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Wunstorfer Parkplatzregelung nur leicht modifiziert: Stadt bleibt bei eingeschlagenem Weg

17.12.2022 • Daniel Schneider • Aufrufe: 1956

Für einige Parkplätze wird die 1-Stunden-Beschränkung aufgehoben. Grundsätzlich hält man am 3-stufigen Parkplatzkonzept in Wunstorf jedoch fest. Man möchte Lösungen nach Fakten, nicht nach Gefühl.

17.12.2022
Daniel Schneider
Aufrufe: 1956
Parkplatzsuchverkehr auf dem Nordwallparkplatz | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Aus den Reihen der Wirtschaft bleiben die Rufe nach verbesserten Parkmöglichkeiten laut: Wunstorf habe zu wenig Parkmöglichkeiten in der Innenstadt. Zuletzt hatte sich der Unmut bei den Gewerbetreibenden vor allem an den neu deklarierten Kurzzeitparkplätzen entzündet: Aus den ehemaligen gebührenfreien Parkscheiben-Parkplätzen mit Standzeiten mit bis zu 2 Stunden waren gebührenpflichtige Parkplätze geworden, für die nun ein Parkschein zu ziehen ist und an denen nur noch maximal eine Stunde lang geparkt werden darf.

Überprüfung ergab abnehmende Nachfrage

Obwohl die Pläne zur Einführung der neuen Parkbedingungen lange vorher bekannt waren, blieben die Reaktionen aus der Wirtschaft verhalten. Das änderte sich erst, als die neuen Parkplätze schon eingerichtet waren und die Folgen in den Geschäften spürbar wurden. Händler berichteten, dass ihre Kunden nun Probleme hätten, einen geeigneten Parkplatz zu finden – und dass eine Stunde auch für kurze Besuche in der Innenstadt viel zu knapp bemessen sei. Schon damals hatte das Rathaus signalisiert, dass man die Auswirkungen beobachten und die Änderungen gegebenenfalls auch wieder rückgängig machen würde, wenn sich das Konzept nicht bewähren würde. Im zurückliegenden Jahr wurde die Umstellung dann evaluiert, rasche Anpassungen infolge der gewonnenen Erkenntnisse erfolgten jedoch nicht. Denn das angestrebte Ziel, den Parkplatzsuchverkehr zu reduzieren, sieht man bei der Stadt erreicht – und deshalb auch keinen Grund, große Anpassungen am Konzept vorzunehmen.

Trotzdem wurden Modifikationen diskutiert. Zu einer in der Wirtschaft erhofften schnellen Änderung noch vor dem Weihnachtsgeschäft 2022 kam es nicht mehr, was unter den Händlern nicht gut aufgenommen wurde. Dazu äußern wollte man sich etwa vonseiten der Werbegemeinschaft jedoch nicht. Anfragen der Auepost blieben unbeantwortet.

Einige 1-Stunden-Parkplätze werden umgewandelt

Am 14. Dezember hat der Stadtrat nun den Weg freigemacht für eine erneute Anpassung der Parkplatzregeln, die auf die Kritikpunkte Bezug nimmt. Die Modifikationen fallen tatsächlich gering aus, an der ursprünglichen Linie mit den eingeführten Kurzzeitparkplätzen wird grundsätzlich festgehalten. „Die klare Struktur der Parkraumbewirtschaftung in drei unterschiedlichen Bewirtschaftgungsformen bleibt erhalten“, heißt es in der Ratsvorlage, welcher der Stadtrat am vergangenen Mittwoch zustimmte.

Haltbarkeit: ein knappes Jahr. Nun werden einige Kurzzeitparkplätze am Stadtgraben wieder abgeschafft | Foto: Daniel Schneider

Damit wird bei einigen bisherigen 1-Stunden-Parkplätzen nun diese zeitliche Beschränkung aufgehoben – die mögliche Parkdauer wird derjenigen auf den großen Parkplätzen angepasst. So kann künftig auch am Stadtgraben an den seitlich zur Straße liegenden Parkplätzen (auf Höhe des Nordwallparkplatzes) mehrere Stunden lang geparkt werden. Auch die 1-Stunden-Parkplätze im Bereich westlich der Bäckerstraße werden die derzeit noch bestehenden 1-Stunden-Parkplätze in der Marienstraße/An der Wassermühle entsprechend umgewandelt. Die neue Parkdauer geht damit noch weit über das hinaus, was zuvor mit der Parkscheibe an diesen Stellen möglich war: 7 Stunden Parkzeit werden nun dort möglich. Langfristig könnten Letztere jedoch ganz entfallen, wenn sie weiterhin so gering genutzt werden wie bisher.

