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Große Idee: Die Südaue soll 2028 durchs alte Wunstorfer Freibad fließen

18.10.2024 • Daniel Schneider • 4 Min.Kommentare: 1

Eine Art neuer „Auepark“ im alten Freibad soll Wirklichkeit werden: Die baupolitischen Sprecher von CDU und SPD stellten mit dem Ortsbürgermeister nun neue Pläne vor, was am Jahnplatz entstehen könnte: Statt Wohnbebauung ein wasserreicher Ort auf dem historischen Wunstorfer Freibadgelände – mit Zugang für alle in die Natur.

18.10.2024
Daniel Schneider
4 Min.
Heinz Widdel, Thomas Silbermann und Torben Klant im alten Freibad | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Eine aufsehenerregende Idee präsentierten drei Männer am Freitagnachmittag des 18. Oktobers genau an der Stelle, an der es „gleich interessant“ werden sollte: Ortsbürgermeister Thomas Silbermann (SPD), baupolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender Torben Klant (SPD) sowie baupolitischer Sprecher und Verbandsvorsteher des Unterhaltungsverbandes 53 – West- und Südaue – Heinz Widdel (CDU). Gemeinsam hatten die drei die Pläne ausgearbeitet, die eine konkretere mögliche Zukunft für das alte Wunstorfer Freibadgelände skizzierten.

Es sollte nur ein Pressetermin im kleinen Kreise sein, doch die Anwohnerschaft war auf Zack und bemerkte, was vor sich ging – erst waren es nur Einzelne, aber plötzlich standen rund 20 Personen vor dem Eingangstor zum alten Freibad und begehrten ebenfalls Einlass.

Anwohner auf Zack

Silbermann ließ das nicht zu und machte vom Hausrecht Gebrauch – das Gelände befindet sich nach wie vor in Besitz der Wunstorfer Bäderbetriebe. Doch er und Klant stellten sich vor dem Zugangstor den Fragen der Versammelten und beruhigten, dass es hierbei nicht um eine mögliche Bebauung des Jahnplatzes ginge, sondern die frühe Vorstellung einer Idee zum alten Freibad. Das sei heute „nicht das Thema“ sagte Silbermann mehrmals, als die Sprache darauf kam, dass man doch „an die Kinder denken“ solle – oder dass auf dem Jahnplatz „keine Hochhäuser“ zu planen seien.

Plötzlich sind zwei Dutzend Anwohner da und diskutieren mit Klant und Silbermann | Foto: Daniel Schneider

Klant präzisierte: Es ginge um die Verlegung der Südaue, die dann vielleicht auch zu einem kleinen Teil über den heutigen Jahnplatz fließen könne. Doch der übrige Jahnplatz solle nicht angetastet werden. Das war auch bereits von der Politik so beschlossen worden. Aber auch Generalkritik musste sich Silbermann anhören: „Der Ortsrat zeichnet sich nicht gerade durch direkte Demokratie aus“, meinte einer der Zaungäste, um die grundsätzliche Skepsis der Anwohnerschaft zu untermauern. Schon im Vorfeld zum jetzigen Ortstermin war nicht verborgen geblieben, dass Silbermann und Widdel sich einmal am Freibad beraten hatten.

Die Südaue soll wieder für alle zugänglich werden

Ohne Anwohner ging es dann aufs Brachgelände, wo vor einigen Jahren noch die stillgelegten Schwimmbecken zu finden gewesen waren. Inzwischen ist das ehemalige Freibad nur noch verwildertes Gelände, auch Zwischennutzungen als provisorischer Funkmaststandort oder Baumateriallager gibt es nicht mehr. Allein das zusehends verfallende Gebäude, das die ehemaligen Umkleiden und den Kiosk beherbergte, ist noch vorhanden.

Das war dann auch der Kern des Termins: Die künftige Gestaltung des Freibadgeländes. Nicht mehr Häuser sollen hier gebaut werden – sondern eine Art Wasserpark unter Einbeziehung einer renaturierten alten Südaue entstehen.

