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Piellusch: Stadtsparkasse strategisch neu ausrichten

17.07.2024 • Achim Süß • 3 Min.Kommentare: 10

Die Zeichen stehen auf Fusion. Vertreter der Sparkasse Hannover und der Stadtsparkasse Wunstorf prüfen den Zusammenschluss. Dafür sei die Zeit gekommen, meint Bürgermeister Carsten Piellusch. Die Hausbank der Stadt sei wirtschaftlich stark. Dennoch müsse sie strategisch neu aufgestellt werden.

17.07.2024
Achim Süß
3 Min.
Bürgermeister Carsten Piellusch ist Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtsparkasse Wunstorf | Fotos: Süß/Schneider (Archiv)

Wunstorf (as). Nur zwei Stunden nach der überraschenden Verlautbarung der Vorstände von Sparkasse Hannover und Stadtsparkasse Wunstorf über den Beginn von Fusionsverhandlungen hat Bürgermeister Carsten Piellusch (SPD) am Mittwochmittag im Gespräch mit Lokaljournalisten eine eigene „Tonspur“ dazu geliefert. Es sei ganz genau der richtige Zeitpunkt, die Hausbank der Stadt Wunstorf strategisch neu zu positionieren. Die Stadtsparkasse sei wirtschaftlich stark – ganz anders „als vor zehn, elf Jahren“.

Die gemeinsame Pressemitteilung der beiden Sparkassenvorstände vom Morgen sei ihm ein bisschen zu schlank, erklärte Piellusch in dem als Hintergrundgespräch deklarierten Termin in seinem Büro. Es komme ihm darauf an, die Motive für Überlegungen und Verhandlungen aus Sicht der Stadt zu erläutern. Wunstorf ist Gewährträger der vor 170 Jahren gegründeten Sparkasse der Stadt – und der Bürgermeister kraft Amtes Vorsitzender des Verwaltungsrats, des internen Kontrollgremiums.

Der Verwaltungsrat ist das interne Aufsichtsorgan eines öffentlich-rechtlichen Instituts wie der Sparkasse. Vergleichbar einem Aufsichtsrat in Kapitalgesellschaften. Der Verwaltungsrat überwacht die Geschäftsführung und beeinflusst Grundsatzentscheidungen. Vorsitzender des Gremiums ist der Bürgermeister. Die weiteren Mitglieder, benannt vom Rat der Stadt: Rolf Herrmann, Bernd Maschke (beide SPD), Martin Pavel, Cornelia Vauth (beide CDU), Sarah Sheikh-Rezai (Grüne). Hinzu kommen zwei Vertreter der Belegschaft.

Für die bereits begonnenen Verhandlungen über eine mögliche Fusion haben beide Institute nach Pielluschs Angaben vierköpfige Kommissionen gebildet. Bis Ende September sollen sie Ergebnisse erarbeiten und den städtischen Gremien in Wunstorf und Hannover vorlegen. Das gesamte Verfahren sei mit den Aufsichtsinstanzen abgesprochen worden. Die Wunstorfer Kommission wird von Piellusch geleitet. Den Weg dafür hat der Verwaltungsrat im Mai in seiner jüngsten Sitzung frei gemacht.

Neuer Sparkassenchef für Wunstorf wird nun nicht mehr gesucht

Der Bürgermeister gab am Mittwoch bekannt, dass das Ausschreibungsverfahren für die Position des Vorstandsvorsitzenden nach Abschluss der Bewerbungsfrist wegen der Verhandlungen mit Hannover ausgesetzt worden sei. Unter den Bewerbern waren nach Pielluschs Worten zwei aussichtsreiche Kandidaten. Über die übrigen Ausschreibungsergebnisse für andere Stellen äußerte er sich nicht. Die Suche nach einem Vorstandssprecher war Anfang des Jahres nötig geworden, weil der Verwaltungsrat der Stadtsparkasse den Vertrag mit Direktor Heiko Menz nicht verlängert hat. Menz scheidet im Februar 2025 aus.

Piellusch betont, dass die Baupläne der Stadtsparkasse für die Hauptstelle neben der Stadtkirche nicht aufgegeben werden sollen. Eine eventuelle Fusion habe keine Auswirkungen auf das Projekt. Der Handlungsbedarf für das etwa 40 Jahre alte Gebäude sei unbestreitbar. Ein Zusammenschluss mit der hannoverschen Sparkasse biete die Chance, ein zeitgemäßes Haus zu bekommen. Piellusch deutet an, dass mit der starken Sparkasse im Rücken die Finanzierung des 15 Millionen-Euro-Vorhabens leichter fallen werde.

