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Wunstorfer Stadtkirche: Muss die Turmspitze entfernt werden?

17.12.2023 • Achim Süß • Aufrufe: 3418

Der bauliche Zustand des Turms der Stadtkirche ist offenbar schlechter als bislang bekannt. Auch die Fundierung der Turmspitze zeigt Schäden. Eine gründliche statische Prüfung ist für Januar 2024 geplant. Fest steht, dass die Kosten der Reparaturen zum größten Teil von der Landeskirche getragen werden sollen.

17.12.2023
Achim Süß
Aufrufe: 3418
Vereinfachte Darstellung: Dieser Bereich des Turms könnte für eine Sanierung entfernt werden müssen (Visualisierung: Auepost)

Wunstorf (as/ds). Die Geistlichen der Innenstadtgemeinde und die ehrenamtlichen Mitglieder des Kirchenvorstands schwanken zur Zeit zwischen Bangen und Hoffen: Seit Wochen ist der Turm der Stadtkirche eingerüstet und ein hoher Bauzaun verhindert, dass Passanten zu nahe an das Bauwerk herantreten können. Errichtet wurde die Absperrung, weil sich ein Teil eines eisernen Kreuzankers gelöst hatte und nachts vor das Portal gestürzt war. Eine erste Prüfung ergab, dass alle Anker am Turm marode sind und erneuert werden müssen.

Sanierung aufwändiger als erwartet

Nach Informationen der Auepost haben sich nun auch im Turminneren Schäden gezeigt. Auch die Anker an den Sandsteinquadern, die die Turmspitze seit etwa 1840 tragen, sind schadhaft und müssen ersetzt werden. Auch die Steine zeigen Schäden. Die Sanierung fällt damit viel umfangreicher aus, als es anfangs erwartet worden war. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass die Turmspitze, der sogenannte Helm, für die Reparaturen abgetragen werden muss. Baufachleute vertreten seit langem die Auffassung, dass der Helm für die darunter angebrachte Fundierung zu schwer sein könnte.

Das Helmdach sitzt traditionell auf einem massiven steinernen Turmschaft. Im Gegensatz zum Turmschaft hat das Helmdach sehr oft einen leichten hölzernen Dachstuhl in Zimmermannskonstruktion oder ein Tragwerk aus Stahl. Turmhelme sind starkem Winddruck ausgesetzt. Das kann sogar Verdrehungen auslösen.
Gut erkennbar unterhalb der Uhren: Die Grenze zwischen älterem und neuerem Mauerwerk. Der Helm sitzt auf den nachträglich gebauten Turmgiebeln. (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Für den Januar hat die Stiftskirchen-Gemeinde den Beginn der gründlichen statischen Untersuchungen angekündigt. Danach soll feststehen, wie umfangreich und langwierig die Sanierung ausfallen wird und welche Kosten entstehen. Den Löwenanteil übernimmt die Landeskirche, einen deutlich geringeren Anteil der Kirchenkreis. Von der Kirchengemeinde wird erwartet, dass sie sich um Spenden bemüht und zur Finanzierung nach ihren Möglichkeiten beiträgt. Die Gemeindekasse ist allerdings schon wegen der bevorstehenden Sanierung der Pfadfinderscheune an der Stiftsstraße belastet.

Ursprünglich ist die Stadt- oder Marktkirche als Bürgerkirche neben der dem Adel vorbehaltenen Stiftskirche erbaut worden. Sie wurde lange Zeit nur wenig genutzt. Heute dient sie der Gemeinde als Winter- und Jugendkirche. Darüber hinaus bietet der Verein Forum Stadtkirche dort Konzerte, Ausstellungen, Diskussionen und Vorträge an. Zunehmend nutzt auch die Stadt das Gebäude für Veranstaltungen.

Ursprünglicher Turm ist aus dem Jahr 1130

Die heutige Stadtkirche hat über die Jahrhunderte ihr Aussehen verändert: Aus romanischer Zeit sind nur noch der Chor und der Turm bis unterhalb der heutigen Dachgiebel erhalten. Der Turm wurde vermutlich gleichzeitig mit der Sigwardskirche in Idensen um 1130 errichtet. Die Verwandtschaft des Stadtkirchenturmes mit dem Idenser Turm zeigt sich in Parallelen bei Bauweise und -technik. Das aus Bruchsteinen erbaute Langhaus der Stadtkirche wurde um 1700 neu errichtet. Die ursprüngliche Form des Turmes mit einfachem Helm ist aus einem zeitgenössischen Aquarell mit dem Titel „Schützenumzug 1800“ bekannt.