Keine neuen Parkplätze

Neue Parkplätze werden jedoch nicht geschaffen – eine Vergrößerung des Parkplatzangebots auf dem Parkplatz Auedamm – zwischen Medicum und IGS – wird es nicht geben. Obwohl der Parkplatz als stark frequentiert bekannt ist, wird auf die Erweiterung verzichtet – denn dafür hätte der Parkplatz stark umgebaut werden müssen – wobei auch viele alte Bäume hätten entfernt werden müssen – was in Wunstorf erfahrungsgemäß auch nicht gut ankommt.

Stattdessen soll die Freigabe der Straßenparkplätze für längeres Parken in der Nähe des Nordwalls am Stadtgraben auch die Situation am Medicum entzerren: Besucher mit Arztterminen, die dort keinen Parkplatz mehr finden, könnten dann auf die Stellplätze am Stadtgraben ausweichen.

FDP setzt sich für Komplettabschaffung ein

„Alle 1-Stunden-Parkplätze müssen verschwinden“, forderte hingegen Jürgen Maurer (FDP) vor der Abstimmung im Stadtrat. Gerade ältere Menschen, die in der Peripherie der Kernstadt oder in den Ortschaften wohnten, wollten auch in die Innenstadt kommen können und sie erleben, wofür eine Stunde zu wenig sei, wenn man auch noch einen Rollstuhl oder Rollator dabeihabe. Die Parkplatzregelungen sollten einheitlich sein, forderte Maurer, sonst wirke es abschreckend. Er selbst habe es erlebt, als er kürzlich in Stadthagen gewesen sei: Statt sich die Parkplatzsuche im Zentrum anzutun, habe er sich auf einen großen Parkplatz eines Marktes am Stadtrand gestellt, um einen Kaffee zu trinken, das sei bequemer und nicht so kompliziert gewesen. Unter solchen Überlegungen litten dann die Innenstädte.

Auch die Ausweitung der sogenannten Brötchentaste von 15 Minuten auf 30 Minuten strebt die FDP an – doch die gibt es in der Kernstadt gar nicht, die Einführung war im Bauausschuss abgelehnt worden. Die „Brötchentaste“ zum kurzzeitig kostenlosen Parken mit Parkschein existiert nur an einigen Automaten im Zentrum von Steinhude.

Kein „Herumdoktern“ mit SPD und Bürgermeister

Kirsten Riedel (SPD) widersprach direkt: „Dafür haben wir Hunderte von Parkplätzen, wo man zeitlich unbegrenzt parken kann, und nur wenige, wo das auf eine Stunde begrenzt ist.“ Man wolle einen höheren Durchlauf an Kunden erreichen, um die Einzelhändler zu unterstützen, und das funktioniere auch. Das Gutachten habe das gezeigt – über 60 Prozent kämen nur für eine Besorgung innerhalb einer Stunde in die Innenstadt. Man befriedige also einen Bedarf, der offensichtlich vorhanden sei. Man habe in Wunstorf ein ausgewogenes Parkkonzept, das sich jeder leicht merken könne – und ab 16 Uhr und samstags sogar ganztägig parke man kostenlos. „Da kann jeder so lange stehen, wie er will“, so Riedel.

Die Auswertung im Sommer ergab: Auch auf den Langzeitparkplätzen stehen überwiegend Kurzzeitparker | Graphik: Auepost

Auch Bürgermeister Carsten Piellusch äußerte sich im Rat noch einmal zur Parkplatzsituation: Man habe ein klares 3-stufiges System und traue den Besuchern der Innenstadt zu, bedarfsgerecht orientiert selbst zu entscheiden, wo man parken wolle: Weiter weg, wenn man den ganzen Tag stehen und nichts bezahlen möchte – und näher dran, am Alten Markt oder am Nordwall, wenn man unmittelbar zur Fußgängerzone wolle, um beispielsweise nur ein Buch beim Bücherparadies abzuholen. Das vermeide den Parkplatzsuchverkehr für Kurzzeitparker. Man wolle ein ausgewogenes Konzept, das nicht Gefühlen entspreche, sondern dem Gutachten und sachlich richtig sei, erteilte er unbegründeten Forderungen nach willkürlichen Anpassungen eine Absage.

