Wunstorf (red). Eigentlich sollten die Pläne noch geheim bleiben und erst nach den Osterferien im Stadtrat vorgestellt werden, doch der Finalentwurf gelangte dank Recherchen der Auepost bereits jetzt an die Öffentlichkeit. Nach Protesten gegen das zuletzt eingeführte UNS-Marketing hat die Stadt eingelenkt und spendiert nun gleich ganz Wunstorf ein neues Logo: Es ersetzt den bisherigen Mischmasch aus Wappen, Flaggen, Emblemen und Schildern.
Der inoffizielle Werbespruch für die Kernstadt war einst „Schönste Innenstadt der Region“. Der ist zwar bei vielen nach wie vor beliebt, hat sich aber mittlerweile etwas abgenutzt. Das Innenstadtmarketing nutzt daher seit einiger Zeit die neu geschaffene Marke „W-UNS-TORFER“ – mit dem zum Smiley stilisierten Wortbestandteil „UNS“. In der Öffentlichkeit hatte das zu Verwunderung geführt, da die vermeintliche Abkürzung UNS auf den ersten Blick gar nicht mit Wunstorf in Verbindung zu bringen ist. Im Gegenteil, es führt zu derart großen Problemen, dass die Stadt nun die Reißleine gezogen hat:
„Früher dachten die Besucher nur, wir Wunstorfer wären eingebildet. Jetzt denken sie auch noch, dass wir zu doof für Grammatik sind“, sagt eine Verwaltungsmitarbeiterin, die anonym bleiben möchte. Täglich riefen dutzende Menschen im Rathaus an, die sich erkundigten, ob „WIR“ statt „UNS“ gemeint sei, und ob die Druckerei da vielleicht einfach nur Mist gebaut habe. „UNSagbar dämlich“, „Gut, dass Wunstorf nicht Warschdorf heißt“ oder einfach „UNSinn!“ seien dabei noch die freundlicheren Kommentare, die man zu hören bekomme.
Noch schlimmer sei: Auch für eine Abkürzung würden die Buchstaben fälschlicherweise gehalten. Die meisten tippten bei „U. N. S.“ auf eine jugoslawische Partisanengruppe aus dem Zweiten Weltkrieg. Dass es einfach nur ein Bestandteil des Wortes Wunstorf ist, werde von vielen gar nicht wahrgenommen und müsse aufwendig erklärt werden. Zwischenzeitlich wurde schon überlegt, ob man eine zusätzliche Stelle im Rathaus schaffen müsse, um all die „UNS“-Nachfragen zu bewältigen. Sicherheitshalber wurden dafür Mittel im Haushalt zurückgestellt.
Das soll beim neuen Logo nicht noch einmal passieren, deshalb geht man nun auf Nummer sicher, vermeidet jegliche Komplikationen und mögliche Missverständnisse und nimmt einfach den vollständigen Stadtnamen als Grundlage. „Da kann nichts mehr schiefgehen“, heißt es dazu aus informierten Kreisen. Expertenrat und diverse Gutachten begleiten die Einführung. Zwar gibt es auch noch das Stadtlogo mit stilisierten Wellen und Segelschiffchen, aber das stammt noch aus den 1990er Jahren – und das Stadtwappen mit Löwen ist sogar so steinalt, dass kaum noch jemand weiß, wie das ursprünglich mal ausgesehen hat. Also: Zeit für etwas Zeitgemäßes.
„Da kann nichts mehr schiefgehen“
Die Farbe der Vorgängerlogos war durchaus als gelungen bewertet worden, so dass man daran weiter anknüpfen will. Auch die Idee einer wahrgenommenen Abkürzung stieß auf Sympathie, denn das neue Wunstorf-Logo soll für die Sozialen Medien natürlich auch Hashtag-geeignet sein. Die Kriterien waren deshalb: Hashtag-Eignung, einfache Lesbarkeit, der Stadtname soll enthalten sein – und es darf keine Irritationen auslösen. Nun konnte man sich auf einen Entwurf einigen, der all diese Punkte erfüllt: „WunsTorF“ wird das neue Stadtsymbol.
Von Einzelnen geäußerte Bedenken, dass die dadurch entstehende Abkürzung im Englischen so viel wie „Wie habe ich das bitte zu verstehen?“ bedeute, teilt man nicht, weil das schließlich „eine sehr höfliche Ausdrucksweise“ sei und deshalb nicht schade.
Die Stadt schließt sich damit dem Designtrend hin zur reinen Wortmarke an, ganz ohne ablenkende verschnörkelte Symbolik. Nebenbei vermeidet man horrende Lizenzzahlungen an den Smiley-Erfinder. Klar, direkt und kompakt, aber durch die unterschiedlichen Buchstabengrößen doch dynamisch und lebendig wirkt das Wunstorf-Logo und soll jeden ansprechen, der sich mit der Stadt identifiziert. Das gelingt mit „WTF“ wie von selbst. „In Wunstorf steckt eben nicht nur UNS, sondern auch viel WTF“, sagen die Macher.
