Wunstorf (ms/as/ds). Twist and Shout, der Aktionschor unter der Leitung von Meervocal-Matador Friedrich Kampe, lieferte den stimmungsvollen Auftakt. Die jungen Aktionskünstler vom Bauhof marschierten auf Stelzen und im Kamelkostüm zwischen den Zuhörern hin und her. Viel Applaus für alle. In der Langen Straße bot ein junges Singer-Songwriter-Duo Tom Pettys „Free Falling“ zur Freude der vielen Zaungäste. Und beim Salsa-Workshop vor der ehemaligen Volksbank bewies Nachtwächter Dieter Kohser trotz Umhang, Hut und Hellebarde tänzerisches Geschick. Schon ab 17 Uhr war er in sein Kostüm geschlüpft und hatte es bis in die späte Nacht nicht mehr abgelegt. Zu Beginn in der prallen Sonne hätte er jedoch in der schwarzen Kluft zunächst den Schatten gesucht, gab er im Gespräch mit der Auepost zu. Am Abend leuchtete er dann mit der Laterne auch den letzten Besuchern des Festivals heim.
Dicht gedrängt das Publikum im Rathaus-Innenhof: Dort traten unter anderem Schülerinnen und Schüler von Band & Vocal Wildeshausen und die Wolfenbütteler Bigband auf. Vor allem deren Standards ernteten viel Applaus.
Am Abend stehen die Happy Disharmonists aus Berlin auf der Bühne vor der Stadtkirche – a capella. Mit pointierten Texten zu bekannten Melodien vertonten sie manchen Klassiker des zeitgenössischen Musikerbes auf ganz eigene Art neu. So wurden etwa IKEA-Regale zu ABBA-Klängen gefeiert, Obi-Verkäufer gedisst oder das Phänomen des plötzlichen Lichtzeichenanlagengrünphasenärgers zu You Raise Me Up besungen. Die Lacher des Publikums und viel Spontanapplaus hatten die Berliner damit auf ihrer Seite.
Der „Top Act“, so Friedrich Kampe, war die schwedische Formation Amanda. Deren Chor-Theater war in der Tat musikalische Unterhaltung der Extraklasse – wenn nicht gar Weltklasse. Wer es nicht gesehen hat, hat etwas verpasst. Aber: Die Göteborger treten auch am Sonnabend auf – gemeinsam mit anderen Chören von 19.30 Uhr an im Stadttheater.
Bürgermeister Carsten Piellusch, gut gelaunt und strahlend, hat den musikalischen Reigen auf der Bühne an der Stadtkirche eröffnet. Er war sicher, das werde „ganz, ganz toll“ an den beiden Tagen, und die Innenstadt werde, wie er sich das wünscht, zum „Kulturort“. Für den ersten Tag des Veranstaltungswochenendes traf das bereits vollumfänglich zu.
Die Zahl der Besucher am Freitag wurde der Bedeutung des Festivals jedoch noch nicht gerecht. Bei der Nacht der Kultur im vergangenen Jahr, die als Blaupause für die neue Ausrichtung von Meervocal gilt, hatte die Innenstadt voller gewirkt. Welchen Schatz Wunstorf mit Meervocal regelmäßig beherbergt, das muss sich in der Stadt offenbar noch viel mehr herumsprechen. Der erste Schritt dazu ist mit der breiten Öffnung und dem neuen Konzept auch auf den zahlreichen Bühnen quer durch die Innenstadt getan.
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