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Die drei großen Probleme beim Wunstorf Elements

17.12.2024 • Daniel Schneider • 6 Min.Kommentare: 12

Was sind die wirklichen Gründe für die derzeitige Schließung des Wunstorfer Hallenbades? Die Gerüchte über vermeintliche Ursachen sind teils abenteuerlich. Dennoch: Es ist kompliziert …

17.12.2024
Daniel Schneider
6 Min.
Das Wunstorf Elements ist derzeit geschlossen | Foto: Daniel Schneider

Wunstorf (ds). Zunächst hatte es gewirkt, als wären die Personalprobleme die Ursache, dass das Wunstorf Elements mit Hallenbad und Sauna Ende November 2024 hatte schließen müssen. Dass die Personalsituation generell bereits angespannt ist, war kein Geheimnis. Im vergangenen Sommer hatte sie sich zum Beispiel so zugespitzt, dass ein gleichzeitiger Betrieb von Hallenbad und Freibad über lange Zeiträume nicht mehr möglich war.

Doch nun war der Umstand eingetreten, dass Wunstorf erstmals vollständig ohne Schwimmmöglichkeit dastand, und wieder hieß es: Personalprobleme. Das ließen die Wunstorfer nicht mehr gelten, Gerüchte kochten hoch wie Saunatemperaturen über die vermeintlich wirklichen Hintergründe. Man wolle das Hallenbad heimlich ganz schließen, Geld sparen oder lehne willkürlich Bewerbungen von geeignetem Fachpersonal ab, hieß es etwa.

Die wirklichen Gründe sind komplexer und spielen sich unglücklicherweise auch gegenseitig in die Karten. Geschäftsführer Cornelius Nolte, der seit einem guten Jahr die Geschicke der Bäderbetriebe gemeinsam mit einem zweiten Geschäftsführer aus der Stadtverwaltung leitet, nachdem Vorgänger Christoph van Bebber die Stelle aufgegeben hatte, nennt drei Gründe, weshalb der Bade- und Saunabetrieb derzeit ruhe:

1. Personalgewinnung

Ein Hauptproblem ist, wie bereits bekannt, fehlendes Fachpersonal. Aber dieses Problem ist vielschichtiger, als es auf den ersten Blick wirkt. Der Engpass entstand einerseits durch Kündigungen, andererseits durch eine Erkrankung eines Mitarbeiters – und zwar ausgerechnet des Betriebsleiters, der eine zentrale Rolle im Schwimmbadalltag spielte. Zunächst habe man nicht mit einer längerfristigen Erkrankung gerechnet, berichtet Nolte, aber nun stellte sich heraus, dass der leitende Mitarbeiter so schnell wohl nicht an seinen Arbeitsplatz zurückkehren könne.

Einfach auf die Schnelle jemand anderes finden lässt sich auch nicht so leicht, denn die Elements-Crew zählt zwar rund 30 Mitarbeiter, aber dazu zählen auch Mitarbeiter wie etwa das vierköpfige Bistro-Team oder Techniker. Die Personen, die für den eigentlichen Badebetrieb nötig sind, eine entsprechende Ausbildung als Fachkraft für Bäderbetriebe haben, lassen sich fast an einer Hand abzählen: Es sind aktuell maximal 7 Personen.

Still ruht das Becken | Foto: Daniel Schneider

Verschärfend kommt hinzu, dass die Elements-Mitarbeiter in der Regel „Allrounder“ sind: Das Wunstorfer Hallenbad ist kein riesiges Schwimmbad, und dementsprechend verhält es sich auch mit den Personalstrukturen. Man darf sich die Fachkräfte nicht als reine Bademeister vorstellen, die nur am Beckenrand stehen und die Aufsicht führen. Sie sind gleichzeitig spezialisierte Techniker, die die Wasserqualität kontrollieren, Anlagen beaufsichtigen und nebenbei sogar noch die Kunden am Eingang bedienen. Gerade der nun erkrankte Leiter sei mit besonders vielen dieser Aufgabenbereiche gut vertraut gewesen und habe Schlüsselpositionen abgedeckt, erklärt Nolte.

