Wunstorf (ds). Seit der vergangenen Woche kann auf vielen Parkplätzen rund um die Wunstorfer Innenstadt wieder zwei Stunden statt nur eine Stunde lang geparkt werden. In der Südstraße, Am Stadtgraben, im Abteihof, in der Speckenstraße, Am Burgmannshof, in der Küsterstraße und in der Langen Straße wurde die Höchstparkzeit entsprechend angepasst.
Beschlossen worden war die Änderung bereits zu Anfang des Jahres – doch einfach neue Schilder aufstellen und die Regelung in Kraft setzen war nicht sofort möglich. Abgewartet werden musste auch die Umstellung bzw. Neuprogrammierung der Parkscheinautomaten. Da der entsprechende Dienstleister jedoch nicht sofort tätig werden konnte und entsprechende Vorlaufzeiten hat, zog sich die Umsetzung hin.
Der jetzt vollzogenen Änderung waren lange Diskussionen vorausgegangen. Seit nun inzwischen vier Jahren wird immer wieder an den verkehrstechnischen Stellschrauben der Innenstadt gedreht: Gestützt auf ein Parkplatzgutachten, wurde das System der Innenstadtparkplätze reformiert. Im Herbst 2020 erarbeitet, wurde es im Herbst 2021 umgesetzt: Parken entlang der Wunstorfer Innenstadt wurde teurer, es wurde stellenweise kürzer – und die Gebührenpflicht galt prinzipiell eine Stunde länger am Tag.
Der ursprüngliche Plan war, die straßenbegleitenden, vormals mit Parkscheibe nutzbaren Parkplätze gebührenpflichtig zu machen und die Nutzungsdauer einzuschränken – damit diejenigen, die länger parken wollen, auch wirklich die großen Parkplätze ansteuern. Für diejenigen, die nur schnell eine Besorgung machen wollten, sollte im Gegenzug auch unmittelbar in der Nähe der Ziele immer genügend Parkraum zur Verfügung stehen. Lästiger Parkplatzsuchverkehr sollte damit ebenfalls der Vergangenheit angehören. Und die Einnahmen für die Stadtkasse sollten steigen: Zusätzliche 1,5 Millionen Euro im Jahr waren idealerweise das Ziel, als Ausgleich für die abgeschafften Anwohnerstraßenkosten.
Ganz so wie geplant funktionierte es aber nicht. Die neuen Parkplatzregeln führten stattdessen in mehrfacher Hinsicht zu Ärger und Verdruss: Für die Werbegemeinschaft Wunstorf war es einerseits einer der Tropfen, der das Fass im Streit mit der Stadt zum Überlaufen brachte. Aus Sicht vieler Händler wirkte es nämlich so, als würde die Stadt das Parken für die Kundschaft in der Innenstadt nun ausgerechnet in wirtschaftlich schwierigen Zeiten massiv erschweren, statt es attraktiver zu machen.
Aber es ging nicht nur um wirtschaftspolitische Aspekte, tatsächlich funktionierte die Idee nicht richtig: Denn offenbar nicht ausreichend bedacht worden war, dass es auch eine verkehrspsychologische Komponente gab. Innenstadtkunden, die nun plötzlich auf den gewohnten Parkplätzen nicht mehr kostenlos zwei Stunden parken konnten, sondern einen Parkschein ziehen und nach spätestens einer Stunde wieder zurück am Fahrzeug sein mussten, gerieten in Stress – und gaben diese Erfahrungen auch in den Geschäften weiter. Was wiederum den Effekt verstärkte, dass unter der Händlerschaft der Unmut über die neuen Parkregeln stieg.
Dass solche Änderungen auch unvorhergesehene Nebenwirkungen haben können und sich Parkplatzsuchende nicht wie in den Planungen verhalten, das war offenbar nicht ausreichend berücksichtigt worden. Vor allem zur Anfangszeit, als die neuen Regelungen erstmals umgesetzt wurden, hatten sie zu viel Verwirrung geführt. Bisherige Benutzer der großen Parkplätze dachten plötzlich, dass auch dort nur noch eine Stunde geparkt werden dürfte – und steuerten die großen Parkplätze teils gar nicht mehr an, sondern nahmen den erstbesten 1-Stunden-Parkplatz und hetzten dann durch die Fußgängerzone. Auch Patienten von Praxen in der Innenstadt waren verunsichert: Viele Termine mit Wartezeiten schienen sich mit 1-Stunden-Parken gar nicht mehr abdecken zu lassen.