Mehrheit der 1-Stunden-Parkplätze bleibt

Die derzeitige Regelung hält man für richtig, und sieht eher ein Kommunikationsproblem. Daher soll künftig noch mehr ins Marketing und die Pressearbeit investiert werden. Der weitergehende Antrag der FDP, die Beschränkung der Parkzeitdauer und damit auch die übrigen 1-Stunden-Parkplätze abzuschaffen, erhielt letztlich keine Resonanz im Rat. Stattdessen merkte Marvin Nowak (Grüne) an: „Wenn man mit dem Fahrrad anreist, dann parkt man gratis, und zwar so lange, wie man möchte.“

Die 1-Stunden-Parkplätze bleiben somit erhalten – in der Langen Straße, der Mittelstraße oder der Südstraße stehen sie weiterhin für diejenigen zur Verfügung, die nicht lange nach einem Parkplatz suchen wollen für eine nur kurze Erledigung. Die Änderungen sollen zum 1. Januar 2023 in Kraft treten und verursachen Kosten von 2.700 Euro: 700 Euro für neue Parkplatzschilder und 2.000 Euro für die Umprogrammierung der Parkscheinautomaten.

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Kommentare


  • Lydia Bertani sagt:

    Das man bei der Regelung bleibt ist in Anbetracht der Tatsache, dass man in der Fußgängerzone Hüpfangebote und Selfie-Smilies angeboten bekommt, bei Weitem ausgeglichen, wenn nicht sogar belanglos geworden, denn diese beiden Attraktivitäts-Steigerungen haben enorme überregionale wie unwiderstehliche Anziehungskraft.

  • Powerfrau sagt:

    Da wird doch allen ernstes auf ein Gutachten Bezug genommen, dass lediglich die Vorgaben der Stadtverwaltung enthält und wo an zwei Vormittagen geprüft wurde, wann wie viele Autos geparkt haben. Dann wird auch noch behauptet, den Einzelhandel damit zu fördern, wenn Kunden eine Stunde ihr Fahrzeug in der Nähe der Innenstadt parken können. Also wenn ich mir Kleidung kaufe, brauche ich mehr als eine Stunde.
    Warum sollte die Stadtverwaltung bzw. die seit Jahrzehnten im Rat sitzenden SPD-Mitglieder Rücksicht auf die Wirtschaft und die Kunden nehmen ? Es ist wirklich so unfassbar.

    Was das Thema „Bäume fällen“ angeht, da fällt mir ein, dass das beim Bau „An der Mühle“ auch kein Problem war, den halben Wald abholzen zu lassen. Angeblich, weil es eine Gefahr darstellt, wenn die Bäume bei Sturm auf das neue Mehrfamilienhaus umstürzen. Dabei waren die Bäume zuerst da und der Investor hätte dann halt kleiner bauen können/müssen. Aber nein, darauf wurde keine Rücksicht genommen, sondern einfach das Grundstück durch Abholzen der vielen schönen alten Bäume vergrößert. Wissen das eigentlich die Bürger, oder nur die Stadtverwaltung und/oder die damaligen SPD-Ratsmitglieder? Es ist so offensichtlich, dass nur über die Beschlussvorlagen der „SPD“ positiv abgestimmt wird. Ach ja und es fällt mir gerade ein, dass der neue Kindergarten an der Aue bzw. die Kinder zukünftig den zur Bundesstraße gerichtete Außenbereich spielen können. Das ist so widerlich, dass die Kleinen die Abgase einatmen müssen. Wer hat das bloß geplant und dem zugestimmt ??

  • Georg Braunroth C D U Butteramt sagt:

    Ob Rat oder Verwaltung , es wird immer vergessen oder gar nicht beachtet , das die Stadt Wunstorf nur zu 50 % aus Kernstadtbewohnern besteht !! Die anderen 50 % kommen aus den bei der Gebietsreform Eingemeindeten Orten , Wenn diese in die Stadt müssen , ob zum Arzt ,zur Verwaltung , oder zum Einkauf können diese kaum mit dem Fahrrad fahren wie Kernstadtbewohner und sind auf die Ausgabe der Perkgebühren angewiesen . Ausnahmen sind vielleicht die Einwohner von Steinhude und Luthe ,die eine recht gute Versorgung vor Ort haben . Und ob Arztbesuch , Verwaltung oder Einkauf , mit einer Stunde ist da nichts zu regeln .Lieber Herr Bürgermeister ,viele der Kernstadtbesucher aus den Ortsteilen sind nicht mehr die jüngsten oder wenn Arztbesuche aanliegen nicht die Mobilsten und die freuen sich natürlich . das sie dann vom Schützenplatz bis zum Rathaus laufen dürfen .

