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Eine Sonnenkugel offenbart die Wege in die Wunstorfer Innenstadt

23.10.2024 • Daniel Schneider • 5 Min.Kommentare: 1

Eine „Sonnenkugelsäule“ steht jetzt neben der B 442 mitten in Wunstorf: Die auffällige Skulptur wurde am Dienstag am Wunstorfer Schützenplatz aufgebaut. Sie enthält einen versteckten Lageplan der Wege in die Fußgängerzone und gehört zu einem neuen Wegekonzept für die Innenstadt. Ein von der Werbegemeinschaft vorgeschlagener „Mobilitäts-Hub“ entsteht damit nun an ganz anderer Stelle.

23.10.2024
Daniel Schneider
5 Min.
Einweihung der Säule am Schützenplatz | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Pompös und geheimnisvoll gleichermaßen sieht sie auf den ersten Blick aus. Wie das Relikt einer untergegangenen alten Kultur, eine archäologische Sensation, die man wiederentdeckt, ausgegraben und nun am Schützenplatz in Wunstorf aufgestellt hat. Die Form erinnert an einen Obelisken, dem man statt einer Spitze eine Kugel aufgesetzt hat, die aus Atlantis oder der Maya-Zivilisation stammen könnte.

Aber kein antikes Fundstück ist die Säule, sondern ein Kunstwerk unserer Zeit: In den zurückliegenden Sommerferien ist es entstanden, im Rahmen einer Sommerferienaktion der Kunstschule – auf Anregung des Stadtanzeiger-Mitarbeiters Hans-Heiner Giebel und im Auftrag des städtischen Citymanagements. Sie setzt sich aus verschiedenen Mosaiken zusammen und ist der erste Baustein eines Wegekonzeptes, das Wunstorfbesucher – ausgehend vom Schützenplatz – in die Innenstadt leiten soll.

Ein Mobilitäts-Hub am Schützenplatz

Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) sieht die Skulptur als Ergänzung zur Idee, dass vor allem Besucher aus Schaumburg und Nienburg am Schützenplatz, einem „markanten Platz“, parken und dann zu Fuß in die Innenstadt wandern und gar nicht erst mit dem Auto direkt in die Altstadt hineinfahren müssen. Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (SPD) unterstrich zudem, dass der Parkplatzbereich am Schützenplatz weiter ausgebaut werde, eine neue Platzgestaltung in Angriff genommen und die Aufenthaltsqualität verbessert wird: Neben den Wohnmobilstellplätzen, den vorhandenen Parkbuchten sowie den Fahrradbügelreihen und der E-Auto-Ladesäulen kämen bald auch noch eine Toilettenanlage und Sitzbänke für einen Aufenthaltsbereich hinzu.

Obwohl der Parkplatz schon gut genutzt werde, reichten die Plätze derzeit noch aus, so Silbermann – aber auch eine Erweiterung wäre noch denkbar. Gewissermaßen entsteht damit eine Art Mobilitäts-Hub nun am Schützenplatz. Für einen solchen allumfassenden Parkplatz zum Ankommen in der Innenstadt kämpft die Werbegemeinschaft, wünscht ihn sich aber eigentlich zentraler am heutigen Nordwallparkplatz.

Maren Siemann erklärt die Motive auf dem „Schnellweg“ | Foto: Daniel Schneider

Das offiziell noch namenlose Objekt ist nun bereits ein Teil des neu gedachten Schützenplatzes und wurde am Dienstagmorgen vom städtischen Baubetriebshof per Kran auf dem Schützenplatz aufgestellt – und wenige Stunden später am späten Nachmittag auch schon offiziell eingeweiht. Vertreter der Stadt und der Kunstschule stießen bei Sekt und Orangensaft gemeinsam mit vielen der jungen Künstler auf das Kunstwerk an.

Ergebnis einer Ferienaktion

Erdacht wurde die Skulptur von Maren Siemann. Die Mosaik-Expertin von der Kunstschule Wunstorf hat es konzipiert und die Struktur selbst gebaut. Umgesetzt haben es die Teilnehmer der Ferienaktion dann gemeinsam, die unglaublich stolz sein dürfen auf das Ergebnis ihrer Arbeit: Das Filigrane der Motive trotz der scheinbar so grob gehaltenen Technik sticht hervor. Eine ganze Entenfamilie bevölkert etwa schillernd eine Seite des Objekts, auf der gegenüberliegenden Fläche ist unter anderem die Stadtkirche, gestaltet von Teilnehmerin Mina, detailgetreu abgebildet. 130 Stunden Arbeit stecken in der Figur, 16 Kinder arbeiteten daran mit – bei Siemann zu Hause im Garten, wie die Künstlerin berichtet.

