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Weiterhin Probleme mit den „Elterntaxis“: Albert-Schweitzer-Schule gründet Arbeitskreis Schulwegsicherheit

11.02.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 2374

Die Elterntaxi-Haltezonen vor den Wunstorfer Grundschulen sind nun schon fast vier Jahre alt. Wirklich eingespielt hat sich die Situation aber noch immer nicht. Es wird verbotswidrig, suboptimal oder einfach zu oft gehalten. Auch über die Geschwindigkeit gibt es Beschwerden.

11.02.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 2374
Kontaktbereichsbeamtin Stephanie Hackmann und Schulleiterin Sabine Tönsing vor der Elterntaxizone | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Am Donnerstagmorgen standen die Polizei, das Ordnungsamt und die Schulleitung vor der Albert-Schweitzer-Schule und warfen ein Auge auf den Straßenverkehr. Nicht das richtige Verhalten der radfahrenden Schüler oder das korrekte Verhalten der jungen Fußgänger am Zebrastreifen war Grund der Aktion, sondern die optimierungsbedürftige Verkehrsteilnahme von autofahrenden Eltern.

Im Jahr 2018 hatte die Stadt damit begonnen, die Grundschulen der Kernstadt mit explizit ausgewiesenen Hol- und Bringzonen auszustatten, um dem morgendlichen und mittäglichen Chaos auf den Straßen entgegenzuwirken. Wenn es schon nicht gelang, mehr Eltern davon zu überzeugen, auf das tägliche Abliefern der Kinder mit dem Auto zu verzichten, dann sollten die Verkehrsströme wenigstens in geordnete Bahnen gelenkt werden. Denn die kreuz und quer vor den Schuleingängen haltenden Elternautos in den engen Anliegerstraßen brachten nicht nur die Anlieger in Rage, sondern schufen auch Gefahrenpotential für die Kinder, die vor den Schulzufahrten die Straße wechselten. Abstandhalten für Elterntaxis, freie Bahn für Fußgänger unmittelbar vor den Schultoren, das war der Hintergedanke.

Drei Hauptprobleme

Den Auftakt hatte die Oststadtschule gemacht, gefolgt von der Albert-Schweitzer-Schule und schließlich der Stadtschule. Die Hol- und Bringzonen wurden schnell angenommen, die Idee hatte insofern funktioniert. Doch reibungslos funktioniert das System Eltern-Einflugschneise auch rund vier Jahre nach Einführung noch nicht, wie an diesem Tag vor der Albert-Schweitzer-Schule exemplarisch wieder sichtbar wurde.

An der Grundschule hat unterdessen ein Arbeitskreis Schulwegsicherheit die Arbeit aufgenommen, berichtet Schulleiterin Sabine Tönsing. Drei Eltern und vier Lehrkräfte wollen sich fortan um das Thema kümmern, um doch noch ein Umdenken zu erreichen und Wege zu finden, wie die Anfahrt der Schüler via PKW weiter reduziert werden kann. Das Bewusstsein bei den Schülern selbst sei vorhanden, dass es besser sei, zur Schule zu laufen, sagt die Pädagogin, doch unterschiedlichste Beweggründe sorgen dafür, dass Eltern nicht aufs Auto verzichten wollten. Dabei stechen besonders drei Probleme hervor:

Problem 1: Es kommen mehr Autos, als Elterntaxihalteplätze vorhanden sind

Die eingeschränkte Möglichkeit, direkt vor den Schuleingängen einen Halteplatz vorzufinden, verringert nicht den Wunsch, die eigenen Kinder mit dem Auto zur Schule zu bringen. Zum Schulstart und Unterrichtsschluss fahren mehr Fahrzeuge gleichzeitig zur Schule, als die Hol- und Bringzone aufzunehmen vermag. Gehalten wird dann „notgedrungen“ doch wieder im Halteverbot direkt vor der Schule.

Problem 2: Auf den Elterntaxiplätzen wird nicht effizient gehalten

Zweiter Problempunkt, den Stephanie Hackmann von der Wunstorfer Polizei hervorhebt, ist die Art der Benutzung der Hol- und Bringzone durch die Autofahrer. Vor der Albert-Schweitzer-Schule ist es fast ausnahmslos zu beobachten: Autos stoppen unmittelbar am Beginn des Haltebereichs, direkt hinter dem Zebrastreifen mit dem kürzesten Laufweg der Kinder zum Schuleingang. Was aus persönlicher Sicht komfortabel und nachvollziehbar erscheint, führt jedoch dazu, dass nachfolgende Eltern „überholen“ müssen, um die Zone ebenfalls nutzen zu können – oder darauf verzichten und doch wieder in der Nähe des Zebrastreifens kurz anhalten, um die Kinder „schnell“ herauszulassen. Sinnvoller sei es daher, immer zum Ende des Bereichs zu fahren, so dass andere Autos direkt aufschließen können, so die Kontaktbereichsbeamtin.

