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Polizei greift zufällig ein: Mit tausenden Euro auf dem Weg zu Betrügern

17.02.2023 • Redaktion • Aufrufe: 1339

Verbotenes Telefonieren am Steuer eines Autos hat ein Paar aus Barsinghausen zufällig vor den Folgen eines teuren Betruges bewahrt. Einen „Strafzettel“ gibt es trotzdem.

17.02.2023
Redaktion
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Leere Geldbörse
Leere Geldbörse (Symbolbild)

Barsinghausen (red). Telefonieren beim Autofahren gehört aus gutem Grund zu den verbotenen Dingen im Straßenverkehr – durch Ablenkung geschehen immer wieder schwerste Unfälle. Nun aber wurde Handytelefonieren am Steuer unerwartet zum Retter in der Not: Am Mittwoch war ein Ehepaar aus Barsinghausen im Auto zu einem Treffen in Hildesheim unterwegs, da es auf eine Variante des Enkeltricks hereingefallen war.

Betrüger hatten der 73-jährigen Frau und ihrem 80-jährigen Ehemann vorgegaukelt, dass die Tochter bei einem Verkehrsunfall einen anderen Menschen getötet habe, ein Gefängnisaufenthalt aber vermieden werden könne, wenn die Eltern eine Kaution von 110.000 Euro bei der Staatsanwaltschaft in Hildesheim hinterlegen würden. Mit einem Teil des geforderten Geldes stieg man ins Auto und machte sich auf den Weg, um der Tochter zu helfen. Das Bargeld hatte der Mann als Beifahrer auf dem Schoß.

Nun aber wurde den Betrügern zum Verhängnis, dass sie mit ihren Opfern normalerweise weiterhin über das Telefon in Verbindung bleiben. Das hat den Hintergrund, dass sie den Betrogenen so weitere Anweisungen geben können und gleichzeitig verhindern, dass diese selbst bei der echten Polizei anrufen oder Nummern von Angehörigen wählen – denn da würde der Betrug sofort auffallen. Die Kontaktaufnahme zur Tochter war dem Paar zuvor durch die Betrüger sogar explizit verboten worden.

Auf der Fahrt zur Geldübergabe aufgehalten

Eine – echte – Polizeistreife bemerkte nun, dass die 73-Jährige am Steuer telefonierte, und stoppte prompt das Fahrzeug für eine Verkehrskontrolle. Die Frau gab nun die „Erklärung“ für das Telefonieren während der Fahrt, dass man nämlich Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in der Leitung habe und dringend nach Hildesheim zur Geldübergabe müsse. Das hätten die Polizisten selbst dann nicht gelten lassen, wenn es die echte Staatsanwaltschaft gewesen wäre – doch nun konnten die Beamten die Fahrerin und ihren Mann überzeugen, dass sie fast einem Betrug zum Opfer gefallen wären.

Als einer der Polizeibeamten das Gespräch übernahm, brach der falsche Staatsanwalt den Anruf sofort ab. Stattdessen wurde nun die Tochter kontaktiert, die selbstverständlich nicht in einen Verkehrsunfall verwickelt war und ihre Eltern beruhigen konnte. Die Tochter und auch das Geld der Eltern waren in Sicherheit. Dass es auch anders hätte ausgehen können, zeigt ein Fall im vergangenen Jahr in Mesmerode: Dabei hatte ein Paar aus Wunstorf tausende Euro an einen „Boten der Staatsanwaltschaft“ mitten auf der Straßenkreuzung übergeben.

Trotzdem eine Anzeige

Um ein Bußgeldverfahren wegen Telefonierens am Steuer kommt die Autofahrerin dennoch nicht herum, auch wenn es sich für die Frau um eine wahrgenommene Ausnahmesituation handelte. Die Beamten hätten keinen Handlungsspielraum, auf eine Anzeige zu verzichten, teilte die Polizeidirektion Hannover auf Nachfrage der Auepost mit. Es drohen 100 Euro Bußgeld und ein Punkt in Flensburg. Mit dem Aspekt des sogenannten Erlaubnisirrtums dürfte sich dann die Bußgeldstelle beschäftigen.

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Kommentare


  • Grit D. sagt:

    100 Euro an Bußgeld ‚berappen‘ zu müssen, kann schon schmerzen.
    Doch ich wage zu behaupten, dass das Ehepaar hier vielleicht sogar mit einem Lächeln in die ‚Privatschatulle‘ greifen wird:
    über 100.000 Euro durch üble Betrüger abgenommen zu bekommen, ist eine ganz andere Hausnummer!

    Sehr gut, dass hier die Polizei schwer auf Zack war!

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