Das sogenannte „Grundrauschen“, das für viele Geschäfte der Fußgängerzone überlebenswichtig ist, wurde in diesen Fällen zunichtegemacht: Innenstadtbesucher holten nur ein vorbestelltes Produkt ab oder suchten gezielt einen bestimmten Laden auf oder nahmen einen Termin wahr, nahmen sich aber nicht mehr die Zeit, vielleicht noch etwas anderes zu entdecken, ein Eis zu essen oder zu bummeln. Und ein Imageschaden drohte: Bisherige Begeisterung für die Wunstorfer Innenstadt könnte sich schnell in Frust verwandeln, wie etwa Verkehrsexperte Andreas Gustafsson warnte.
Dafür waren die neuen 1-Stunden-Parkplätze zwar auch gar nicht gedacht, sie sollten wirklich nur für diejenigen da sein, die gezielt für wenige Minuten in die Innenstadt wollten und danach gleich weiterfahren. Doch dieses Prinzip bleibt erklärungsbedürftig, wurde aber nie richtig erklärt – ein Parkleitsystem, anhand dessen Autofahrer die Wunstorfer Parkstrukturen im Gesamten nachvollziehen könnten, existiert bis heute nicht.
Doch im Rathaus hielt man an den neuen Regeln fest, lange Zeit habe es konsequent geheißen, dass man sich an den Realitäten orientieren wolle. Die besagen nach wie vor, untermauert von einer Überprüfung des von der Stadt in Auftrag gegebenen Verkehrsgutachtens, dass die Begrenzung auf eine Stunde Parkzeit der Gesamtparkstruktur in Wunstorf am besten nutzen würde. Doch die Politik nahm nun die Sorgen und Bedenken der Händlerschaft auf und hatte inzwischen formuliert, dass man doch lieber auch auf die Gefühle der Menschen Rücksicht nehmen wolle.
Daraus wurde der nun umgesetzte Kompromiss. Die Parkgebührenpflicht auf den Parkplätzen bleibt, aber die 1-Stunden-Parkplätze sind abgeschafft. Parken ist auf den straßenbegleitenden öffentlichen Innenstadtparkplätzen nun wieder zwei Stunden lang möglich. Auf den großen Parkplätzen ändert sich nichts, dort kann ohne Zeitbeschränkung kostenpflichtig geparkt werden.
Ironischerweise könnte sich das Wunstorfer Parkplatzproblem damit nun wieder verschärfen: Gerade erst haben die Verkehrsteilnehmer gelernt, wo man länger stehen kann und wo Parkplätze eher frei sind. Mit der aktuellen Änderung ist aber damit zu rechnen, dass explizite Kurzzeitparker künftig an den Straßen öfter bereits besetzte Parkplätze vorfinden. Diese Autofahrer könnten dann notgedrungen die größeren Parkplätze ansteuern, wo es wieder voller wird – und damit auch die Langzeitparker wieder stärker in Parkplatzsuchstress bringen.
Eigentlich müsste die Stadt den Leuten noch Geld fürs Parken geben – ansonsten wird es immer schwieriger noch Besucher (insbesondere von auswärts) in diese immer mehr vom Leerstand geprägte Innenstadt und ihr dünnes Angebot zu locken.
Herr Habeck würde jetzt sagen „das war nur ein Test! Wie weit man gehen kann“.
Einfach mal machen! Den Leuten auf den Sack gehen. Einfach irgendwelche Schnapps-Ideologien durchprügeln.
Und wenn man dann genug Schaden angerichtet hat……einfach zurückrudern.
Aber auf keinen Fall VORHER auf die Meinung und Erfahrungen von Anderen hören, die evtl. mehr Plan haben als der „Ideologische Durchprügler“!