Der bis zum Schluss noch bestehende Förderverein, der in den Jahren zuvor Tausende Euro investierte, um das Bad aufzuwerten, konnte die Schließung nicht verhindern. Noch 2003 gab die Stadt anlässlich des 70-jährigen Jubiläums stolz eine Festschrift heraus, in der die geschichtliche Bedeutung des Bades für Wunstorf gewürdigt wurde. Zehn Jahre später hat die Geschichte das Bad endgültig ereilt. 2013, genau 80 Jahre nach der Eröffnung, beschloss der Rat der Stadt, das Traditionsbad zu schließen.
Auf dem gesamten Gelände im Umfeld des Bades wird die Geschichte spürbar, man meint, die Aura der jeweiligen Jahrzehnte atmen zu können. In Endzeitstimmung überwuchert das kniehohe Gras das einstige Freibadgelände, Graffitis beschmieren die alten Umkleiden und Wasserspeier. Zwischen den hohen, schattigen Bäumen des umgebenden Wäldchens ist der Trubel noch greifbar, der hier an schönen Sommertagen herrschte, so als wäre die Geräuschkulisse nur vorübergehend stummgeschaltet.
Das Eingangsschild setzt Grünspan an, das Schwimmbecken, randvoll gefüllt, als wäre noch immer Badebetrieb, wirkt wie eingefroren in der Menschenleere. Die Wasserrutsche verbleicht zusehends und lässt ihren ursprünglichen Farbton bald nur noch erahnen. Das Kinderplanschbecken, in dem sich allein noch das Regenwasser sammelt, würde in Pripyat nicht anders aussehen.
Doch ansonsten scheint oberflächlich nichts zerstört oder verrottet, Steinböden, Becken und Gebäude wirken, als könnten sie sofort wieder in Betrieb gehen, wenn jemand mal den Rasen mähen würde. Wären da nicht die maroden Rohrleitungen im Untergrund.
Fertiggestellt von den Nationalsozialisten und mit viel Propaganda eingeweiht, war das Freibad in Wunstorf über die Jahrzehnte eines von zuletzt vier städtischen Bädern. Das, was heute die Barne mit Hallenbad und Sportplätzen ist, war ab 1933 der Jahnplatz samt Schwimmbad: ein modernes, wettkampftaugliches Sportzentrum.
Schon damals bei der Eröffnung verfügte das Freibad neben dem Haupt- über ein Nichtschwimmerbecken sowie ein Planschbecken für Kleinkinder. 50 Meter lang, 18 Meter breit und mit Sprungbrettern in 1, 3 und 5 Meter Höhe versehen, war das Wunstorfer Freibad auf der Höhe der Zeit. Die Ertüchtigung des Herrenrassemenschen stand hier zunächst noch im Vordergrund, streng reglementiert durch Badeordnung mit Verhaltens- und Kleidungsvorschriften. An Bikini und enganliegende Badehose war noch nicht zu denken, Wasserrutschen noch Zukunftsmusik.
In späteren Jahren und Jahrzehnten behielt das Freibad seine Bedeutung, jedoch rückte auch das Freizeitvergnügen immer mehr in den Vordergrund. Das Bad blieb ein beliebter Treffpunkt, hier lernten die Wunstorfer nicht nur schwimmen, hier verbrachten ganze Generationen von Kindern ihre Sommerferien.
Ein „Spaßbad“ war das Wunstorfer Freibad jedoch nie, es behielt seinen klassischen Charakter. Die Wasserrutsche etwa wurde erst im Jahre 2006 vom alten Luther Freibad übernommen. Doch bereits seit den 80er Jahren war überlegt worden, ob man das Bad schließen solle, nachdem in Bokeloh und Luthe in den 70ern zwei neue, moderne Bäder entstanden waren und die alten Anlagen in Wunstorf allmählich an ihre Grenzen kamen – und bereits damals wie ein Relikt aus der Vergangenheit wirkten.
Das konnte der neu entstandene Förderverein ab den 90er Jahren mit viel persönlichem Engagement und auch eigenem finanziellem Einsatz erfolgreich verhindern, so dass die Stadt das Bad weiterbetrieb. Mitte der 90er Jahre wurde das Bad sogar noch mit einem Millionenbetrag saniert. Doch das Freibad Wunstorf blieb ein deutliches Zuschussgeschäft. Als 2012 dann das Hauptbecken leckte, war der Stadtrat nicht mehr bereit, nochmals Geld für eine Sanierung aufzuwenden.
Heute sind noch zwei städtische Badeanstalten (Hallenbad und Freibad Bokeloh) übrig, das alte Freibad der Kernstadt gehört nicht mehr dazu. Die Prioritäten liegen nun woanders, neben dem Beckenrand wurde ein provisorischer Mobilfunkmast hinbetoniert – den man sauberen Fußes erreichen könnte, ginge man direkt durch die Wasserschleuse – und der nur mit viel gutem Willen als Ersatz für den längst abgerissenen Sprungturm interpretiert werden kann.
