Wunstorf (as). Es ist ein Bauvorhaben der Superlative, das jetzt mit dem groß inszenierten Spatenstich den offiziellen Anfang nimmt: Auf einem Grundstück im Winkel der Bundesstraße 442 zwischen Klein Heidorn und Großenheidorn entstehen eine Wartungshalle mit Nebengebäuden, eine Abstellfläche für zwei militärische Airbusse und Straßen. Das Gelände direkt am Fliegerhorst ist 125.000 Quadratmeter groß, 97.000 werden bebaut. Ein begrünter Erdwall soll die Anlage einfassen und zur Straße abschirmen.
Allein die Wartungshalle ist fast 12.000 Quadratmeter groß und kann zwei A400M aufnehmen. Mit einer Ausdehnung von 140 mal 85 Metern und einer Höhe von 29 Metern wird das Gebäude das größte der Stadt. Das Projekt ist bis 2027 die umfangreichste industrielle Baustelle der Region Hannover. Die Kosten werden wie ein Staatsgeheimnis behandelt. Alle Recherchen enden bei der immer gleichen Antwort: Airbus Defence and Space investiert einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ in den supermodernen Wartungskomplex. „Defence and Space“ ist ein Geschäftsbereich der Airbus Group, spezialisiert auf militärische Luftfahrt, militärische und zivile Raumfahrtsysteme sowie Sensoren und Kommunikationstechnologie für Verteidigung und Sicherheit.
Die Super-Halle ist auch als Konstruktion herausragend: Der Werkstattbereich ist freitragend angelegt, es gibt keine Mittelstützen. Das Trägersystem überragt das Hallendach um weitere elf Meter. Mit dem Bauwerk verändert das Gelände zwischen Fliegerhorst und Großenheidorn vollkommen sein Gesicht. Unübersehbar ergänzt und überragt die Wartungswerkstatt die Anlagen des Fliegerhorstes, den der Bund in den vergangenen Jahren für insgesamt 750 Millionen Euro ausgebaut hat – für den A400M.
Im neunzigsten Jahr seiner Geschichte ist der Horst als Heimat des Lufttransportgeschwaders 62 einer der wichtigsten Standorte der Bundeswehr. Das Geschwader mit 41 Maschinen ist der größte fliegende Verband der Luftwaffe. In den nächsten Jahren kommen weitere Maschinen hinzu. Die ohnehin große Bedeutung der Transportfliegerei ist in der jüngsten Vergangenheit noch gewachsen: Das Mammut-Manöver Air Defender vor wenigen Monaten hat das gezeigt, die Rettungseinsätze der Wunstorfer Flieger in Kabul, in der Türkei, im Sudan, in Mali und nicht zuletzt vor ein paar Tagen in Israel sprechen für sich.
Airbus-Chef Michael Schöllhorn, promovierter Maschinenbauingenieur und einer der Redner beim Spatenstich, nennt den von seinem Unternehmen entwickelten und gefertigten militärischen Airbus zuweilen das Rückgrat der Luftwaffe. Für andere Experten ist das auch der Eurofighter. In Wunstorf folgten jetzt aber beim offiziellen Baubeginn alle Sprecher in ihren Einschätzungen dem Airbus-Manager.
Sei der A400M das Rückgrat, dann gehe es im neuen Wartungszentrum um die Wirbel und die Bandscheiben. Das Projekt sei ein Symbol für die erfolgreiche Zeitenwende und das Geschwader ein hervorragender Botschafter für die Bundeswehr, sagte Schöllhorn.
Schöllhorn ging vor den mehr als 200 Ehrengästen des Spatenstichs auf die Vorgeschichte des Projekts ein: Die Idee stamme von einem Praktiker des Lufttransports, dem es wichtig erschien, mit der regelmäßigen Wartung direkt am Einsatzort der Flugzeuge zu sein. Schon 2018 habe es erste Gespräche mit der Stadt Wunstorf gegeben. Airbus habe hier in der Stadt „beispielhafte Unterstützung“ erfahren. Schöllhorn würdigte Bürgermeister Carsten Piellusch und besonders dessen Vorgänger Axel Eberhardt: „Ohne Sie wären wir heute nicht hier.“
Ab Ende 2026 werde es für Wartung und Reparatur „die denkbar kürzesten Wege“ geben. Die Maschinen müssen dann nicht mehr nach Manching fliegen, sondern werden vom Fliegerhorst-Gelände auf das Nachbargrundstück in die Riesen-Halle gezogen. Schöllhorn berichtete auch, dass der neue Airbus-Standort keine fremde Energie brauchen werde: Solar- und Geo-Thermie sollen die Anlage unabhängig machen.
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