Wunstorf (ds). Die erste Nacht der Kultur vor zwei Jahren in Wunstorf wurde zum Kulturnachtstraum. Das neu geschaffene Stadtfestival war zum großen inspirierenden Überraschungserfolg geworden. Nun steht die Neuauflage an – und dieses Mal soll der Kulturnachtstraum zum Mittsommernachtstraum werden. Der damalige Wunsch, den alle Begeisterten danach hatten, hat sich damit erfüllt: Die Nacht der Kultur bleibt kein einmaliges Event, sondern wird zur wiederkehrenden Veranstaltung in Wunstorf.
Denn ursprünglich wollte man damit im Grunde zunächst nur der Kulturszene in Wunstorf nach der Coronazeit wieder auf die Beine helfen, den Kulturschaffenden wieder Sichtbarkeit geben nach den Jahren auf Sparflamme. Doch die Resonanz, die die Kulturnacht hervorgerufen hatte, war überwältigend gewesen. Es sei wie ein Aufblühen gewesen, hieß es damals. Es wirkte wie ein kleines Kulturwunder, das nicht einmal die Macher zu träumen wagten. „Wir waren wirklich überrascht, dass es gut gegangen ist“, sagt Hajo Arnds vom Kulturnetzwerk rückblickend. Im Kulturnetzwerk, das hinter der Nacht der Kultur steht, sind mittlerweile 20 Vereine aktiv. Doch es war gelungen, nicht nur die vielfältige Wunstorfer Kulturbeteiligten auf einen Nenner zu bekommen, sondern auch, genügend Sponsoren zu finden.
Die erste Nacht der Kultur hatte Ende September 2023 stattgefunden, hatte das besondere Flair der Spätsommers genutzt und mit Licht und Farben auch in der anbrechenden Dunkelheit gearbeitet. Die jetzige Kulturnacht wird allein deshalb schon anders werden: Ende Juni, genau zum Mittsommertag, ist man dieses Mal am Start und schafft damit noch vor den Sommerferien Festivalatmosphäre in der Innenstadt. Die Abendstimmung wird fehlen, es wird hell bleiben.
Am Grundkonzept halten die Beteiligten ansonsten fest: Schauplatz ist die Wunstorfer Altstadt, Schwerpunkt die Fußgängerzone, mit ganz vielen Spielorten. Die Beitragenden kommen sowohl aus der Stadt, bilden einen Querschnitt der vielfältigen örtlichen Kulturszene ab, als auch von außerhalb.
Dabei gab es durchaus Überlegungen, die Kulturnacht konzeptionell weiterzuentwickeln. Hajo Arnds vom organisierenden Kulturnetzwerk hätte sich etwa vorstellen können, die Nacht der Kultur auch einmal als eine Art Landpartie mit Fokus auf die Ortsteile zu gestalten. Er war im Team jedoch überstimmt worden, die Mehrheit möchte die Kultur konzentriert in die Stadtmitte holen.
Das bleibt damit nun auch das Besondere an der Wunstorfer Kulturnacht: Ein geballtes Angebot in allen Ecken der Altstadt, die sich zu einem Kulturreigen verdichten. Musik, Theater, Lesungen, Kabarett, Chöre, Rockbands, Vorträge, Mitmachaktionen, Clowns und Walk-Acts sind zugegen. 36 unterschiedliche Beiträge an 21 Spielorten sind geplant.
Wiebke Nickel und Hajo Arnds stellten Anfang Juni der Presse das Programm vor – das sich zu diesem Zeitpunkt aber immer noch leicht änderte. So sind im offiziellen Flyer zu den Veranstaltungen noch Darbietungen enthalten, die zwischenzeitlich noch einmal ausgetauscht werden mussten, weil etwa geplante Spielorte doch nicht zur Verfügung standen oder sich Gruppen noch kurzfristig gemeldet haben. So war z. B. auch geplant, die derzeit leer stehenden ehemaligen Weltbild-Räumlichkeiten als Ausstellungsfläche zu nutzen. So viele verschiedene Akteure zu orchestrieren und zu einem einzigen Event zusammenzufügen, ist diffizil.
