Wunstorf (red). Die Bundestagswahl 2025 ist vorbei und war so spannend wie seit Ewigkeiten nicht mehr. In Wunstorf und Niedersachsen konnten 16 Parteien in den Deutschen Bundestag gewählt werden. 9 Direktkandidaten traten im hiesigen Wahlkreis gegeneinander an, der vorausgegangene Wahlkampf war ungewöhnlich. Vor sechs Tagen hatte es im Vorfeld der Wahl zudem noch eine große Demokratiedemonstration in Wunstorf gegeben.
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18 Uhr: Die ersten Hochrechnungen sehen die CDU als klaren Gewinner, jedoch unter 30 Prozent. Die AfD fährt als zweitstärkste Kraft ein neues Rekordergebnis ein. Die Linke liegt deutlich über der 5-Prozent-Hürde. FDP und BSW müssen um den Einzug in den Bundestag noch bangen. Zur gleichen Zeit wird in den Wunstorfer Wahlräumen damit begonnen, die Wahlurnen zu entleeren.
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18.30 Uhr: In den Wunstorfer Wahllokalen wird emsig sortiert und gezählt. Vor allem in den größeren mit mehreren Wahlräumen verbindet sich das Rascheln von Papier zu einem deutlichen Wahlzettelrauschen.
Die einzelnen Wahlhelfergruppen gehen ganz unterschiedlich vor: Manche sortieren und zählen direkt auf dem großen Tisch aus, auf dem die Wahlurne ausgeleert wurde, andere haben sich ein regelrechtes System vorbereitet und sortieren auf Extra-Tischen nach Parteien aus, bevor die einzelnen Stimmen gezählt werden.
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Mehrere Wunstorfer machen in diesem Jahr tatsächlich von ihrem Recht Gebrauch und beobachten privat die Stimmenauszählung: In einem der Wahlräume in der Otto-Hahn-Schule haben sich etwa zwei Frauen postiert, um um Punkt 18 Uhr den Wahlhelfern über die Schulter zu schauen. „Man hört ja die dollsten Dinge“, sagt eine der Wahlbeobachterinnen zur Auepost. Die beiden lassen den Tisch mit den Stimmen während der gesamten Auszählung nicht aus den Augen.
Das darf übrigens jeder: Der gesamte Wahlvorgang, vom Morgen bis zur letzten erfassten Stimme am Abend, ist öffentlich. Doch es ist selten, dass dieses Recht wahrgenommen wird. Meist zählen die Wahlhelfer ohne weitere Öffentlichkeit für sich allein aus.
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Auch ungültige Stimmen gibt es wieder einige bei dieser Wahl in Wunstorf. Manche Wähler hätten „Vier gewinnt“ gespielt, statt korrekt zu wählen, berichtet einer der Wahlhelfer der Auepost. Andere haben ihre Stimme offenbar unabsichtlich durch zusätzliche Streichungen auf dem Wahlzettel ungültig werden lassen. In mehreren Fällen haben Wähler die Überschrift „Sie haben 2 Stimmen“ zu wörtlich genommen und statt Erst- und Zweitstimme zu vergeben zweimal ihr Kreuz bei den Erststimmen gemacht. Die Zahl der ungültigen Stimmen ist jedoch überschaubar: Mehr als maximal ein halbes Dutzend pro Wahlraum kommen selten vor.
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Wir berichten an dieser Stelle weiter, sobald erste Tendenzen aus Wunstorf bekannt sind.
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20 Uhr: Ein Großteil der Stimmen in Wunstorf ist bereits ausgezählt. Das Stimmverhalten deckt sich grob mit den Bundesergebnissen. Mit zwei Unterschieden: Für die SPD wird in Wunstorf deutlich häufiger gestimmt als bundesweit, die AfD wurde weniger häufig gewählt.
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Auch in Wunstorf wird die CDU stärkste Kraft, bleibt aber auch hier unter 30 Prozent. Deutlich stärker als im Bundesvergleich ist die SPD in Wunstorf. Die AfD ist die drittstärkste Kraft in Wunstorf. Das BSW wäre nicht im Bundestag, wenn es nur nach Wunstorfer Wählern ginge. Die in der Stadt neu vertretenen Freien Wähler erreichen knapp über 1 Prozent und bleiben hinter der Tierschutzpartei.
Weitere Ergebnisse: Die Basis 0,25 %, Die Partei 0,36 %, Piratenpartei 0,18 %, Volt 0,57 %, PdH 0,07 %, MLPD 0,03 %, Bündnis Deutschland 0,17 %.
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Einige Ergebnisse stechen heraus. Während für die FDP oder die Grünen in den Ortsteilen grob gesehen ungefähr gleichmäßig gestimmt wird, gibt es auch Parteien, die in manchen Wunstorfer Orten größere Zustimmung erreichen:
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Ein Blick auf die Zugewinne und Verluste bei der aktuellen Wahl im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 relativiert die Sicht auf das obige Wahlergebnis deutlich: Alle „Ampelparteien“ verlieren. Die SPD hat massiv Stimmenanteil verloren und erreicht in Wunstorf knapp über 10 Prozent weniger Zustimmung. FDP und Grüne verlieren ebenfalls deutlich, CDU und Linke gewinnen deutlich hinzu. Das BSW kommt auf 3,83 Prozent. Relativer Wahlgewinner ist in Wunstorf die AfD, die 8,68 Prozentpunkte hinzugewinnt. Die bei der vergangenen Wahl noch Richtung 1 Prozent hervortretenden Parteien „Die Basis“ und „Die Partei“ bleiben nun unter 0,5 Prozent. Hinter der Tierschutzpartei kommen erstmals die Freien Wähler aufs Wunstorfer Parteienradar.
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Rebecca Schamber (SPD) konnte ihr Direktmandat im Wahlkreis nicht verteidigen. Der gewählte Direktkandidat für Wunstorf im Bundestag ist nun wieder Dr. Hendrik Hoppenstedt (CDU).
Auch in Wunstorf erreichte Hoppenstedt die meisten Stimmen und zog an Schamber vorbei. Nur in einzelnen Ortsteilen wurde Schamber öfter als Hoppenstedt gewählt:
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Die Wahlbeteiligung lag bei 85,34 Prozent. 26.898 Wunstorfer wählten, dabei waren 182 Stimmen ungültig.
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Danke an die Mehrzahl der Wähler mit Weitsicht, mir weitere Monate/Jahre mit tollem Unterhaltungswert zu gönnen. Natürlich wie bisher nicht kostenfrei.Komme damit aber klar.
Und jetzt bitte SCHNELL…ALLE Wahlplakate wieder entfernen…für die schöne Optik unserer schönen Stadt, danke.