Skizze einer möglichen Gestaltung des alten Freibadgeländes: Die dicke blaue Linie zeigt einen möglichen naturnaheren künftigen Verlauf der Südaue. Ein neuer Seitenarm speist großzügige Wasserflächen | Foto: Daniel Schneider

Nur als Beispiel diente die Skizze, die Silbermann, Klant und Widdel den Reportern von HAZ/NP, Auepost und Stadtanzeiger direkt an Ort und Stelle präsentierten. Aber sie erlaubte eine Ahnung dessen, was es hier möglicherweise in Zukunft geben könnte: Eine wieder natürlicher fließende Südaue ist das Ziel, und begleitend dazu ein wasserreicher Aufenthaltsort auf dem großen Gelände des alten Freibades.

Wohnbebauung ist nicht Teil der Pläne – aber sie wird von den neuen Plänen nicht automatisch ausgeschlossen. Auf dem nördlichen Abschnitt, der heutigen Wiese, könnte durchaus Bebauung möglich bleiben – aber sie müsse politisch auch gewollt sein, unterstrich Silbermann. Und: „Überlegungen, das ganze Gelände zu bebauen, gab es noch nie“, es sei immer nur um einen Teilbereich gegangen. Aber der Abschnitt könnte ebenso gut auch eine Wiese bleiben.

Zurück zur Natur

Der Vorteil wäre jetzt, dass die Pläne für das wasserreiche Gelände auch umgesetzt werden könnten, ohne dass man für die Finanzierung einen Teil bebauen müsse. Möglich machen sollen es Fördergelder im Rahmen der Auerenaturierung. Die Umsetzung soll in Kooperation mit dem Unterhaltungsverband erfolgen, der die fachliche Leitung und Umsetzung übernimmt. Damit würde man de facto offene Schleusen einrennen: In Niedersachsen seien bislang nur 3 Prozent aller Gewässer renaturiert, erklärte Widdel.

Die Renaturierung ist der eigentliche Baustein des groben Plans: Statt wie heute relativ gerade zu verlaufen, könnte die Südaue sich künftig wieder naturnah durch die Landschaft schlängeln, breiter und wasserreicher werden – und den Menschen einen echten Zugang zum Wasser bieten. Dazu wären auch Rückhaltebecken vorgesehen, die neben der Aue angelegt würden. Angedacht ist eine Art öffentlicher Wasserpark, der historisch gesehen sogar ein wenig an den früheren Arbeiterpark erinnern würde, an Zeiten, als es noch keine Schwimmbäder gab und direkt in der Aue gebadet wurde.

Das Gelände heute: Eine Brache hat das einst große Schwimmbecken ersetzt | Foto: Daniel Schneider

Ein Badebetrieb soll es aber definitiv nicht mehr werden, obwohl sich auch das viele Wunstorfer immer noch zurückwünschen – aber auch kein eingezäunter Bereich, sondern offene Wasserstellen, die allen zugänglich wären. Gegenüber der Feuerwehr könnte die Südaue auch über einen Abschnitt des heutigen Jahnplatzes führen. Damit würde auch der Jahnplatz „zu einem zentralen grünen Erholungsraum in Wunstorf aufgewertet.“

Überraschung!

Mit den Plänen haben Silbermann, Widdel und Klant viele tatsächlich überrascht: Die Idee sei noch nicht einmal in den eigenen Parteien bekannt gemacht, es gehe erst jetzt richtig los. Sie sei aber auch keine unmittelbare Reaktion auf die zurückliegenden Anwohnerproteste mitsamt Initiativengründung und Unterschriftensammlung gegen eine mögliche Bebauung von Jahnplatz und Freibadgelände, stellte Silbermann klar: Man habe sich schon seit Jahren Gedanken in diese Richtung gemacht, wie man den Auebereich neu gestalten könne. Jetzt sei der richtige Zeitpunkt gekommen, die Dinge auch wirklich anzupacken.

In der Politik will man die Idee nun genauer vorstellen und beraten, damit sie auch Gestalt annehmen kann. Die nächste Station sind die kommenden Haushaltsberatungen von SPD und CDU im November, anschließend könnte eine Entscheidung im Rat getroffen werden. Im kommenden Jahr könnte dann mit den eigentlichen Planungen begonnen werden – und im Jahr 2028 der „Auepark“ bereits Wirklichkeit sein.

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Kommentare


  • Detlev Ulrich Aders sagt:

    Auepost: Wie immer perfekt dargestellt! Hut ab!

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