Aber die 2. Ausgabe der Nacht der Kultur ist kein reiner Aufguss. Es gibt Änderungen am Konzept: Der Herold ist nicht mehr dabei, seinen Job übernimmt – ganz passend zur Kulturnacht – der Wunstorfer Nachtwächter. Auch dem Catering wird diesmal mehr Beachtung geschenkt, die Besucherinnen und Besucher sollen leichter etwas zu essen und zu trinken finden zwischen all den Kulturhäppchen.
Und es gibt neue Orte, an denen die Kultur für die Kulturnacht einzieht. Am Abteihof etwa. Was einige nun im ersten Moment mit dem Abteihügel verwechseln werden, der bei der ersten Kulturnacht schon dabei war, ist tatsächlich ein Novum: Der Wendekreis hinter der Sparkasse, zwischen Wasserzucht und Fußgängerzone, wird einer der Bühnenorte sein.
Wie soll man bei der Vielfalt an Angeboten überhaupt die Übersicht behalten? Die einzelnen Auftritte dauern maximal 30 Minuten, danach hat man 15 Minuten Zeit, sich für den nächsten Kulturpunkt zu entscheiden. Aber auch wenn man sich einen strengen Plan macht und eine eiserne Reihenfolge einhält: Alle Darbietungen wird man so nicht verfolgen können. Welche Strategie empfehlen Arnds und Nickel für den Besuch der Nacht der Kultur?
Arnds plädiert für eine geometrische Herangehensweise: Einmal diagonal durch die Tabelle im Veranstaltungsflyer. Damit würde man möglichst viele Beiträge erwischen. Wiebke Nickel würde anders vorgehen: „Ein paar Punkte raussuchen die einem gefallen, und dann drumherum Neues entdecken“, sagt die Erste Stadträtin. Letztlich mache jeder der Besucher jedoch sein ganz eigenes Programm – niemand wird die Nacht der Kultur am Ende genau gleich verfolgt haben.
Tipps zur persönlichen Route gibt es nicht nur im Flyer (erhältlich u. a. am Bauwagen des Kulturnetzwerks), sondern auch vom Wunstorfer Nachtwächter – und natürlich auch in der Auepost.
Viele Beitragende treten quasi ehrenamtlich auf, aber auch Gagen für Auftritte werden gezahlt. 7.000 Euro wurden dafür aufgewendet – genommen aus dem durch Spenden zusammengetragenen Budget. Eine Kommerzialisierung schließen die Macher jedoch weiterhin kategorisch aus, die Nacht der Kultur soll ein offener Anlaufort für alle bleiben – und keinen Eintritt kosten.
Aber auch im Zwei-Jahres-Rhythmus wird man deshalb wohl bleiben, was schon nach der ersten Kulturnacht angeklungen war. Denn zu viel Aufwand, Organisation und Geld steckt in der Kulturnacht, als dass man sie sich jährlich erlauben könnte. Und sie soll auch etwas ganz Besonderes bleiben, betont Nickel, die selbst zu den Akteuren gehört: sie spielt im Posaunenchor.
Die Eröffnungsansprache wird nach der ersten Runde der Darbietungen um 17.30 Uhr vor der Stadtkirche sein. Das große Finale wird am späteren Abend um 21.30 Uhr wieder im Rathausinnenhof stattfinden: Dann spielt die Big Band der Musikschule, die dort vorher auch im regulären Programm einen Auftritt hat.
Dass es trotz der Fülle im Programm schwer werden wird, die erste Nacht der Kultur zu toppen, wissen die Macher. Wieder zum großen Ereignis werden, das kann die Kulturnacht letztlich nun aber auch nur durch die Besucherinnen und Besucher. Arnds plagt deshalb vor allem eine Sorge: Dass es am Freitagabend nicht regnet.
siehe auch: Das komplette Programm zur 2. Wunstorfer Nacht der Kultur
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