2. Technische Probleme

Ein weiterer großer Baustein, der zur Elements-Schließung geführt hat, sind technische Probleme, allem voran immer wieder auftretende Fehlalarme der Brandmeldeanlage. Fast schon regelmäßig rückte in der vergangenen Zeit die Feuerwehr zum Hallenbad aus, weil die automatische Alarmierung ausgelöst hatte. In den vergangenen Wochen vor der Schließung war dies allein drei Male vorgekommen. Jedes Mal rückt dann nicht nur die Feuerwehr mit einem ganzen Löschzug an, es muss vorsorglich dann auch das gesamte Bad evakuiert werden. Die Badegäste müssen das Wunstorf Elements dann solange verlassen, bis das Gebäude wieder zur Benutzung freigegeben ist und der Alarm überprüft wurde.

Fehlalarme sorgen regelmäßig für das Anrücken von Rettungskräften und die Evakuierung des Bades (Archiv) | Foto: Daniel Schneider

Das Problem beim Problem: Die Ursache für die vielen Fehlalarme ist noch nicht gefunden. Es habe sich definitiv um Fehlalarme gehandelt, eine Gefährdung der Besucher habe nie bestanden, sagt Nolte, aber Alarmierungen, die auch einen Chlorgasalarm bedeuten könnten, könne man nicht auf die leichte Schulter nehmen, es dürfe auch kein Gewöhnungseffekt bei den Besuchern eintreten. Nicht nur mögliche Brände sind eine Gefahr, man hantiert im Schwimmbad auch mit gefährlichen Chemikalien wie Chlor – entsprechend umsichtig gehen alle Beteiligten vor. Die Häufigkeit der Fehlalarme habe aber einen Stand erreicht, der den Badegästen nicht mehr zumutbar sei.

Auch hier lässt sich auf die Schnelle jedoch keine Abhilfe organisieren – benötigt zur Fehleranalyse werden Spezialfirmen, und die Beauftragung gestalte sich vor allem nun zum Jahresende besonders schwierig, heißt es. Die Fehlersuche wird daher erst ab Januar richtig beginnen können.

Zusätzlich zur Fehlalarmproblematik gibt es auch noch eine Mängelliste seitens des Gemeinde-Unfallversicherungsverbandes, die abgearbeitet werden müsse. Dies betrifft Arbeitsschutzmaßnahmen, die im Hallenbad stellenweise verbessert werden müssen. Gravierende Mängel, so dass womöglich eine gewerbeaufsichtliche Untersagung der Betriebstätigkeiten im Raum gestanden hätte, sind dies jedoch nicht.

3. Organisatorische Umstellungen

Die dritte Säule, die derzeit mit für die Schließung verantwortlich ist, sind organisatorische Probleme. Sie hängen dabei auch mit Problem 1 und 2 zusammen. Arbeitsabläufe müssen aufgrund des Wegfalles eines zentralen Mitarbeiters angepasst werden, Funktionen und Tätigkeitsbereiche werden aufgrund der Mängelliste neu zugeschnitten. Deshalb wird es auch größere organisatorische Umstellungen im Bad geben, die nicht nur den Mitarbeitern zugutekommen, sondern auch nach der Widereröffnung von den Badegästen positiv bemerkt werden sollen.