Neubau in Wunstorf als Teil der strategischen Neuausrichtung

Überhaupt sieht er die Zeit für eine strategische Neuausrichtung der Wunstorfer Sparkasse gekommen. Das Institut sei wirtschaftlich stark, die Bilanzsumme mit 740 Millionen Euro erneut gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Im Wunstorfer Markt habe es sehr hohe Anteile, und davon könne die Sparkasse Hannover profitieren. Piellusch hob mehrfach hervor, die Wunstorfer Seite könne die Verhandlungen von einer starken wirtschaftlichen Position aus führen. Das sei vor etwa zehn Jahren anders gewesen. Damals sei die Stadtsparkasse aus mehreren Gründen in eine schwere Krise geraten.

Piellusch ging ausführlich auf mögliche Schwachstellen und die aktuelle Hilfsaktion der hannoverschen Bank ein: Seit Mitte Juni arbeiten knapp 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Landeshauptstadt in den Stabsstellen des Wunstorfer Instituts. Im vergangenen Jahr hätten ungewöhnlich viele Angestellte der Stadtsparkasse den Rücken gekehrt. Darunter wichtige Spezialisten, die nicht ohne weiteres ersetzt werden könnten. Dieser Prozess habe sich 2024 noch fortgesetzt.

Viele Angestellte hatten gekündigt

Zu den Mitarbeitern, die gekündigt haben, gehören auch Führungskräfte, die für den ordnungsgemäßen Betrieb unerlässlich sind. Piellusch ließ durchblicken, dass der personelle Aderlass aus Sicht der Aufsicht bedenklich geworden sei. Alle Banken und auch andere Bereiche der Wirtschaft stehen nach Pielluschs Worten vor mehr oder weniger gravierenden Personalproblemen. Die Wunstorfer Situation sei allerdings besonders angespannt.

Für die Prüfung einer Fusion sei es jetzt die richtige Phase. Die Stadtsparkasse habe wichtige Pluspunkte zu bieten, und eine Zusammenarbeit könne für beide Seiten profitabel sein. Es komme jetzt darauf an, die Repräsentanz in der Innenstadt sicherzustellen und Arbeitsplätze zu erhalten. Mit der Stadtsparkasse Hannover würde das Wunstorfer Institut eine der ganz Großen der Branche als Partner gewinnen: 20 Milliarden Euro Bilanzsumme bedeuten Platz sechs der bundesdeutschen Rangliste. Orientiert an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen sind beide Sparkassen Musterbetriebe.

Siehe auch: Fusion in Aussicht - Stadtsparkasse Wunstorf und Sparkasse Hannover könnten zusammengehen
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Kommentare


  • Frieda Fröhlich sagt:

    Da kann man doch gratulieren, dass Wunstorf so eine Menge Steuereinnahmen fehlen werden – danke an … dreimal dürft ihr raten….

  • Heinz-Dieter Badke sagt:

    Der dargestellte personelle Aderlass in Kontinuität und Umfang des personellen Aderlasses, der sogar personelle Fremdunterstützung notwendig macht, ist doch sehr ungewöhnlich (Arbeitsplatz und Gehalt sind doch eigentlich nicht schlecht). Kann man vielleicht über Massenflucht sinnieren? Gründe hierfür??
    Weshalb strategische N e u Ausrichtung bei wirtschaftlicher Stärke?
    Konkretetes wäre gar nicht so schlecht!!

  • Daniela Koschella sagt:

    Schade, dass in keinem der Berichte etwas über den wahren Hintergrund der Massenkündigungen berichtet wird. Jetzt den ehemaligen Mitarbeitern die „Schuld“ zu geben, ist ein Witz.

  • Ellen Münch sagt:

    Wunstorf verscherbelt sein Tafelsilber.

  • Basti g. sagt:

    Als Bürgermeister sollte man sich um seine Bürger kümmern und nicht um finanzunternehmen

    • Elke sagt:

      Ist eigentlich bekannt , dass die Stadt die Trägerin der Stadtsparkasse is? Der Bürgermeister ist allein durch sein Amt per Niedersächsischem Recht Vorsitzender des Verwaltungsrats.

