Wunstorf/Cuxhaven (as/ms). Während in Steinhude das Festliche Wochenende in Panik und Rettungseinsatz übergeht, müssen in Cuxhaven fast 100 Jugendliche der GIW in Sicherheit gebracht werden. Viele Helfer sind im Einsatz. Hier wie dort. In Duhnen sind es das Betreuerteam, Rotes Kreuz und vor allem Feuerwehr, die eilig Hunderte von Jugendlichen vom Strand evakuieren.
Die GIW, die Spielgemeinschaft von MTV Großenheidorn, MTV Idensen und TuS Wunstorf – 2007 gegründet – ist mit mehr als 350 Kindern und Jugendlichen einer der größten Handballvereine in Deutschland. Im Kalender fest eingeplant ist seit Jahren das mehrwöchige Mammut-Beachhandball-Turnier am Duhner Strand. Diesmal waren 114 Mannschaften von E- bis C-Jugend im Einsatz, also Altersstufen von U10 bis U15. Mit einem Tross von 103 Teilnehmern war die GIW Meerhandball eine der größten Delegationen.
Dass es in diesem Jahr für Aktive und Betreuungsteams am vorletzten Tag so etwas wie ein Abenteuer wurde, war nicht abzusehen. „Veruca“ war angekündigt: Meteorologen hatten für das ganze Land ein Gewittertief am Abend vorausgesagt. Nach einem brüllend heißen Tag mit bis zu 35 Grad werde es abends „brenzlig“, hieß es zum Beispiel bei wetter.de. Schwerpunkt unter anderem die Nordseeküste. Wie tausende andere Menschen mussten Einheimische und Besucher bald nach 20 Uhr erleben, wie sich der Himmel über dem Duhner Strand blitzschnell verdunkelte. Binnen Minuten baute sich eine wachsende Front schwarzer Wolken auf, die sich – begleitet von zunehmendem Wind und Regen – nach Osten ausbreitete.
„So etwas habe ich noch nicht gesehen“, berichtete ein Augenzeuge, der an der Strandallee in einem Lokal saß: „Das war unglaublich bedrohlich!“ Ein Wunstorfer, der in Sahlenburg im „Kliff“ zu Abend gegessen hatte, musste zusehen, wie die Sturmböen selbst volle Essteller von den Tischen fegten und Schirme umwarfen. Die Menschen versuchten überall, sich unterzustellen und in Sicherheit zu bringen. Wer das nicht schnell genug schaffte, war innerhalb weniger Minuten klatschnass.
Am Duhner Strand flüchteten sich Dutzende von Menschen in Hotelhallen und Restaurants. An der Beachhandball-Arena stellten Sturmböen und Schlagregen die Betreuerteams vor völlig neue Aufgaben. Auf die Schnelle musste das Camp evakuiert werden. In der nahen Jugendherberge wurde ein Notquartier eingerichtet, die Sporthalle einer Berufsbildenden Schule wurde zum Nachtlager.
Für die Evakuierung wurden die Cuxhavener Feuerwehr mit etlichen Fahrzeugen und Teams der Feuerwehr Hannover alarmiert, die zufällig in der Stadt waren. Die Aktion verlief trotz der Aufregung und des allgemeinen Durcheinanders effektiv und ohne gravierende Probleme. Das GIW-Team handelte in den Stunden nach dem Sturm besonnen und überlegt – unterstützt von Helfern des Roten Kreuzes und der Feuerwehr.
Einen guten Eindruck von den dramatischen Ereignissen vermittelt der Bericht auf der Internetseite der GIW: „Trotz eines gelungenen ersten Spieltages lassen sich der anschließende Abend und die Nacht nur schwer in Sätze fassen, darum nur soviel: dunkle Wolken, Sturm in Böen mit Orkanstärke, Starkregen, Evakuierung von rund 500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen in die Jugendherberge, Sperrung des Zeltplatzes, Einrichtung von Notunterkünften und wenig Schlaf in der Nacht.“ Viele der jungen Handballerinnen und Handballer seien erst um 3.30 Uhr zur Ruhe gekommen.
Die gute Nachricht: Alle GIW-Aktiven blieben nach dieser Nacht körperlich unverletzt. Die Bilder von umherfliegenden Pavillons und Zelten werden aber allen in Erinnerung bleiben. Am Morgen nach dem Unwetter entschieden Betreuer, Spieler, Spielerinnen und Eltern, dass sieben der acht Teams die Spiele abbrechen und aus dem Turnier aussteigen sollten. Viele waren vollkommen übermüdet, und die Verletzungsgefahr im Sand erschien vor allem bei denen zu groß, die in der Notunterkunft kaum Schlaf gefunden hatten. Einige Spielerinnen waren von ihren Eltern oder Großeltern noch am Abend aus der Jugendherberge abgeholt worden und hatten in Wohnmobilen, Gäste- und Hotelzimmern bei ihren Familien übernachtet, andere waren noch in der Nacht mit den Eltern abgereist.
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