Tafel im Schwimmbadbistro. Das Bad selbst nimmt derzeit eine noch unbestimmte Auszeit. | Foto: Daniel Schneider

Alle aufgelaufenen Probleme werden nun parallel zu lösen versucht. Die Personalsuche läuft, die Umstrukturierungen werden geplant und an der Beseitigung der Fehlerquellen, die zur irrtümlichen Auslösung der Brandmeldeanlagen führen, wird gearbeitet. Dass die Problemfelder nun gemeinsam angegangen werden können, darf sogar als Vorteil gelten, weil nicht parallel auf den Badebetrieb Rücksicht genommen werden muss. Aber es wird dennoch einige Zeit in Anspruch nehmen, und wie lange das genau sein wird, das können die Verantwortlichen derzeit nicht genauer prognostizieren. „Im Frühjahr 2025“ werde man wieder öffnen können, sagt Nolte.

Die weiteren Umbaupläne, die den Aus- und Weiterbau zum größeren Freizeitbad anpeilen, sind von den jetzigen Schwierigkeiten übrigens nicht betroffen, sagt Bäderbetriebe-Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Silbermann. Die Schritte dafür liefen regulär weiter.

Plan B

Was passiert mit Gutscheinen oder Guthaben, die nun nicht genutzt werden können oder sogar ablaufen, während das Schwimmbad geschlossen ist? „Niemand soll einen finanziellen Schaden erleiden“, sagt Bürgermeister Carsten Piellusch. Erworbene Zeitkarten, die aktuell nicht genutzt werden können, lassen sich zurückgeben, und bei ausgestellten Geschenkgutscheinen soll niemand benachteiligt werden: Sollte ein Gutschein just in dieser Zeit ablaufen, kann er trotzdem bei der Wiedereröffnung des Bades noch eingelöst werden – die Gültigkeitsdauern werden stillschweigend entsprechend verlängert.

„Niemand soll einen finanziellen Schaden erleiden“

Carsten Piellusch

Und was passiert, wenn sich die technischen Schwierigkeiten nicht so schnell beheben lassen oder die geplante Einstellung neuen Personals nicht den gewünschten Erfolg zeigt? Geschäftsführer Nolte hat mit der Frage gerechnet und gibt einen Ausblick auf „Plan B“, sollten alle Stricke reißen: In diesem Fall werde das Hallenbad im Frühjahr trotzdem öffnen, aber gewissermaßen in einem reduzierten Modus: Man werde dann Vereins- und Schulschwimmen wieder ermöglichen, aber darüber hinaus noch kein Angebot machen können. Bei dann wohl zeitlich eingeschränktem Betrieb bliebe die Allgemeinheit vom Schwimmbadbesuch zunächst weiterhin ausgeschlossen.

Thomas Silbermann, Florian Wagner, Cornelius Nolte und Carsten Piellusch (v.l.) im geschlossenen Schwimmbad | Foto: Daniel Schneider

Geld gespart wird mit der ungeplanten Hallenbadpause nicht, im Gegenteil. Eine Summe, wie hoch die Verluste sind, weil ein Hallenbad samt Personal im Betriebszustand gehalten wird, ohne dass Besucher kommen können, will man derzeit jedoch nicht nennen. Zu einem späteren Zeitpunkt werde man bilanzieren. Abgemildert werden könnten die Kosten allenfalls etwas, da zum Beispiel das Beckenwasser aktuell nicht mehr auf Badebetriebtemperatur aufgeheizt werden müsse.

Auf die Frage der Auepost, ob sogar der Fall eintreten könne, dass die Wiederöffnung des Hallenbades übersprungen und direkt in den Freibadbetrieb beim Freibad Bokeloh gestartet wird, winkt Silbermann ab: Das seien Zeiträume, die aktuell nicht relevant sind, die Freibadöffnung sei noch lange entfernt. Nolte ergänzt: Man konzentriere sich nun auf die Wiedereröffnung des Wunstorf Elements, das Freibad spiele in den aktuellen Plänen keine Rolle.

Siehe auch: Wunstorf Elements öffnet in diesem Jahr nicht mehr
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Kommentare


  • fred sagt:

    Es ist unglaublich was in Wunstorf passiert, innerhalb von 10 Jahren hat sich alles merklich verschlechtert, Radwege, Schulen, Freizeitangebot, Sporthallenbelegung, Innenstdt, Parkgebühren….