      Und dann soll er sich nicht kümmern?

      @ Basti, was ist denn das mal wieder für ein Kommentar und für ein Verständnis?

  • annerosebecker52@gmail.com sagt:

    Hoffentlich entsteht uns Kunden keine weiteren Nachteile.Das Geld ,welches angeblich für hübschere Arbeitsplätze benötigt wird,sollte lieber mal für uns langjährige,treue Kunden ausgeschüttet werden.Schwartze
    Zahlen schreibt das Institut …und wo bleiben wir?

  • G. Taro sagt:

    Seit der Übernahme des Bürgermeisteramtes ist Carsten Piellusch (SPD) qua Amtes als Vorsitzender des Verwaltungssrates maßgeblich verantwortlich für die Geschicke der Stadtsparkasse Wunstorf (SSK-Wstf.). Bereits damals gab es eine strategische Ausrichtung des Instituts. Eine strategische Ausrichtung (besser: Neuausrichtung) gab es auch im April 2023, als die Diskussion über einen Neubau des Verwaltungsgebäudes der SSK-Wstf. für Schlagzeilen sorgte. Ebenfalls gab es eine weitere strategische Neuausrichtung im Februar 2024, mit der Entscheidung, den Vertrag mit dem Vorstandssprecher der Sparkasse (Dir. Heiko Menz) auslaufen zu lassen.

    Nun, im Juli d.J., lese ich, dass der Verwaltungsratsvorsitzende Piellusch wieder für eine (geänderte) strategische Neuausrichtung der SSK-Wstf. plädiert. Eine wahre Flut an strategischen Neuausrichtungen, geradezu inflationär!

    Die Lösung der seit dem Amtsantritt von Carsten Piellusch angehäuften Probleme soll nun eine „Fusion“ mit der weitaus größeren Sparkasse Hannover bringen. Eine schleichende Übernahme scheint bereits angelaufen zu sein. Für den Verwaltungsrat unserer Sparkasse eine Bankrotterklärung.

    Eine hohe Fluktuation bei den Mitarbeitenden ist immer ein Indiz dafür, dass in einem Unternehmen etwas nicht rund läuft. Dann gilt es, den Ist-Zustand zu erfassen, zu analysieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Dies scheint im vorliegenden Fall versäumt worden bzw. nicht zielführend gewesen zu sein. Am Ende der Kette der dafür Verantwortlichen, steht der Verwaltungsrat, insbesondere deren Vorsitzender Piellusch. Obwohl das Vorangegangene eine Binse ist, wird dies im Diskurs völlig ausgeblendet.

    Man muss kein Prophet sein, um vorauszusehen, dass die Kündigungswelle anhalten wird (die fitten, gut ausgebildeten Mitarbeitenden verlassen i.d.R. als erste das angeschlagene Schiff); Vorteil für die, die über die „strategischen Phantasien“ des Herrn Piellusch schon früh informiert waren. Es scheint, dass seine kurze Amtszeit bereits ausgereicht hat, eine 170jährige Geschichte beschämend zu beenden.

    • Anonymous sagt:

      „Es scheint, dass seine kurze Amtszeit bereits ausgereicht hat, eine 170jährige Geschichte beschämend zu beenden.“

      Ja nun – da befindet sich der Sozi Piellusch ja in guter Tradition und Übereinstimmung mit seinen überaus fähigen Parteikollegen Scholz und Faeser. Es ist mir dennoch ein Rätsel, wie man als Vorsitzender des Verwaltungsrates des wichtigsten Kreditinstitutes einer Stadt und gleichzeitig Bürgermeister dieser Stadt mal locker flockig in den Urlaub geht, währenddessen die Hütte brennt. Das nenne ich entweder unverantwortlich oder es läuft alles genauso, wie es geplant war. Das erscheint mir wahrscheinlicher.

      Das sieht für mich danach aus, dass die Zerschlagung der 170 Jahre alten Stadtsparkasse schon lange geplant war. Das dürften die massenhaft kündigenden Mitarbeiter gewusst oder geahnt haben und es wäre interessant zu erfahren, welche – evtl. auch monetären – Vorteile die bei der Zerschlagung verantwortlichen Personen durch diese Entwicklung haben werden.

  • Anonymous sagt:

    Na – habt Ihr wieder mal was Kritisches auf Anweisung von Piellusch gelöscht. Bravo!

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