Wunstorf (as/ms). In eiskaltem Wind und feinem Regen ist der Wunstorfer Weihnachtsmarkt, Ausgabe 2023/24, zu Ende gegangen. Das hat das Montage-Team der Schausteller-Familie Dormeier nicht abgeschreckt, Karussell und letzte Stände abzubauen. Auch Christoph Rüther von der Werbegemeinschaft steht mit grüner Jacke und grünem Beanie auf der Leiter, während ein Dutzend unentwegter und vermummter Besucher die allerletzten Glühweine schlürft. Unausgesprochen über allem die Frage: War das der letzte Weihnachtsmarkt, wie Wunstorf ihn seit 52 Jahren kennt?
Wer die Geschichte der kleinen, feinen Budenstadt an der Stadtkirche ausleuchtet, stößt schnell und unweigerlich auf den Namen Dormeier. Und fast zwangläufig kommt einem Loriots Sketch zum Weihnachtseinkauf in den Sinn: „Hoppenstedt, wir heißen alle Hoppenstedt.“ Bei den Dormeiers aus Bassum heißen alle Albert. Schon immer. In Wunstorf ist die Unternehmerfamilie seit der 1.100-Jahr-Feier jedes Jahr präsent.
Karussell, Mini-Eisenbahn und Bratwurststand sind ihr Metier. Aber sie hat auch Kartoffelpuffer, gebrannte Mandeln, Glühwein und Feuerzangenbowle, Eierpunsch und Schmalzkuchen im Programm. Letztere werden von Freunden der Dormeiers zubereitet. In anderen Städten, bei anderen Märkten und zu anderen Zeiten waren sie auch mit dem Rock-Express unterwegs, einer Berg- und Talbahn auf Gleisen. Davon hat sich das 58-jährige Familienoberhaupt nach vielen Jahren getrennt: zu laut, zu anstrengend, zu viel Personal nötig.
Seit 100 Jahren ist die Familie auf Jahrmärkten aktiv, anfangs mit einem Tanzbären. Jetzt setzt Dormeier auf ein gut 17 Meter hohes Riesenrad, das er mit einem Helfer – oder seiner Frau – allein in vier Stunden aufbauen kann. Das hat er in Polen für eine knappe halbe Million Euro bauen lassen. Es war auch für den Weihnachtsmarkt in Wunstorf vorgesehen, aber Probleme mit der technischen Abnahme haben das nach Angaben der Werbegemeinschaft verhindert. Mit dem Verlauf des Marktes seien die Standbetreiber trotz des Ausfalls und des manchmal ungünstigen Wetters zufrieden. Das berichtet Christoph Rüther, der scheidende Chef der Werbegemeinschaft, im Gespräch mit der Auepost.
Auch die regelmäßigen Besucher, die sich unter die Vordächer und Überstände drücken und ihre klammen Finger am heißen Becher wärmen, bestätigen das. „Ich war sehr oft hier“, sagt zum Beispiel Patrick Pierau. Der Wunstorfer Unternehmer mit Firmensitz in Gehrden ist ein Fan des abendlichen Rundgangs über den Markt. An allen Tagen sei viel Betrieb gewesen, erzählt er lächelnd. Rita und Albert Tugendheim geben ihm kopfnickend Recht.
Wie es weitergeht mit dem Weihnachtsmarkt und der Werbegemeinschaft, die sich mit der Stadt in einen heftigen Zwist um Parkplätze und -gebühren verstrickt hat, wissen sie auch nicht. Und Rüther, der die Führung der Interessenvertretung der Geschäftsleute im Februar 2020 von Michael Schaer übernommen hat, steigt von der Leiter und lächelt.
Anfang Februar 2024 soll es eine Hauptversammlung geben. Die Vorbereitungen laufen, und auch die lange andauernde Suche nach neuem Führungspersonal. Schaer und Rüther ziehen sich endgültig zurück. Das betonen sie in jedem Gespräch.
Schreibe einen Kommentar