Die Wunstorfer hatten stets ein kleines Fünkchen Hoffnung, dass das Bad vielleicht doch noch einmal wiedereröffnen könnte – doch das waren von Anfang an Träume. Das weitflächige Areal mitten im Herzen der Stadt, nur einen Sprung etwa vom Alten Markt entfernt, weckt Begehrlichkeiten, ist perfektes Bauland – und viel zu wertvoll, um dort nur Grünflächen zu erhalten oder ein hochdefizitäres Freibad zu betreiben. Selbst der grüne Teil des Stadtrates könnte am Ende Kompromisse eingehen – und dann stünde der angedachten Bebauung mit Eigentumswohnungen und Seniorenheimen nichts mehr im Wege.
Verlassen liegt das Freibad daher gemeinsam mit dem wie eine Brachfläche wirkenden Fußballplatz, auf dem schon lange keine Vereinsfußballspiele mehr stattfinden, im Dornröschenschlaf und wartet darauf, für Neubauten abgerissen zu werden. Wie das baldige Ende ankündigend, steht ein morscher Galgen auf dem angrenzenden Bolzplatz, unter den fassungslos wirkenden Blicken von Turnvater Jahn.
Einen ausführlichen Bericht zur 80-jährigen Geschichte des Wunstorfer Freibades mit vielen historischen Fotos hat der Heimatverein Wunstorf e. V. im „Stadtspiegel“ Nr. 82 (April 2016) veröffentlicht. Der Wunstorfer Stadtspiegel ist im Stadtinfo (im Rathaus) erhältlich.
Der Artikel zum Wunstorfer Freibad bedarf einer elementaren Korrektur!
Dieses Freibad wurde lediglich am 25 Juni 1933 von den Nazis eingeweiht, weil sie in diesem Jahr an die Macht kamen.
Zur Entstehung dieses Bades haben die Nazis absolut nichts beigetragen!
Der Initiator war Heinrich Magnus, der 1893 die Basis für die gesamte Sportanlage legte, an der sich viele Wunstorfer seit 1893 ehrenamtlich beteiligt haben.
Zur Erinnerung, dieser Bereich Wunstorfs wurde von den Wunstorfern einmal Stadtpark und später Arbeiterpark genannt, lang bevor Heinrich Magnus den Bürgerpark schuf.
Der erste Mosaikstein zur Finanzierung des Freibades entstand 1862.
Zu dieser Zeit konnte noch keiner Wissen, dass das Geld einer Stiftung 70 Jahre später über Umwege das Freibad einer armen 5000 Einwohner Stadt finanzieren würde.
Auch die bewegte Entstehungsgeschichte des Jahnsportplatzes begann 1893 und verdankt vielen Wunstorfer Vereinen seine Entstehung in der jetzigen Form Mitte der 1920er Jahre.
Die Schließung des Freibades im Jahr 2013 mag begründet und gerechtfertigt gewesen sein, jedoch wird es nie ein Ruhmesblatt für die Würdigung (von 120 Jahren) ehrenamtlichen Engagements an diesem Ort sein.
Ich kann bis heute kein Verständnis dafür aufbringen, dass dieses schöne Schwimmbad geschlossen wurde. Ohne ein Auto zu nutzen, konnten die Bürger Wunstorfs das Bad besuchen. Dass das Bad eine Leckage haben soll, widerspricht den Fotos und meinen Beobachtungen. Wäre es besser beheizt worden, wäre ein profitablerer Betrieb sicher möglich gewiesen. Könnte es sein, dass es vielleicht Beschwerden von Anwohnern gab, die lieber ihre Ruhe haben wollten?
Schwimmbäder sind ein Kulturgut und insbesondere für Kinder/Jugendliche allemal besser als PC-Spiele. Kultur und Jugendarbeit kosten halt auch Geld. Aber dies ist auf jeden Fall gut investiert. Schade, dass dies von der Politik anders entschieden wurde.
Es war ein Naherholungsgebiet welches mit viel Liebe und Zeit gepflegt wurde. Hier haben viele wunstorfer viele schöne Stunden verbracht.
Das Bad hat ein ganz bestimmtes Flair gehabt. Unsere Eltern waren im Förderverein und die Kinder haben auch beim Vorbereiten auf die neue Saison mit angepackt. Es war zwar kein Spaß Bad – aber wir hatten jede Menge Spaß. Schade drum
Es ist traurig das die Stadt für sowas kein Geld übrig hat und bald ist bokeloh auch ganz zu ,aber in wunstorf soll ja ein neues gebaut werden und keiner aus dem Rat denkt an die älteren Leute die nicht mehr die Chance haben überall hinzukommen