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Lost Places: Das alte Wunstorfer Freibad – 10 Jahre danach

20.10.2024 • Daniel Schneider • 4 Min.Kommentare: 1

In diesem Ort stecken so viele Erinnerungen – und das alte Wunstorfer Freibad wirkt, als wollte es sie noch möglichst lange festhalten. Aber Bäume und Sträucher erobern sich immer mehr Raum zurück – und manch eindringender Besucher erledigt den Rest. Eine Rückkehr zum Lost Place mitten im Herzen der Stadt.

20.10.2024
Daniel Schneider
4 Min.
Schließfächer im verlassenen Freibad

Es ist eine der mittlerweile am längsten bestehenden Brachen in Wunstorf – ein Lost Place mitten im Herzen der Kernstadt. Neben Jahnplatz und Polizeikommissariat liegt es nicht weit von der Fußgängerzone entfernt zwischen Wohnsiedlungen – und direkt neben der Südaue: Das alte Wunstorfer Freibad.

Bereits 2016 hatte die Auepost einen Blick gewagt: Damals war das Freibad gerade einmal drei Jahre geschlossen gewesen. Das Bad wirkte damals verwunschen, wie in einem Dornröschenschlaf. Fast alles schien noch intakt, die ungenutzten Becken waren sogar noch mit Wasser gefüllt. Nur das Gras wuchs hoch und verriet, dass es sich um einen aufgegebenen Ort handelte.

Eine Bürgerbeteiligung, was mit dem Areal danach passieren sollte, ist fast ebenso lange her – und führte zu nichts. Fast schien es so, als hätte Wunstorf sein altes Freibad über die Jahre einfach vergessen, verdrängt aus dem Bewusstsein, verdrängt damit vielleicht auch die schönen Erinnerungen an alte Tage.

Die Wunstorfer Ortsgruppe der DLRG nutzte das Gebäude noch als Quartier, es gab Zwischennutzungen als Lagerstätte oder als Aufstellort für einen temporären Mobilfunkmasten. Doch auch die Rettungsschwimmer sind inzwischen ausgezogen, Mobilfunkmast und Baumateriallager sind wieder verschwunden.

Vom alten Freibad steht im Grunde nur noch das Funktionsgebäude
Ein altes Emaillewaschbecken steht Kopf
Bäume und Sträucher wachsen in den Duschtrakt hinein
Eingeworfene Scheiben hinter den aufgebrochenen Fensterläden
Hinweisschilder haben ihre Funktion verloren

2020 waren dann das große Becken und die übrigen Wasseranlagen abgerissen und der Boden eingeebnet worden – aus Sicherheitsgründen. Längst hatten auch ungebetene Gäste das Areal entdeckt, Fenster und Türen aufgebrochen, Graffiti gesprüht und einen abgefahrenen Ort zum Abhängen gefunden. Dass doch noch irgendwann einmal jemand tot im Becken treibend entdeckt wurde, diese Gefahr war damit zumindest gebannt.

Rückkehr ins alte Freibad

Inzwischen sind viele weitere Jahre ins Land gegangen – und das Freibadgelände ist weiter verwildert. Die Gebäude des Schwimmbades stehen weiterhin – aber vor allem der lange Bau mit den Umkleiden und Duschen hat weiter gelitten. Die Markise am Kiosk hängt schlapp herab, die damals noch vorhandenen Fensterscheiben und Türen sind eingeschlagen oder durch Holzverschläge ersetzt worden – die teils wiederum eingeschlagen wurden. Das einst stolze Bad, das erste Schwimmbad überhaupt im heutigen Stadtgebiet, ist nur noch eine Ruine.

Damals, 2016 beim ersten Besuch, wäre es nicht in den Sinn gekommen, dass das Bad noch ein weiteres Jahrzehnt in diesem Zustand verbleiben würde. Tatsächlich weckte vor allem die Lage Begehrlichkeiten: Die Politik hatte sich Innenstadtverdichtung auf die Fahnen geschrieben, die Schaffung neuen Wohnraums im Zentrum. Das aufgegebene Gelände schien dafür wie gemacht zu sein. Doch erste Überlegungen gingen deutlich über den Freibadbereich hinaus. Das historische Areal, das einst auch den Jahnplatz, der nun Sportplatz und weiterhin Freizeitfläche für die Umgebung war, umfasste, sollte als Gesamtes betrachtet werden.

Freibad ohne Schwimmbecken
Eingangsschloss
Jemand hat ein Herz zwischen Efeu gesprüht
Pommes und Eis sind aus
Wie ein Bunker wirkt der Technikbau
Original-Fensterläden am Schwimmbadbau

Ein kleines neues Viertel entlang der Südaue, mit ein bisschen übrig gebliebenem Grün, das schien das Gebot der Stunde zu sein. Aber die Pläne blieben letztlich in der Schublade – als hätte man im letzten Moment doch Bedenken bekommen, einen so geschichtsträchtigen Ort einfach zum Bauland zu erklären. Oder als hätte man gewusst, welche Energie der Anwohnerprotest entwickeln würde. Als die früheren Bebauungspläne wieder aufgegriffen wurden, machten die Menschen mobil, um für den Erhalt des Grüngürtels, der die Innenstadt durchzieht, auch vor ihren Haustüren zu kämpfen.

Die Natur kehrt zurück

Für großzügige Bebauung fehlte auf einmal die gesellschaftliche Akzeptanz. Inzwischen ist die Politik von Bebauungsplänen für den Jahnplatz vollends abgerückt.

Das Eingangsschild ist immer noch lesbar
Aber das Grün wächst immer höher – und lässt den Freibadbau nur noch klein herausschauen
Damals noch als Kiosk erkennbar – nun fehlen die Glasscheiben
Der alte Kioskbereich ist verrammelt – und doch wieder aufgebrochen worden
Das Eingangsgebäude steht ebenfalls noch
Hier war einst das große Schwimmbecken
Zeitungen werden über ein Jahrzehnt schon nicht mehr gebracht
Verwildertes Gelände hinter dem einstigen Haupteingang

Nur was mit dem Freibadgelände geschehen soll, das ist weiterhin unklar. Ein Arbeitskreis beschäftigt sich mittlerweile losgelöst von der Kommunalpolitik mit der Angelegenheit, und auch von den gewählten Stadtvertretern kommen jüngst ganz neue Ideen.

Die Diskussionen werden weitergehen, was genau mit dem alten Freibad passieren soll. Bis dahin dürfte das Gebiet ein Lost Place bleiben, ein aufgegebener Ort. Die Natur erobert sich das Gelände weiter zurück und bewächst zugeschüttete Becken, stillgelegte Duschen und stets offen stehende Schließfächer, die die Erinnerung an früher noch etwas länger einzuschließen versuchen.

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Kommentare


  • Bernd-Michael Rosenbusch sagt:

    Die verantwortlichen Politiker sollten sich schämen, dieses wunderschöne Bad aufgegeben zu haben. Es ist ein Armutzeugnis und ein Beleg dafür, dass Wunstorf nicht die „schönste Innenstadt der Region“ ist, sondern die Hauptstadt der Ruinen. (Freibad, Viongelände etc). Die Innerstadt verödet. Wo bleiben die Innovativen Ideen und wann hört endlich das Gequatsche auf, was man besser machen könnte. Handeln – nicht labbern!! Das ist das Gebot der Stunde.

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