    • Kerstin Obladen sagt:

      Hallo Georg, unseren Antrag wurde überhaupt nicht berücksichtigt, sondern es wurde ja schon vorher eine „Beschlussvorlage“ gefertigt. Es ist so traurig, dass auf die ältere Generation oder auf diejenigen, die nicht so viel Zeit haben, Rücksicht genommen wurde. Hier unser Antrag zur Info:
      die FDP-Fraktion beantragt, auf dem Wunstorfer Stadtgebiet
      • für alle Parkplätze mit einer Zeitbeschränkung von nur 1 Stunde: „Die Parkzeit-Höchstzeitgrenze wird auf 2 Stunden erweitert.“
      • Für alle Parkplätze mit einer Zeitbeschränkung von über 1 Stunde“:
      „Die Parkzeithöchstgrenze wird neu beurteilt nach der Erreichbarkeit von Ärzten und Einrichtungen, die für Menschen, die nicht oder nicht mehr ein Ziel mit dem Fahrrad erreichen können, interessant sind.“
      • Die Brötchentaste muss auf mindestens 30 Minuten erhöht werden

      Begründung:
      Die Einkaufszentren an der Peripherie Wunstorfs bietet gute Einkaufsmöglichkeiten. Hier stehen die Parkplätze voll mit Fahrzeugen von Bürgern, die große Einkäufe im Alltagsstress schnell erledigen müssen.
      In die Innenbereiche unserer Stadt geht oder fährt man aus den äußeren Bereichen unserer Stadt oder aus Nachbarstädten dann, wenn man einen speziellen Einkaufswunsch hat, zu einem Arztbesuch bestellt ist oder auch sich im Café mit anderen treffen will. Sicher ist es wünschenswert, dass alle Besucher der Innenbereiche unserer Stadt mit dem Fahrrad kommen. Viele unserer Mitbürger können dies körperlich oder zeitlich nicht umsetzen. Sie sind auf den PKW angewiesen. Selbst der Weg zur nächsten Haltestelle des ÖPNV fällt da schwer.
      Die Vorhaben, die diese Personengruppe im Innenbereich unserer Stadt verwirklichen wollen (wie zum Beispiel ein Arztbesuch), dauern aber länger als eine Stunde. Auch der Weg zum Beispiel mit dem Rollator ist in kürzerer Zeit nicht zu schaffen. Also verhindert die Kurzparkzeit das Interesse an dem vielfältigen der Innenbereiche unserer Stadt.

      Das kann nur heißen:
      Verlängerung der Höchstparkzeit an allen Stellen mit Parkzeitbegrenzung.

      FDP-Fraktion

      Was soll ich sagen, es gibt in der Innenstadt überhaupt kein Parkautomat mit einer Brötchentaste! Warum eigentlich nicht???
      Ich kann es mir nur so erklären, dass nun mal vor einigen Jahren so beschlossen wurde und nun nicht mehr daran gerüttelt werden möchte!!
      Schöne Weihnachten.

      LG Kerstin Obladen

    • netzwerkertom@gmail.com sagt:

      Genau, Parkplätze für Auswärtige und Ältere braucht Wunstorf. Nur, wie bringen wir das den Parkautomaten bei?

  • Birgit N. sagt:

    Es ist wohl an der Zeit, einmal über eine Reform der Parkplatzautomaten nachzudenken oder auch nachdenken zu lassen.

    Hinsichtlich der großen Aufwendungen für viele Bürger hinsichtlich Gaskrise, erhöhte Lebenshaltungskosten, uferlos und charakterlos steigende Mietpreise wäre doch eigentlich eine vollständige Abschaffung der Gebühren gerechtfertigt.

    Aber hier wird gestritten und lamentiert über Umgestaltung, oder besser „Umwälzung“ der Einnahmen für das Parken in der Innenstadt, und sei es auch nur für fünf Minuten?

    Eine Umstrukturierung auf die Nullebene aufgrund „wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen“ wäre doch sicherlich eine Erleichterung für alle, denn die Inflationsrate ist hoch und die Parkgebühren eine übermäßige Belastung der Bürger, vielfach auch für solche, die auf ein Auto angewiesen sind und den Brotbeutel ohnehin schon hoch zu hängen haben. Anmerkung: Auf Sprüche wie: wer arm ist, braucht kein Auto zu besitzen, ist hier zu verzichten aufgrund der Dummheit, die mit solchen Aussprüchen verbunden sein mag.

    Es müsste durchaus möglich sein, eine völlige Aussetzung der Parkgebühren mit der Ergänzung, dass Kosten für das Parken noch bis zum Auslaufen der Gasumlage im Jahr 2024 ausgesetzt werden, durchzusetzen, dass alle Bürgerinnen und Bürger in Zeiten von Rekord-Inflation, explodierenden Preisen für Lebensmittel und überhöhte Energie nicht unnötig durch „Parkkosten“ belastet werden.

    Überdies weiß ich aus eigener Erfahrung, dass Parken – auch wenn es vorher ordentlich bezahlt wurde – teuer werden kann. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

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