    Der Wasserkopf muss weg und endlich Macher ans Werk um Wunstorf fit für die Zukunft und unsere Kinder zu machen.

  • Kelevra72 sagt:

    Passiert in fast jeder Behörde: MA mit etlichen 2. – und 3. Funktion und unterirdischer Bezahlung. Dafür macht man dann den Bademeister, Techniker, usw. in Personalunion. Und dann schauen alle dumm aus der Wäsche, wenn ein MA krank wird und damit (theor.) 4 Personen/Funktionen ausfallen. Oder die MA sich das nicht mehr „gönnen“ wollen, dass sie 3-4 Tätigkeiten auf einer Stelle ausführen.

    Selbstgemachte Probleme. Richtig planen, entsprechend bezahlen. Backup für entsprechendes Personal, usw.

    Wer auf Messers Schneide und am finanziellen Minimum plant, darf nicht einmal ausrutschen.

  • Basti g. sagt:

    Abreißen und Neubauen der Staat hat genug Geld ! Milliarden gehen ins Ausland und für uns ist nix da

  • Basti g. sagt:

    Ganz Wunstorf macht sich doch lächerlich eine Stadt mit soviel Gewerbe (Gewerbesteuereinnahmen) und kein Geld für unsere Sport und kinderstätten

    • Rat sagt:

      Finden Sie das Budget im Haushalt 2025 für die Schulen und KiTas nicht als ausreichend?
      Ich find es enorm, was die Stadt dort im Finanzhaushalt investiert und auch für den laufenden Betrieb im Ergebnishaushalt aufwendet.
      Dass ein Teil der Gewerbesteuer an die Region abzuführen ist, ist sicherlich auch bekannt?

  • nanouk sagt:

    Tja, glaubwürdig ist das Alles nicht mehr!!

  • fred sagt:

    @Rat: ja es ist enorm…aber es reicht nicht um das alles wieder zukunftsfähig zu machen. wenn ich von der Autobahn kommend durch Lagerhallenschluchten fahre bis ich in der „Innenstadt“ bin, wenn ich mein Kinder zur maraoden Schule bringe, wenn der Unterricht ausfällt und statt des Ausmajbilder in der Vertetungsstunde gemaltwerden, wenn es keine schwimmkurse gibt, ach so ja auch kein Schwimmbad, wenn das Radfahren durch Wunstorf lebensgefährlich ist, wenn Baustellen ewig dauern , Lustige geld-blaue Wunstorfbuchstaben aufgestellt werden, das Autokunstwerk aus der Barne zweimal umgesetzt wird ( und nicht endlich dem Wertstoffkreislauf hinzugefügt wird) Plätze ohne Schatten gebaut werden, Ein Bürgerpv Beteidigungskonzept nicht in Gang kommt, Klimaschutz nicht sichtbar vorrangetrieben wird, Vion vergammeld obwohl energiesparender, resourcenschonender Wohnraum fehlt. dann bin ich mir sicher das die enormen Investitionsn nicht ausreichend sind.

    Ich hoffe auf bessere Zeiten.

    • Erwin sagt:

      Schwimmbad schließen ist doch „Klimaschutz vorrantreiben“ in Reinkultur, genauso, wie den Menschen in der Barne die Autos per Leuchtturmprojekt Verkehrswende wegnehmen wollen in den Augen derer, die erstaunlicherweise tatsächlich glauben, dass solche Maßnahmen wirksam sind, während der Rest der Welt seinen CO2 Ausstoß verdreifachte.
      Aberglaube ist zwar nicht verboten, doch meistens schädlich.

  • Hoffmann H. sagt:

    Aber 1,2 Millionen für den Umbau eines Flüchtlingsheim oder einfach mal eine Tiefgarage kaufen.

  • Klaus sagt:

    Ist die Bezahlung für Betriebsleiter noch immer bei TvÖD 9?

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