Noch ohne aufwändigere Turmspitze, mit schlichterem Dach: So sah der Stadtkirchturm vor rund 200 Jahren aus | Foto: privat

Beim Umbau des Turmes um 1840 wurden alle Schall- und Fensteröffnungen bis auf das Vierpassfenster mit Holzjalousien verkleidet. Hinzu kam damals der umlaufende Sockel am Fuß des Turmes aus Sandsteinplatten.

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Kommentare


  • Basti g. sagt:

    Zum größten Teil ? Die Kirche hat genug Geld um das allein zu zahlen

    • Marc H. sagt:

      Na, mal wieder nur die Hälfte gelesen? Das zum Größten Teil bezog sich auf die Landeskirche, der Rest wird vom Kirchenkreis getragen – sprich die Kirche zahlt das doch alleine.
      Aber selbst wenn deie Stadt Wunstorf noch was dazu geben würde – die Kirche ist ein bedeutender Teil des Stadtbildes und der Stadtgeschichte, da könnte die Stadt theoretisch auch noch was beisteueren um die Kirche zu erhalten.
      Aber wie schon gesagt, die Kosten werden ja komplett von der Kirche getragen, einfach mal den Bericht komplett lesen und nicht nur Überschrift und Einleitung.

  • Grit D. sagt:

    Auch wenn ich die Verwaltung der Stiftskirchen-Gemeinde vot zwei Jahren im Zusammenhang mit deren allährlichen Spendenaufruf (auch wenn ich einmal mehr den Unmut auf mich ziehen werde „Bettelbrief“) angeschrieben hatte, flattert mir der weiterhin ins Haus.
    Weil ich mich hinreichend erklärte, wird nicht davon abgesehen. Muss ich nicht haben.

    Ohne Spenden werden die Anteile der Stiftskirchen-Gemeinde vermutlich nicht zu stemmen sein.
    Doch an wen ich wieviel spenden möchte, entscheide noch immer ich für mich alleine!

    • Dominik sagt:

      Es hat auch keiner gesagt, dass eine Zwangsabgabe erhoben werden soll.

      • Grit D. sagt:

        @ Dominik

        Keine Ahnung,ob Sie sich auf meinen Kommentar zum Artikel beziehen.

        Von einer von Ihnen erwähnten ‚Zwangsabgabe‘ war im Artikel keine Rede.
        Zum Glück- es muss auch in Hinblick auf Spenden für Projekte gleich welcher Art wirklich der eigenen Entscheidung überlassen bleiben,sich dran beteiligen zu wollen oder eben nicht. Gut so!

        • Dominik sagt:

          Sie haben es nicht verstanden. Sie hatten ausdrücklich betont, dass Sie selbst entscheiden, wofür und wieviel Sie spenden mögen, was ja auch ihr gutes Recht ist. Hierzu sei angemerkt, dass dieses Recht nicht in Frage gestellt wurde. Daher entbehrte es eigentlich auch Ihres Kommentars.

    • Wunni sagt:

      @Grit D. Wenn es ihnen nicht gefällt, was die Kirchengemeinde so macht, dann einfach austreten.. so machen es ja immer mehr Leute. Nur hinterher nicht wundern, dass es immer weniger Kirchen hierzulande gibt, weil diese Gebäude nicht mehr finanzierbar sind – siehe auch dieser Artikel. Die Sanierung des Stadtkirchenturms wird sicher im sechstelligen Euro-Bereich liegen.

      • Grit D. sagt:

        @ Wunni
        An welcher Stelle bitte habe ich gesagt, dass es mir nicht gefällt was die Kirchengemeinde macht?
        Entschuldigung, doch ich kann da Ihren Anwurf nicht nachvollziehen.
        Wenn Sie mögen, können Sie mir Ihren Anwurf zwecks dessen Verständnisses gerne erläutern.

        • Wunni sagt:

          @Grit D.: Sie haben doch gerade zuvor beschrieben, dass sie sich vor zwei Jahren bei der Kirchengemeinde über deren „Bettelbriefe“ beschwert haben und sich nun hier darüber beschweren, wieder so einen „Bettelbrief“ erhalten zu haben. ‚Beschweren‘, ‚Unmut haben‘ und ‚muss ich nicht haben‘, bedeutet für mich ’nicht gefallen‘. Was ist daran nicht nachvollziehbar?

  • Basti g. sagt:

    Abreißen und was schönes bauen mit zeitgemäßer Isolierung und gut ! In den alten gemäuern friert man nur

    • Xaver sagt:

      Den Vorschlag gab’s von Bom.Basti.G schonmal.
      Wann friert er immer? Wenn er wöchentlich zur Beichte geht, weil er hier wieder solche Kommentare abgegeben hat?

      • Basti g. sagt:

        Diese Kirchen kann man nicht ordentlich beheizen ! Oder man nimmt in der Höhe ein Stück raus dann ist auch alles stabiler

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