Problem 3: Trotz freier Lücken wird im Halteverbot gehalten

Ein Nebeneffekt des Unterangebots an Elternhalteplätzen und der ineffizienten Ausnutzung ist somit, dass der vorgesehene Bereich nicht konsequent angesteuert wird. Autos halten in der Folge zusätzlich wieder an beliebigen Stellen, rund um den Zebrastreifen in Schuleingangsnähe, in den Zufahrten zu den Lehrerparkplätzen, schränken die Sicht ein, blockieren durch öffnende Türen den Gehweg und versperren Anwohnerparkplätze. Sämtliche Probleme, die durch die Hol- und Bringzone eigentlich gelöst werden sollten, tauchen damit wieder auf.

Ausgerechnet am Tag der Aktion: Direkt vor dem Zebrastreifen an der Schule parken zwei Autos im absoluten Halteverbot und beeinträchtigen die freie Sicht auf den Überweg. Wartende Kinder am Zebrastreifen werden dadurch erst später gesehen. | Foto: Daniel Schneider

Dabei ist das Problem aktuell sogar noch entzerrt, da aufgrund der Corona-Maßnahmen an der Schule der Unterricht für die verschiedenen Klassen zu versetzten Zeiten startet. Bei gleichzeitigem Schulbeginn wäre die Situation um ein Vielfaches ausgeprägter.

Beschwerden über ignorierte Höchstgeschwindigkeit

Über zehn motorisierte Mütter und Väter sprach Wunstorfs Kontaktbereichsbeamtin, die sich auch abseits der punktuellen Kontrollen um die Schulwegsicherheit kümmert, an diesem Morgen an und machte auf Probleme aufmerksam. Ein Autofahrer beschwerte sich nebenbei direkt bei der Polizistin über das erhaltene „Knöllchen“ an seinem Wagen, doch das stammte gar nicht von der Polizei – Bußgelder wurden bei der Aktion nicht verhängt, es ging um Aufklärung und Prävention.

Der Unmut der Anwohner über „wild“ haltende Eltern nimmt in jüngster Zeit ebenfalls wieder zu. Aber auch über die Fahrweise der Autos häufen sich Beschwerden: Vor allem in der Barnestraße seien viele Fahrzeuge insbesondere zu Schulzeiten deutlich schneller als die angeordneten 30 km/h unterwegs, berichtet etwa ein Anwohner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Dabei würde es sich nicht nur um Elterntaxis handeln, sondern auch um Fahrer von Schultransporten.

Das wünschen sich Schule und Polizei

Ironischerweise spielen auch bei den Eltern, die ihre Kinder mit dem Wagen zur Schule bringen, Sicherheitsaspekte eine Rolle. Dass dadurch insgesamt die Sicherheit auf dem Schulweg abnimmt, wird dabei in Kauf genommen. Sabine Tönsing wünscht sich daher, dass weiterhin möglichst viele Kinder zu Fuß zur Schule geschickt werden – und, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt, die Kinder nicht den gesamten Weg zur Schule gebracht werden, sondern vielleicht als Kompromiss schon ein Stück weit früher das Fahrzeug verlassen, um den Verkehr unmittelbar rund um die Schule zu reduzieren. Auch eine farbliche Kenntlichmachung der Hol- und Bringzone ist im Gespräch, um den Bereich deutlicher als anzusteuernde Fläche ins Bewusstsein zu rücken, berichtet Hackmann. Es solle aber keine Werbung dafür sein, Kinder noch öfter mit dem Auto in die Schule zu bringen, ergänzt Tönsing. Ziel bleibe, dass so viele Kinder wie möglich zu Fuß zur Schule kämen.

Vollständig aufs Auto verzichteten am Donnerstag dagegen die Kontrollierenden: Polizei und Ordnungsamt kamen mit dem Fahrrad, und auch Schulleiterin Tönsing bestreitet ihren Dienstweg zwischen Kolenfeld und der Barne täglich mit dem Rad – wie übrigens ein Großteil des Kollegiums ebenfalls. Die Fahrradstellplätze für die Lehrkräfte waren komplett belegt.

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Kommentare


  • Wunstorfer sagt:

    Wenn du nicht mehr weiter weißt, gründe einen Arbeitskreis!

    • Basti g. sagt:

      Es muss für die Zukunft alles idiotensicher gemacht werden ! Bei uns gab es noch nicht mal einen Zebrastreifen!!!

      • Dieter sagt:

        Stimmt. Wir gingen zu Fuss, wenn weiter weg auch mit dem Rad zur Schule. Und erstaunlicherweise haben damals deutlich mehr Schüler überlebt als heute.

        • Basti g. sagt:

          Heute rennen die Kinder mit telefon in der Hand zur Schule! Und das ganze unter Zeitdruck weil sie vor der Schule noch mit der Konsole spielen müssen ! Eltern verschandelt doch die Kinder nicht so

    • Wunstorfer sagt:

      Und falls man keinen Arbeitskreis zusammenbekommt:
      Ene, mene, miste – mach erstmal ’ne Liste!

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