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Kein Asbest-Alarm im Hölty-Gymnasium – gesamtes C-Gebäude vorsorglich gesperrt

17.08.2023 • Redaktion • Aufrufe: 2365

Weil möglicherweise krebserregender Asbeststaub im Hölty-Gymnasium verteilt wurde, bleibt ein Großteil der Schüler nach den Sommerferien vorerst weiter zu Hause. Bis jetzt handelt es sich jedoch nur um eine theoretische Gefahr.

17.08.2023
Redaktion
Aufrufe: 2365
C-Gebäude (links) des Hölty-Gymnasium vor den Anbauarbeiten (Archiv)

Wunstorf (ds/as). Während heute für alle Schüler in Niedersachsen das neue Schuljahr in den Schulen begann, galt das für Wunstorf nur eingeschränkt: Am letzten Ferientag, am gestrigen Mittwoch, wurden die gesamten Jahrgänge 7, 8 und 9 des Hölty-Gymnasiums informiert, dass für sie kein Unterricht in der Schule stattfinden werde – die Sommerferien sich de facto um mindestens 4 Tage verlängern. Die Schülerinnen und Schüler wurden aufgefordert, nicht zur Schule zu kommen.

Ohne den genauen Grund zu nennen, informierte die Schulleitung die Eltern- und Schülerschaft, dass ein „schwerwiegendes bautechnisches Problem“ aufgetreten sei, das man noch nicht habe beheben können. Auch von einem geringen Gesundheitsrisiko war die Rede. Die Schulleitung hätte deshalb in Rücksprache mit Stadt und Schullandesamt entschieden, das betroffene Gebäude zu sperren.

Auf Nachfrage der Wunstorfer Auepost beim Schulträger – der Stadt Wunstorf – bestätigte sich, dass es sich um eine Vorsichtsmaßnahme aufgrund einer nicht auszuschließenden Kontaminierung mit asbesthaltigem Staub handelt. Betroffen ist das Gebäude C des Gymnasiums in der Oswald-Boelcke-Straße. Dort sind die Jahrgänge 7 bis 9 untergebracht.

Das ist passiert

An den Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren wurde in den vergangenen Monaten ein weiterer Anbau gesetzt, der mit dem Altgebäude verbunden wurde. Dazu hatte es auch Durchbrüche in den Außenwänden gegeben. Ende vergangener Woche war dann bei einer Routinekontrolle vor Schulbeginn festgestellt worden, dass das Gebäude noch nicht geputzt war und überall im Erdgeschoss Staub lag – dort waren die Durchbrüche erfolgt.

Da der Bauaufsicht bekannt ist, dass in dem Gebäude bei späteren Um- und Einbauten vor Jahrzehnten auch asbesthaltiges Material verwendet wurde, wurde nun zunächst nicht die normale Reinigung bestellt, sondern sicherheitshalber zunächst eine Raumluftmessung durchgeführt.

Unter anderem wegen seiner ausgezeichneten Hitzebeständigkeit wurde Asbest im letzten Jahrhundert als Bestandteil in vielen Baumaterialien verwendet. Obwohl die Gefährlichkeit des Stoffes schon lange bekannt ist (von Erkrankungen wusste man schon um 1900, als krebserregend gilt Asbest seit 1970), wurde Asbest in Deutschland erst 1993 komplett verboten, in der EU ist Verwendung und Herstellung seit 2005 nicht mehr erlaubt. Die besondere Gefährlichkeit entsteht durch kleinste Fasern, die sich auch aus verarbeitetem Asbest lösen und als Staub in die Luft gelangen. Wenn diese Fasern eine bestimmte Form und Größe haben, setzen sie sich in der Lunge fest und lösen schwere Lungenerkrankungen und Tumore aus. Statistisch gesehen sind dabei Intensität und Dauer des Asbeststaubkontakts relevant: Wer kontinuierlich viele Asbestfasern einatmet, hat das höchste Risiko, wer vorübergehend wenige einatmet, das geringste Risiko, später einmal zu erkranken.

Diese Messung war jedoch nicht verwertbar, da sich zu viele andere Partikel, vor allem Gips von den Bauarbeiten, in den Proben befanden. Daher wird die Messung nun wiederholt. Eine Spezialfirma ist vor Ort und reinigt das Gebäude vom Staub, saugt ab und putzt die Räumlichkeiten. Verstaubt ist nur das Erdgeschoss des C-Gebäudes.

