Alexander Benne, Dirk Hallmann und Ragnar Tiefenbach von der Polizei Wunstorf präsentierten die Daten | Foto: Mirko Baschetti
Am heutigen Dienstag stellte die Wunstorfer Polizei der Öffentlichkeit ihren Verkehrssicherheitsbericht vor. Grundlage bildete die Verkehrsunfallstatistik des vergangenen Jahres. 847 Unfälle registrierte die Wunstorfer Polizei 2016, was einen Anstieg von knapp 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum darstellt. 2015 waren es nur 794 Vorkommnisse.
„Wir können sagen, dass wir grundsätzlich zufrieden sind.“Dirk Hallmann, Erster Polizeihauptkommissar
Allerdings war im letzten Jahr ein Todesfall zu beklagen. Eine Person verlor im Wunstorfer Straßenverkehr ihr Leben – es war die Radfahrerin, die im August unverschuldet in den Unfall zweier kollidierender Autos verwickelt wurde. Der Leiter des Wunstorfer Kommissariats, Dirk Hallmann, sieht die Entwicklung allgemein jedoch positiv. Auch wenn jede bei Verkehrsunfällen verletzte Person eine zu viel sei, wäre erkennbar, dass Assistenzsysteme in neuen Fahrzeugen zunehmend schlimmere Unfallfolgen verhindern helfen. Waren es 2015 noch 193 Verletzte, gab es letztes Jahr nur noch 175 Personenschäden im Straßenverkehr.
Während in der Region Hannover die Zahl der jugendlichen und jungen Verletzten im Straßenverkehr eher rückläufig ist, nimmt sie in Wunstorf drastisch zu. Um über 50 % stieg die Zahl der leichtverletzten Verkehrsteilnehmer, die zwischen 18 und 25 Jahre alt waren: 47 Leichtverletzte und einen Schwerverletzten gab es in dieser Altersgruppe. Woran das liegt und welche möglichen Ursachen dafür in Frage kommen, kann sich die Polizei bislang nicht erklären. Sie wird die Entwicklung weiter beobachten.
Polizeihauptkommissar Alexander Benne machte während der Präsentation des Zahlenmaterials auch auf die ansteigenden Drogenauffälligkeiten im Straßenverkehr aufmerksam. So sei die Zahl der Fahrer, die unter Drogeneinfluss ihr Fahrzeug fuhren, im Bereich Wunstorf extrem angestiegen. Eine Steigerung um mehr als 130 % weist die Statistik aus. Der Grund für die starke Zunahme liegt jedoch nicht unbedingt an gestiegenem Drogenkonsum, sondern an den häufigeren Kontrollen durch die Polizei, die in diesem Bereich speziell geschult ist. Die Polizei kündigte auch für die Zukunft verstärkte Kontrollen an. Auch Autofahrer mit Telefon am Ohr erwischten die Wunstorfer Streifenpolizisten immer noch viel zu viele.
Auch wenn es in jüngster Zeit einige bemerkenswerte Unfälle in Wunstorf gab, die von älteren Verkehrsteilnehmern durch das Verwechseln von Gas und Bremse verursacht wurden, so weist die Statistik zumindest für das vergangene Jahr hier nicht auf eine erhöhte Verkehrsgefährdung hin. In der Altersgruppe ab 65 Jahren liegen keine Auffälligkeiten vor.
Überhöhte Geschwindigkeit zählt nicht zu den Hauptproblemen im Wunstorfer Straßenverkehr | Foto: Daniel Schneider
Die Statistik verrät auch, dass Radfahrer im Straßenverkehr stärker gefährdet sind als etwa Fußgänger oder Motorradfahrer. Bei den 847 Unfällen waren Fahrradfahrer 68 Mal beteiligt, während es bei den motorisierten Zweirädern nur 26 und bei den Fußgängern sogar nur 22 Betroffene gab.
Der Hauptgrund für die vielen Fahrradunfälle sind nach Aussage der Polizei vor allem Abbiegeunfälle. Radfahrer werden auch in Wunstorf vergleichsweise oft von anderen Verkehrsteilnehmern übersehen, wenn sich ihre Wege an Einmündungen kreuzen. Dabei trifft die Schuld jedoch nicht nur die Autofahrer: Viele Radfahrer würden durch verkehrswidriges Verhalten, zum Beispiel Fahren auf der falschen Straßenseite oder auf Gehwegen, dazu beitragen, dass Abbiegeunfälle passieren.
Allgemein positiv hervorgehoben werden kann, dass es 2016 in Wunstorf keine Unfallschwerpunkte gab, an denen sich Unfälle auffällig gehäuft hätten. Einen solchen gab es zuletzt in Liethe, auf den man mit der Anordnung einer Geschwindigkeitsbegrenzung reagierte. 2016 verteilen sich die Unfälle relativ gleichmäßig, wobei die Kernstadt aufgrund des dort höheren Verkehrsaufkommens entsprechend am stärksten betroffen ist. Die folgende Graphik zeigt die Unfallstellen in der Kernstadt.
Viele Unfälle ereigneten sich, wie nicht anders zu erwarten, auf den Hauptstraßen und an Kreuzungen. Die deutlich sichtbare Konzentration im Bereich der Langen Straße ist im Wesentlichen auf das Abfahren von Spiegeln in der engen Straße zurückzuführen:
Denn ernste Sorgen bereitet der Wunstorfer Polizei eine Entwicklung bei den Autofahrern, die auch bei den Unfällen in der Langen Straße eine große Rolle spielt: nämlich die Zunahme von Fahrerfluchten. Bei jedem 3. Verkehrsunfall entfernte sich der Verursacher unerlaubt vom Unfallort. Fast die Hälfte der geflüchteten Fahrer konnte die Polizei im Nachhinein trotzdem noch ermitteln.
Die Polizei weist daher noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass Verkehrsunfallflucht kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat ist – auch bei „einfachen“ Beschädigungen. Es gäbe praktisch keine Unfallart, bei der man sich nach Kollision mit einem anderen Fahrzeug erlaubterweise einfach so entfernen dürfe.
„Es gibt kaum einen Anstoß, den man nicht bemerkt.“Ragnar Tiefenbach, Polizeioberkommissar
Das richtige Verhalten ist, nach einem Unfall stets die 110 zu wählen, wenn der Unfallgegner nicht vor Ort ist. Die Ausrede „Das habe ich gar nicht gemerkt“ lässt die Polizei in der Regel nicht gelten. Eine Berührung mit einem anderen Fahrzeug, und sei sie auch noch so gering, würde man im Grunde immer bemerken.
Viele Sachschäden – und anschließende Fahrerfluchten – wären auch durch das Abfahren von Seitenspiegeln entstanden. Das könnte ganz pragmatisch vermieden werden, indem mehr Parkende ihre Spiegel an Engstellen einklappen würden, zum Beispiel in der Langen Straße. 60 Außenspiegel waren es allein im vergangenen Jahr, die in Wunstorf „dran glauben“ mussten.
Auch mehr Hinweise von Zeugen erhoffen sich die Wunstorfer Beamten. Obwohl immer wieder dazu aufgerufen würde, sich als Zeuge zur Verfügung zu stellen, wenn man etwas beobachtet hat, scheuen viele offenbar diesen Schritt, obwohl sie etwas gesehen haben müssen. Das muss nicht immer der komplette Unfallhergang sein, oft hilft es der Polizei schon bei der Eingrenzung während der Ermittlungen, wenn jemand sagen kann, ob es ein blaues oder rotes Auto war, das einfach weiterfuhr.
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