Dass ein Teil des Wortes Wunstorf nun wieder wie eine Abkürzung wirkt, ist ausdrücklich gewollt: WTF soll zum neuen Wunstorfer Kürzel werden. Über die Wortmarke hinaus entsteht so eine griffige Buchstabenfolge, die an vielen Stellen verwendet werden kann. Nicht nur auf Aufklebern, Behördenpost und anderen Marketingformen: die Stadt denkt sogar schon an Autokennzeichen. Denn mit der Liberalisierung des Kennzeichenrechts sind seit einigen Jahren auch wieder Regionalkennzeichen möglich, die neben die heutigen Gebietskennzeichen treten können.
Zum alten „NRÜ“, das das örtliche Kennzeichen war, als Wunstorf einst mit Neustadt am Rübenberge noch einen gemeinsamen Landkreis bildete, will man zwar nicht zurück, doch dem seit langem verwendeten „H“ für Region Hannover soll endlich etwas Wunstorfigeres entgegengesetzt werden. Das neue Stadtlogo bildet dafür den Ausgangspunkt. Als selbstständige Stadt hat Wunstorf die Möglichkeit dazu und will sie nutzen: Ab voraussichtlich Ende 2024 werden dann in Wunstorf neu zugelassene Fahrzeuge nur noch mit „WTF“ auf dem Kennzeichen zu haben sein.
Im derzeit wenig ausgelasteten Bürgerbüro freut man sich auf die neue Aufgabe, denn tausende Fahrzeughalter werden sich um ein neues Nummernschild bemühen. Es wird damit gerechnet, dass sich viele Wunstorfer schnell ein WTF-Kennzeichen mit ihrer Wunschkombination sichern. Während der Übergangszeit wird man noch wählen können, ob man WTF oder H auf dem Nummernschild haben möchte, danach wird nur noch WTF möglich sein. Vorsorglich weist das Bürgerbüro darauf hin, dass Kombinationen mit Ausrufe- und Fragezeichen nicht erlaubt sind, dazu hatte es bereits erste Nachfragen gegeben.
Außerdem hatte die Entscheidung für „WTF“ ganz praktische Gründe, denn „WUNSTORF“ war für viele Darstellungsformen einfach zu breit. Einige der Buchstaben mussten daher größer, andere kleiner dargestellt werden. Die nun gefundene Lösung ist dabei Ergebnis eines langen Abstimmungsprozesses: Ein Handballverein hatte zunächst WUnstoRF vorgeschlagen, ein Fußballclub für wunsTORf plädiert. Ein Fleischereibetrieb hatte bei dieser Gelegenheit sogar gleich den Austausch des Buchstabens N im Ortsnamen angeregt und sich für WURSTorf ausgesprochen.
Dem konnten jedoch vor allem die vegan und unsportlich lebenden Entscheidungsträger nicht folgen, so dass letztlich eine breite Mehrheit für das neutrale WunsTorF stimmte.
Alle Beteiligten hoffen nun, dass „WTF“ in Zukunft auf der ganzen Welt eindeutig mit Wunstorf assoziiert werden wird. „WTF!“, heißt es dazu optimistisch aus der Verwaltung. Auch auf der Straße wird das neue Logo schon begeistert aufgenommen: „Fuck, geiler Scheiß“, sagte am Vormittag ein älterer Passant, der mit Rollator in der Fußgängerzone unterwegs war, beim Anblick des neuen Stadtzeichens.
Wann Reservierungen und Umtauschanträge für die neuen WTF-Autokennzeichen möglich werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Zunächst wird man heute in einem Jahr, also am 1. April 2024, den Erfolg des neuen Stadtlogos evaluieren.
Datum beachten: Dieser Artikel ist der jährliche traditionelle Auepost-Aprilscherz und erschien zum 1. April 2023. Es handelt sich um eine bewusste Falschmeldung; nach heutigem Stand ist die Einführung eines neuen Stadtlogos nicht geplant. Auch die Planungen für ein WTF-Kennzeichen sind frei erfunden.
Kein Scherz: Die im Bild gezeigten Aufkleber gibt es wirklich, sie wurden extra für den Aprilscherz produziert. Wer einen möchte, schreibt einfach eine E-Mail an: wtf@auepost.de - solange der Vorrat reicht. (Datenschutzhinweis)
Lirpa, lirpa!
lol!
Gut geschrieben
WTF…WhatsApp the fuck!!!
Sehr professionelle Entscheidung…
WTF … What the fuck…
Wunstorf goes global…
WTF … What the fuck…
Wunstorf goes global – you must be kidding…
Eins Zwei Drei, im Sauseschritt
Läuft die Zeit; wir laufen mit (Wilhelm Busch). Haben wir denn schon wieder den 1.4.?
rofl
Lirpa Lirpa!