinreichend bekannt sein.
Auch wenn ich keine Freundin davon bin, so habe ich dennoch durchaus Verständnis.
Dieses Verständnis endet jedoch, wenn Leib und Leben des zu einer Art Feindobjekt erklärten Mitmenschen und darüberunbeteiligten Personen gefährdet werden.
Wenn denn unbedingt als nötig erachtet, haut euch gegenseitig eins um die Ohren; doch so= No Go!!