Wie es weitergeht

Es ist aktuell also nicht ausgeschlossen, dass Asbest freigesetzt wurde und es eine Gesundheitsgefährdung geben könnte – aber bislang ist nichts bestätigt, erhöhte Asbestwerte wurden noch nicht festgestellt. Es gibt aktuell keine Messung oder einen sonstigen Hinweis, dass Asbeststaub tatsächlich freigesetzt wurde.

Der Eingang zum C-Gebäude ist derzeit gesperrt (Archiv)

In der kommenden Nacht zu Freitag läuft die erneute Raumluftmessung im Gebäude. Sollte das Ergebnis dieser Messung negativ ausfallen, sich also herausstellen, dass keine erhöhten Asbestfaserwerte in der Raumluft enthalten sind, kann der Unterricht im Gebäude C am Montag regulär wiederaufgenommen werden. Sollte sich der Asbeststaubverdacht jedoch bestätigen, müsse erneut beraten werden, wie es für die Jahrgänge weitergeht, sagte Stadtsprecher Alexander Stockum.

Spontane Ausweichmöglichkeiten für so viele Schüler gibt es nicht. Der neue Anbau ist wegen Material-Lieferschwierigkeiten stark in Verzug geraten, die Hölty-Außenstelle im Luther Weg muss weiterhin als Ausweichquartier von anderen Jahrgängen genutzt werden – und weitere Räumlichkeiten für die Klassen eines ganzen Schulteilgebäudes stehen nicht zur Verfügung.

Warum einen Tag vor Schulbeginn?

Auf die Kurzfristigkeit der Maßnahme angesprochen, heißt es seitens des Schulträgers, dass man nicht früher von der möglichen Kontaminierung erfahren habe. Als man nun am Ferienende davon erfuhr, habe man jedoch den Weg der Vorsicht gewählt und das Gebäude gesperrt.

Für die betroffenen Schüler ist nun vorerst Home-Schooling angesagt – sie werden mit Aufgaben zum Selbstlernen versorgt. Der Unterricht für die übrigen Jahrgänge läuft wie geplant, in den übrigen Gebäuden des Gymnasiums gibt es keine Einschränkungen.

Zuletzt hatte die Asbestentsorgung beim Abriss einer Turnhalle im Barne-Schulzentrum im Juni für Aufregung gesorgt. Dort war asbesthaltiges Material im Freien während des angrenzenden Schulbetriebs von einer Fachfirma ausgebaut und abtransportiert worden.

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Kommentare


  • Eine Mutter sagt:

    Kurzer Hinweis von betroffenen Eltern: Natürlich gab es KEINERLEI Aufgaben für die Schüler, von Homeschooling kann keine Rede sein! In der Mail an alle Eltern und Schüler stand ausdrücklich, dass der Schulstart für die Jahrgänge 7-9 verschoben wurde.

    Und mal wieder fehlen zwei Tage. Aber das interessiert ebenfalls mal wieder keinen Erwachsenen an dieser Schule.

    • Lydia Bertani sagt:

      „Für die betroffenen Schüler ist nun vorerst Home-Schooling angesagt – sie werden mit Aufgaben zum Selbstlernen versorgt.“

      Danke für den wichtigen Hinweis.

      Demzufolge handelt es sich bei einem von beiden um eine glasklare Lüge. Das ist sicher!

      Evidenz habe ich für keins von beiden. Daher der Ordnung halber offen gelassen. Glauben kann man in der Kirche.

  • Lydia Bertani sagt:

    Vorschlag:

    Präventiv sollte jedes (öffentliche) Gebäude in Wunstorf gesperrt werden, denn unbekannte Gefahren können in oder unter denen lauern!

    Immer schön vorsichtig sein!

  • Ein Vater sagt:

    Staub auf einer Baustelle? Wie konnte das passieren? Gut dass das einen Tag vor Schulbeginn aufgefallen ist und schnell eine Spezialfirma mit Atemschutzausrüstung zum Fegen kommen konnte.

  • Eine Mutter sagt:

    Das Gebäude C wurde in den 90ern gebaut. Asbest war zu diesem Zeitpunkt schon verboten. Müsste auch der Schulleiter wissen, schließlich hat er zu diesem Zeitpunkt schon an der Schule unterrichtet.

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