Begutachtung des Werks: Bei Sonnenlicht schillert die Säule in allen Farben | Foto: Daniel Schneider
Detailansicht: Eine Ente auf der „Wasserwegseite“ | Foto: Daniel Schneider
Anstoßen zur Einweihung | Foto: Daniel Schneider

Auf der Spitze befindet sich der personifizierte, nun dreidimensional grinsende Innenstadt-UNS-Smiley, der bereits als Selfiepoint existiert und das Logo des Wunstorfer Citymanagements ist. Bei Sonnenschein wird die gesamte Skulptur in funkelndes, edelsteinartiges Licht getaucht – und der UNS-Smiley an der Spitze wirkt dann selbst wie eine kleine Sonne.

Rote Route zum Schnelleinkauf

Das Hauptmotiv der vierseitigen Säule befindet sich auf der dem Schützenplatz zugewandten Seite: Dort sind vier verschiedene Wege in vier Farben dargestellt. Der blaue Weg steht für die Strecke am Westauedamm entlang, der grüne Weg symbolisiert den Weg durch den Bürgerpark, der violette Weg den Weg durch Speckenstraße Richtung Wasserzucht – und wer es „ganz eilig“ habe zum Einkaufen, nehme die route Route durch die Lange Straße. Auf den drei übrigen Seiten werden dann die Wege im Einzelnen dargestellt.

Die Wege (rechts) werden auf den übrigen Seiten im Einzelnen dargestellt | Foto: Daniel Schneider
Innenstadt-Logo am Fuß der Wegeübersicht | Foto: Daniel Schneider

Für das Citymanagement bietet die „Sonnenkugelsäule“ nebenbei ganz neue Möglichkeiten für Preisausschreiben: Ein Namenswettbewerb wäre denkbar – oder das Zählen aller verbauten Kachelscherben. Citymanagerin Tanja Berg winkt schmunzelnd ab und versucht die Aufgabe an die Auepost zu delegieren: „Dann müsste ich die Scherben ja vorher selbst zählen!“

Wie viele Kacheln für die Arbeit insgesamt verwendet wurden, das kann selbst Projektleiterin Siemann nicht mehr sagen, aber es waren viele: Zahlreiche eigentlich nur 20 Zentimeter hohe Kacheln wurden zerschlagen, um die Scherben für die Skulptur zu gewinnen. Aufgebracht wurden die Scherben mit einer Klebetechnik: Erst wurden die Motive auf Netzuntergrund befestigt, erst die fertigen Mosaike wurden dann auf der Säule übertragen. Ausnahme ist die Kugel: Hier wurden die Scherben unmittelbar angebracht. Die Säule selbst besteht aus Styrodur-Platten, die schichtweise übereinandergelegt wurden. Die Kugel hat einen Styroporkern. So leicht das klingt – so schwer ist die Säule in Wirklichkeit: Im Inneren wird sie von einer massiven Metallstange stabilisiert.

Bürgermeister Piellusch fotografiert das Stadtkirchenmosaik | Foto: Daniel Schneider
… das bei richtigem Lichteinfall ebenfalls leuchtend schillert | Foto: Daniel Schneider

Dass die gesamte Skulptur auch als eine Art Männchen gesehen wird, mit Körper und Kopf, dagegen ist nichts einzuwenden, denn auch dieser Gedanke steckt tatsächlich in der Skulptur, berichtet Siemann: Ursprünglich war eine Idee, dem Obelisken auch Arme zu geben, so dass der Wegweiser tatsächlich noch stärker an eine Personenfigur erinnert hätte. Aus baulichen Gründen war diese Idee aber verworfen worden.

Bislang nur ein symbolischer Wegweiser

Einen Haken gibt es an der Geschichte allerdings: Wer zum ersten Mal in Wunstorf ist und die Wege in die Innenstadt sucht, die Pfade noch nicht kennt, dem ist der neue kunstvolle Wegweiser keine große Hilfe. Denn wohin man laufen soll, um einen der dargestellten Wege einzuschlagen, das verrät die Sonnensäule nicht direkt, die Wegweiserfunktion bleibt noch abstrakt.

Diese Hinweise wird man sich erst künftig wie bei einer Schnitzeljagd suchen können: Weitere kunstvolle Markierungen auf den Pfaden in die Innenstadt sollen an den Straßen und Wegen entstehen. Die Säule wird dafür dann den Startpunkt bilden. Das Wegekonzept solle auf diese Weise sichtbar werden, sagte Berg der Auepost.

Wie eine Sonne leuchtet der dreidimensionale UNS-Smiley nun am Schützenplatz | Foto: Daniel Schneider

Auch wie lange man für die verschiedenen Wege in die Stadtmitte benötigt, verrät der Wegweiser nicht. Über die lange Straße sollen es 5 Minuten sein, über die Bürgerparkstrecke auch nur 8 bis 9 Minuten. Am längsten sei man auf der blauen Strecke am Wasser unterwegs.

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Kommentare


  • Bernd Kreye sagt:

    müsste es nicht WunstorferInnen, Wunstorfer:innen oder Wunstorfer*innen Innenstadt heißen?

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